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SdG 12 - Der Goldene Herrscher

SdG 12 - Der Goldene Herrscher

Titel: SdG 12 - Der Goldene Herrscher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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kommt es wohl«, fragte Udinaas, »dass es manchmal mehr wie Weinen klingt, wenn Leute lachen?«
    Seren Pedac blickte von dem Schwert auf, das quer über ihren Oberschenkeln lag, einen ölverschmierten Lappen in den langfingrigen Händen. »Ich höre niemanden lachen. Oder weinen.«
    »Ich habe nicht notwendigerweise laut gemeint«, antwortete er.
    Ein Schnauben von Forcht Sengar, der auf einer Steinbank unweit der Türöffnung saß. »Die Langeweile raubt dir noch die letzten Fitzelchen geistiger Gesundheit, Sklave. Ich für meinen Teil werde sie nicht vermissen.«
    »Die Magier und Silchas streiten sich wahrscheinlich über die Art deiner Hinrichtung, Forcht Sengar«, sagte Udinaas. »Immerhin bist du ihr am meisten verhasster Feind. Ein Kind des Verräters, Brut der Lüge und all so was. Es passt zu deiner großen Suche, zumindest für den Augenblick, stimmt’s? In den Bau der Schlange - jeder Held muss das tun, richtig? Und wenige Augenblicke bevor das Verhängnis über dich kommt, zischt dein verzaubertes Schwert aus der Scheide, und böse Gefolgsleute sterben zu Dutzenden. Hast du dich jemals gefragt, wie die Nachwehen eines solchen Gemetzels wohl aussehen? Schreckliche Entvölkerung, auseinandergerissene Familien, weinende Säuglinge - und sollte die kritische Schwelle überschritten werden, dann ist die unausweichliche Auslöschung gewiss, schwebt wie ein grässliches Gespenst über ihnen. Oh, ja, ich habe als Kind meinen Anteil an heldenhaften Geschichten und Gedichten und dem ganzen Rest gehört. Aber ich habe immer angefangen, mir Gedanken zu machen … über die bösen Gefolgsleute, die Opfer jener strahlenden Helden und ihrer störrischen Rechtschaffenheit. Ich meine, jemand dringt in dein Versteck, dein geschätztes Heim ein - natürlich versuchst du da, ihn zu töten und zu essen. Wer würde das nicht tun? Da waren sie, alle auf ihre Weise gleich hässlich und verschlagen aussehend, mit ihren eigenen kleinen Leben beschäftigt, indem sie Schlingen flochten oder so was in der Art. Und dann der Schreck! Die Alarmglocken läuten! Die Eindringlinge sind irgendwie ihren Ketten entschlüpft, und in jedem Gang wütet der Tod!«
    Seren Pedac schob das Schwert in die Scheide. »Ich glaube, ich würde gerne deine Version einer solchen Geschichte hören, Udinaas. Wie sie deiner Meinung nach ablaufen sollte. Zumindest wird so die Zeit schneller vergehen.«
    »Ich möchte Kessels unschuldige Ohren lieber nicht versengen …«
    »Sie schläft. Etwas, was sie in letzter Zeit sehr häufig tut.«
    »Vielleicht ist sie krank.«
    »Vielleicht weiß sie auch einfach nur, wie man abwartet«, antwortete die Freisprecherin. »Also los, Udinaas, wie läuft dein heldenhaftes Epos, deine überarbeitete Version, ab?«
    »Nun, zunächst mal zur verborgenen Höhle der Bösen. Dort braut sich eine Krise zusammen. Alles, was ihnen wichtig war, ist durcheinandergeraten - ein früherer böser Herrscher, der keine Ahnung vom Verwalten hatte oder so. Und deshalb haben sie jetzt Verliese und raffinierte, aber letztlich nutzlose Foltergeräte. Sie haben Garkammern mit großen Kesseln, die auf menschliches Fleisch warten, um die Suppe zu versüßen - aber leider ist in letzter Zeit niemand vorbeigekommen. Schließlich hat die Höhle den Ruf, ein verfluchter Ort zu sein, von dem noch nie ein Abenteurer zurückgekehrt ist - was natürlich nichts als reichlich zweifelhafte Meinungsmache ist. Tatsächlich ist die Höhle ein guter Markt für die örtlichen Holzfäller und die Pech-Verschütter - ich meine, es gibt jede Menge große Herde und Fackeln und trübe Öllampen - das ist das Problem mit Höhlen - sie sind dunkel. Was noch schlimmer ist - alle da unten haben seit achthundert Jahren eine Erkältung. Wie auch immer, selbst ein Hort des Bösen unterliegt den Bedürfnissen eines annehmbaren Daseins. Gemüse, Scheffel mit Beeren, Gewürzen und Arzneien, Stoffe und Töpferwaren, Felle und gut abgekautes Leder, böse aussehende Hüte. Natürlich habe ich all die Waffen und die einschüchternden Uniformen noch nicht einmal erwähnt.«
    »Du hast den Faden deiner Erzählung verloren, Udinaas«, bemerkte Seren Pedac.
    »Das habe ich, und das ist auch ein wichtiger Punkt. So ist das Leben. Wir stolpern auf Abwege. Genau wie die bösen Gefolgsleute. Eine Krise - keine neuen Gefangenen, kein frisches Fleisch. Die Kinder hungern. Eine Katastrophe.«
    »Und wie sieht die Lösung aus?«
    »Na, sie erfinden eine Geschichte. Von einem magischen

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