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SdG 12 - Der Goldene Herrscher

SdG 12 - Der Goldene Herrscher

Titel: SdG 12 - Der Goldene Herrscher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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für mich nur, dass er noch am Leben ist.«
    »Niemand bringt Triller Brullyg so leicht um«, sagte Kernig.
    Einer aus der Mannschaft fing an zu lachen, verwandelte das Lachen jedoch rasch in ein Husten.
    »Wir warten auf die Antwort des Hafenmeisters«, sagte Shurq Elalle.
    Kernig und Kurz kehrten zu ihrem Leichter zurück, und die Erstere griff zu den Riemen.
    »Merkwürdige Frauen«, murmelte Skorgen Kaban, während sie dem sich entfernenden Boot hinterherschauten.
    »Eine Insel voller eingeborener Gefangener«, antwortete Shurq leise. »Bist du tatsächlich überrascht, mein Hübscher? Und als wenn das noch nicht reichen würde, herrscht über den Haufen auch noch ein reinrassiger Triller - der zufälligerweise vollkommen verrückt ist. Ich sage dir, unser Aufenthalt hier dürfte sich als sehr interessant erweisen.«
    »Ich hasse es, wenn Dinge interessant sind.«
    »Und vermutlich auch einträglich.«
    »Oh, gut. Ich mag Dinge, die einträglich sind. Solange die Dinge einträglich sind, kann ich auch schlucken, dass sie interessant sind.«
    »Sorg dafür, dass die Mannschaft bereit ist, den Anker einzuholen. Ich glaube nicht, dass wir allzu lange warten müssen, bis wir die Signalflagge des Hafenmeisters zu sehen bekommen.«
    »Alles klar, Kapitän.«
     
    Udinaas saß da und schaute zu, wie sie ihr Schwert putzte und einölte. Ein Edur-Schwert, das ihr von einem Krieger aus dem Volk der Tiste Edur überreicht worden war. Alles, was sie jetzt noch brauchte, war ein Haus, damit sie das verdammte Ding vergraben konnte. Oh, ja, und natürlich die schicksalhafte Rückkehr des zukünftigen Ehemannes. Nun, vielleicht bedeutete es ja auch gar nichts; vielleicht war es nur eine hilfreiche Geste von einem von Forchts Brüdern gewesen - von dem einzigen der Sengar-Brüder, den Udinaas tatsächlich respektierte. Vielleicht, vielleicht auch nicht.
    Der unaufhörliche Singsang summte durch die steinernen Wände, ein Geräusch, das sogar noch schlimmer war als das ungeschliffene Wehklagen der weiblichen Edur bei Trauerfeiern. Die Onyx-Magier berieten sich. Wenn diese Behauptung richtig war, dann war die priesterliche Version ihrer Sprache unverständlich und hatte nichts von dem Rhythmus, den man normalerweise in Gesang und Rede finden konnte. Und wenn es nichts weiter war als ein Gesang, konnten sich die alten Narren noch nicht einmal auf das Tempo einigen.
    Und er hatte die Tiste Edur schon merkwürdig gefunden. Dabei waren sie nichts im Vergleich zu diesen Tiste Andii, die den mürrischen Blick zu einem unmenschlichen Extrem gesteigert hatten.
    Was allerdings auch kein Wunder war. Die Andara war ein bröckelndes Schwarzsteinbauwerk am Fuß einer mit Abfall übersäten Schlucht. So abgeschieden wie ein Gefängnis. Die Wände der Klippe waren von Höhlen durchlöchert und mit unregelmäßigen Räumen gesprenkelt, aufgereiht wie gigantische zerplatzte Blasen entlang sich windender Tunnel. Es gab bodenlose Gruben, Sackgassen und Durchgänge, die so steil waren, dass man Strickleitern einsetzen musste, um sie zu benutzen. Ausgehöhlte Türme ragten wie umgekehrte Spitztürme aus massivem Grundgestein, während sich schmale Brücken aus weißem Bimsstein - in amorphe Formen gehauen und ohne Mörtel eingesetzt - im Bogen über unterirdische Klüfte spannten. An einem Ort gab es einen See aus erstarrter Lava, dessen Oberfläche glatter war als vom Wind blank geschliffenes Eis, und das Obsidian war von roten Adern durchzogen. Und das war das Zimmer des Versammelns, wo sich alle Einwohner treffen konnten - barfuß -, um Zeuge des endlosen Gezänks der Traummeister zu werden, die ansonsten als Onyx-Magier bekannt waren.
    Die Meister des Felsens, der Luft, der Wurzel, des Dunklen Wassers und der Nacht. Fünf Magier insgesamt, die sich über die Anordnung der feierlichen Umzüge stritten, über die Hierarchien der Sühne, die angemessene Saumlänge der Onyxroben und der Abtrünnige wusste, worüber sonst noch. Bei diesen halbverrückten Neurotikern wurde aus jedem Häuflein zusammengeschobenem Stoff eine Masse aus Falten und Kniffen.
    Nach allem, was Udinaas mitbekommen hatte, waren nicht mehr als vierzehn der ungefähr fünfhundert Bewohner - neben den Magiern selbst - reinblütige Tiste Andii, und von denen hatten nur drei jemals das Tageslicht gesehen - das sie drolligerweise die blinden Sterne nannten -, waren nur drei jemals zu der Welt dort oben emporgeklettert.
    Kein Wunder, dass sie alle den Verstand verloren hatten.
    »Woher

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