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SdG 12 - Der Goldene Herrscher

SdG 12 - Der Goldene Herrscher

Titel: SdG 12 - Der Goldene Herrscher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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zu ihm. Ihre Schritte hallten laut auf dem steinernen Fußboden. »Dann hat der Gral also nicht übertrieben? Er wird die Vernichtung bringen?«
    »Ja.« Die Antwort war nur ein Flüstern.
    Sie konnte nicht anders - sie streckte die Arme aus, packte Varat an seinem zerlumpten Hemd, zog ihn dicht an sich heran. »Sagt es mir, verdammt! Kann er ihn töten? Kann Icarium ihn töten?«
    Maßloses Entsetzen spiegelte sich im Blick des Soldaten, als er nickte.
    Beim Segen des Abtrünnigen, vielleicht dieses Mal… »Varat Taun. Hört mir zu. Ich breche mit meiner Kompanie in zwei Tagen von hier auf und kehre in den Norden zurück. Ihr werdet mit mir reiten, so weit die Küste entlang, wie es notwendig ist - und dann reitet Ihr nach Osten, nach Blaurose. Ich kommandiere Euch zum Stab des dortigen Repräsentanten ab, habt Ihr verstanden? In zwei Tagen.«
    »Ja, Atri-Preda.«
    Sie ließ ihn los, schämte sich plötzlich ihres Ausbruchs. Doch ihre Knie fühlten sich immer noch weich an. Sie wischte sich den Schweiß aus den Augen. »Willkommen zurück, Leutnant«, sagte sie mit rauer Stimme, ohne ihn anzusehen. »Seid Ihr kräftig genug, um mich zu begleiten?«
    »Ja, Atri-Preda. Ich werde es versuchen.«
    »Gut.«
    Als sie den Raum verließen, trafen sie auf den Barbaren, den Gral-Krieger. Varat Taun stieß zischend die Luft aus.
    Taralack Veed war mitten im Korridor stehengeblieben und starrte den Leutnant an. »Du hast … dich erholt. Ich hätte nicht gedacht …« Er schüttelte den Kopf, fügte dann hinzu: »Ich freue mich, Soldat …«
    »Du hast uns wieder und wieder gewarnt«, sagte Varat Taun.
    Der Gral verzog das Gesicht, und einen Augenblick lang sah es so aus, als ob er ausspucken wollte, doch dann schien er es sich anders zu überlegen. »Das habe ich«, sagte er ernst. »Und ja, ich war dumm genug, ein neugieriger Zeuge zu sein …«
    »Und was ist nächstes Mal?« Varat Tauns Frage war ein Knurren.
    »Das brauchst du mich nicht zu fragen.«
    Der Leutnant starrte den Wilden scharf an, dann schien er in sich zusammenzusacken, und Yan Tovis war überrascht, als sie sah, wie Taralack Veed ein paar Schritte vorwärts machte, um Varat aufzufangen. Oh, es ist das, was sie gemeinsam erlebt haben. Das ist es. Das.
    Der Gral sah sie düster an. »Er ist halb tot vor Erschöpfung!«
    »Ja.«
    »Ich werde ihm helfen - wo führt Ihr uns hin, Atri-Preda?«
    »In ein gastfreundlicheres Quartier. Was machst du hier, Veed?«
    »Ich hatte plötzlich Angst«, sagte er, während er sich mit dem bewusstlosen Varat abmühte.
    Sie trat zu ihm, um ihm zu helfen. »Was für eine Angst?«
    »Dass er aufgehalten wird.«
    »Wer?«
    »Icarium. Dass Ihr ihn aufhalten würdet - jetzt, vor allem jetzt, da dieser Mann wieder bei Sinnen ist. Er wird Euch erzählen - er wird Euch alles erzählen …«
    »Taralack Veed«, sagte sie mit harter Stimme, »der Leutnant und ich werden diese Stadt in zwei Tagen verlassen. Wir reiten nach Norden. Bis wir aufbrechen, kümmere ich mich um Varat Taun. Ich - und sonst niemand.«
    »Niemand außer mir, heißt das.«
    »Wenn du darauf bestehst.«
    Der Gral musterte sie über den schlaffen Körper des Leutnants hinweg. »Ihr wisst Bescheid, oder? Er hat es Euch erzählt…«
    »Ja.«
    »Und Ihr habt vor, nichts zu sagen. Zu niemandem. Keine Warnung …«
    »Das ist richtig.«
    »Wer könnte sonst noch Verdacht schöpfen - was ist mit den alten Geschichten aus dem Ersten Imperium? Eure Gelehrten …«
    »Davon weiß ich nichts. Es gibt noch einen, und wenn ich es schaffe, wird er mit uns kommen.« Der verdammte Mönch. Aber eigentlich sollte das ziemlich einfach sein. Ein Missverständnis seitens der Cabal-Priester. Sie haben uns einen Botschafter geschickt, keinen Meisterkämpfer. Es ist unnötig ihn zu töten - der arme Narr kann gar nicht kämpfen - stellt euch vor, wie wütend Rhulad sein wird, wenn er merkt, dass er seine Zeit vergeudet …ja, so sollte es gehen.
    »Keine Gelehrten …«
    Sie verzog das Gesicht. »Tot oder im Gefängnis«, sagte sie, blickte den Gral dabei an. »Was ist mit dir? Wirst du mit uns fliehen?«
    »Ihr wisst, dass ich das nicht kann - ich muss Icariums Schicksal teilen. Mehr als ihnen allen klar ist. Nein, Atri-Preda, ich werde diese Stadt nicht verlassen.«
    »War das deine Aufgabe, Taralack Veed? Icarium hierherzubringen?«
    Er wandte den Blick ab.
    »Wer hat dich beauftragt?«, wollte sie wissen.
    »Spielt das eine Rolle? Wir sind hier. Hört zu, Zwielicht, Euer Imperator wird

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