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SdG 12 - Der Goldene Herrscher

SdG 12 - Der Goldene Herrscher

Titel: SdG 12 - Der Goldene Herrscher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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Barbaren. Der eine schwere Kapuze trug, um seine Gesichtszüge zu verbergen, wenn er sich unter Fremden aufhielt. Der in die Hände spuckte, um sich die Haare zu glätten. Der jede Morgendämmerung mit einer Litanei von Flüchen gegen all jene begrüßte, die ihm Unrecht getan hatten. Doch jetzt sehe ich ihn vor meinem inneren Auge, als würde ich einen Bruder ansehen.
    Er und ich - wir sind die Einzigen, die überlebt haben. Zusammen haben wir Icarium herausgeschafft.
    Seine Gedanken hatten ihn bis an diesen Punkt, zu diesem Aufeinandertreffen von Erkenntnissen geführt, und er spürte, wie ihm das Herz in der Brust kalt wurde. Varat Taun trieb sein Pferd an, bis er auf gleicher Höhe mit seiner Kommandantin war. »Atri-Preda.«
    Sie schaute zu ihm herüber.
    »Ich muss umkehren«, sagte er.
    »Um sie zu warnen?«
    »Nein, Atri-Preda.«
    »Und was ist mit Eurer Familie, Varat Taun?«
    Er blickte weg. »Mir ist etwas klar geworden. Nirgendwo ist weit genug weg.«
    »Ich verstehe. Aber wollt Ihr dann nicht erst recht bei ihnen sein?«
    »Da ich weiß, dass ich sie nicht retten kann …« Varat schüttelte den Kopf. »Der Gral und ich - wir beide - ich weiß nicht, aber vielleicht können wir beide zusammen etwas tun - wenn wir dort sind.«
    »Kann ich Euch diese Idee ausreden?«
    Er schüttelte den Kopf.
    »Also gut. Der Abtrünnige möge Euch segnen, Varat Taun.«
    »Er hat recht«, sagte der Spötter hinter ihnen. »Ich muss auch umkehren.«
    Yan Tovis stieß einen tiefen Seufzer aus. »So sei es denn - ich hätte es besser wissen müssen, anstatt zu versuchen, irgendjemanden außer mir selbst zu retten - nein, so verbittert, wie es vielleicht klingt, bin ich gar nicht. Entschuldigung. Ihr habt beide meinen Segen. Lasst die Pferde ab und zu mal Schritt gehen.«
    »Ja. Atri-Preda? Ich danke Euch.«
    »Was für eine Nachricht soll ich Eurer Frau schicken?«
    »Gar keine, Atri-Preda. Bitte.«
    Yan Tovis nickte.
    Varat Taun lenkte sein Pferd von der Straße und zügelte es. Der Mönch tat es ihm nach, allerdings deutlich ungeschickter. Der Leutnant beobachtete ihn mit einer gewissen Erheiterung. »Habt Ihr bei Euch zuhause keine Pferde?«
    »Nur ein paar. Cabal ist größtenteils ein Archipel. Die Gebiete auf dem Festland liegen auf den Flanken ziemlich steiler Klippen, der ganze Küstenstreifen ist recht gebirgig. Und die Pferde, die wir haben, werden als Zugtiere und zum Essen gezüchtet.«
    Dazu sagte Varat Taun nichts.
    Sie warteten am Straßenrand, sahen zu, wie die berittenen Soldaten vorbeizogen.
    Hol mich der Abtrünnige - was habe ich getan?
     
    Der See erstreckte sich endlos, nirgendwo war ein Ende in Sicht. Die drei Gestalten hatten ihr mit Vorräten gut bestücktes Boot etwa einen Tag und den größten Teil einer Nacht - oder dem, was in der Schattensphäre dafür galt - gerudert, bis es im flachen Wasser auf Grund gelaufen war. Da sie keinen anderen Weg finden konnten, hatten sie ihre Bündel geschultert und das Boot zurückgelassen, waren von da an durch schlammiges, knietiefes Wasser gewatet. Jetzt, um die Mittagszeit des folgenden Tages, schleppten sie sich seit der Morgendämmerung auf müden, taub gewordenen Beinen durch das hüfttiefe Wasser eines ruhigen Sees - bis der Seegrund unter ihren Füßen plötzlich steil abfiel.
    Trull Sengar war vorn gegangen, hatte seinen Speer benutzt, um den Boden voraus zu prüfen; jetzt bewegte er sich Schritt für Schritt zur Seite und wühlte mit dem hinteren Ende des Speerschafts den grauen, milchigen Schlamm am Rande des Absturzes auf. Beobachtet von seinen Begleitern, machte er einige Zeit so weiter. »Es fühlt sich nicht natürlich an«, sagte er schließlich, als er wieder zu den anderen trat. »Der Absturz ist sanft und gleichmäßig.« Er ging an Onrack und dem Schnellen Ben vorbei und versuchte es in der anderen Richtung. »Hier ist es genauso.«
    Der Magier stieß eine lange Reihe kunstvoller Flüche auf Malazanisch aus und sagte dann: »Ich könnte mich in die Luft begeben, indem ich auf Serc zurückgreife - allerdings ist vollkommen offen, wie lange ich das durchhalten kann.« Er starrte Onrack düster an. »Du könntest einfach zu Schlamm zerfallen, du verdammter T’lan Imass.«
    »Womit ich übrig bliebe«, sagte Trull. Er zuckte die Schultern. »Ich werde dann schwimmen - es könnte gut sein, dass ein Stück voraus das Wasser wieder flacher wird - ich meine, wir sind nun einige Zeit lang auf einem unnatürlich gleichmäßigen Boden gegangen. Stellt

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