Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
SdG 12 - Der Goldene Herrscher

SdG 12 - Der Goldene Herrscher

Titel: SdG 12 - Der Goldene Herrscher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
Vom Netzwerk:
herrschen!«
    »Auf dieser Insel gibt es keine Gefangenen«, sagte Kernig. Ihr Gesicht nahm einen hochmütigen Ausdruck an, während sie die Arme verschränkte. »Blutopfer hätten sowieso nichts genützt, du ungebildeter Dummkopf- schließlich ist es einfach nur Eis. Die großen Eisflächen im Norden sind auseinandergebrochen und haben sich in Bewegung gesetzt - ja, vor gerade mal einer Woche haben wir hier noch ordentlich geschwitzt, und das gibt’s auf der Zweiten Jungfrau eigentlich nie. Ich muss das wissen, denn ich bin hier geboren.«
    »Deine Eltern waren Gefangene?«
    »Hast du nicht gehört, was ich gesagt habe, Skorgen Kaban? Auf dieser Insel gibt es keine Gefangenen …«
    »Seit ihr eure Gefängniswärter rausgeworfen habt, meinst du.«
    »Das reicht«, sagte Shurq Elalle, die sah, dass Kernigs Verärgerung noch um ein paar Grade zunahm - und sie war bereits ziemlich groß. »Die Zweite Jungfrau ist jetzt unabhängig, und das nötigt mir grenzenlose Bewunderung ab. Sag mir, wie viele Edur-Schiffe haben eure Insel während der Invasion angegriffen?«
    Kernig schnaubte. »Sie haben einen Blick auf die Befestigungsanlagen geworfen und kurz an den Magiern geschnüffelt, die wir auf die Mauern gestellt hatten, und haben dann einen Bogen um uns gemacht.«
    Die Augenbrauen des Kapitäns hoben sich ein Stückchen. »Ich habe gehört, es hätte einen Kampf gegeben.«
    »Hat es auch. Als unsere glorreiche Befreiung verkündet wurde. Kurz nach den schrecklichen Unfällen, denen unsere Direktorin und ihre Kumpane zum Opfer gefallen sind.«
    »Unfälle, ha! Der war gut.«
    Shurq Elalle warf ihrem Ersten Maat einen finsteren Blick zu, aber wie die meisten Männer war er für so eine wortlose Warnung unempfänglich.
    »Ich werde die fünfzehn Stummel jetzt mitnehmen«, sagte Kernig kühl. »Sowie die fünf Stummel Landganggebühren, da ich annehme, dass ihr an Land kommen werdet, um Vorräte zu kaufen oder eure Fracht zu verkaufen oder beides.«
    »Von den fünf Stummel hast du aber …«
    »Mein Hübscher«, unterbrach ihn Shurq Elalle, »geh runter, und sieh nach Kurz - vielleicht hat sie ja Fragen, was unsere Waren angeht.«
    »In Ordnung, Kapitän.« Nach einem letzten düsteren Blick auf Kernig humpelte er zur Luke.
    Kernig sah Shurq Elalle einen Herzschlag lang argwöhnisch an, ließ dann den Blick über die anderen Seeleute schweifen. »Ihr seid Piraten.«
    »Mach dich nicht lächerlich. Wir sind unabhängige Händler. Auf eurer Insel gibt es keine Gefangenen, auf meinem Schiff gibt es keine Piraten.«
    »Was willst du mit dieser Feststellung andeuten?«
    »Nun, wenn ich irgendetwas angedeutet hätte, hättest du es offensichtlich nicht mitbekommen. Ich gehe davon aus, dass du nicht der Hafenmeister bist, sondern einfach nur eine von denen, die Gebühren eintreiben.« Sie drehte sich um, als erst Skorgen und dann Kurz wieder an Deck kamen. Die Augen der kleinen Frau leuchteten.
    »Kernig, die haben vielleicht Zeug!«
    »Na, das ist mal ein knapper Bericht«, sagte Shurq Elalle. »Kurz, teile dem Hafenmeister mit, dass wir einen Liegeplatz an einem der steinernen Piers wollen, um unsere Ladung leichter löschen zu können. Außerdem könnte es sich als … lohnend erweisen, einen Boten zu den in Frage kommenden Käufern zu schicken.« Sie schaute kurz Kernig an, blickt wieder weg, als sie fortfuhr: »Was weitere Liege- und Landungsgebühren angeht, werde ich das mit dem Hafenmeister persönlich abwickeln, sobald ich seine Provision mit ihm ausgehandelt habe.«
    »Du hältst dich wohl für schlau, was?«, schnappte Kernig. »Ich hätte einen Trupp Wächter mitbringen sollen - wie hätte dir das gefallen, Kapitän? Die hier und da ein bisschen rumgestochert und sich die Sachen so richtig angeschaut hätten. Wie hätte dir das gefallen?«
    »Kurz, wer herrscht über die Zweite Jungfrau?«, fragte Shurq Elalle.
    »Triller Brullyg, Kapitän. Er ist der Großmeister der Vermeintlichen Versammlung.«
    »Die Vermeintliche Versammlung? Bist du dir sicher, dass du da das richtige Wort gebraucht hast, Mädchen? Vermeintlich?«
    »Das habe ich gesagt, ja. Das stimmt doch, oder, Kernig?«
    »Kapitän Elalle glaubt, sie wäre schlau, aber so schlau ist sie gar nicht, stimmt’s? Warte mal ab, bis sie Triller Brullyg begegnet, da wird sie vielleicht überrascht sein …«
    »Eigentlich nicht«, sagte Shurq. »Zufällig kenne ich Triller Brullyg. Ich weiß sogar, für welches Verbrechen er verurteilt wurde. Überraschend ist

Weitere Kostenlose Bücher