SdG 12 - Der Goldene Herrscher
seine wiederauferstandene Göttlichkeit gebunden war. Die anderen Gebete kann ich schlucken. Nicht beachten. Sie alle wissen, dass ich niemals antworte. Niemals etwas preisgebe. Sie erwarten nichts, und daher bekommen sie auch nichts, und ich bin nicht an sie gebunden.
Aber eine Hohepriesterin …
Er musste sich vergewissern. Musste zurückgehen und es sicherstellen. Der Abtrünnige drehte sich um und machte sich auf den Weg.
»Dreckskerl«, sagte Federhexe. Sie hatte den Geschmack von Blut im Mund. Das ihr aus der Nase rann, in ihrer Kehle Blasen bildete. Die rechte Seite ihres Brustkorbs wurde wie von einem gewaltigen Druck zermalmt.
Sie konnte nicht länger warten. Der Geist würde zu spät kommen.
»Ich sterbe.«
Nein. Abtrünniger, du Bastard-Gott, du vergessener Gott, du hungriger Gott.
Nun, du bist hier nicht der Einzige, der Hunger hat. Sie bleckte die blutigen Zähne, stopfte sich dann den zusammengedrückten Augapfel in den Mund. Und schluckte ihn.
Der Abtrünnige taumelte und prallte von einer Wand des Korridors zurück, als etwas in seine Brust griff und ihm eine Woge aus Macht entriss. Sie stahl. Und eine Höhle aus Schmerzen zurückließ.
»Dieses Miststück!«
Sein Schrei hallte von den kalten steinernen Wänden wider.
Und dann hörte er ihre Stimme, die seinen Schädel erfüllte: »Ich bin jetzt dein. Und du bist mein. Anbeterin und Angebeteter, in gegenseitigem Hass ineinander verschlungen. Oh, wird das die Dinge nicht verdrehen?
Du hättest dir jemand anderen suchen sollen, Abtrünniger. Ich habe die geschichtlichen Werke gelesen. Destrai Anant, Gott-Erwählte, die Quelle des Geistes. Federhexe. Du bist mein. Ich bin dein. Und höre auf mein Gebet - hör zu! Deine Destrai verlangt es! In meinen Händen wartet jetzt unser Todbringendes Schwert. Auch er hat dein Blut geschmeckt. Deine Macht kann ihn heilen, wie sie mich geheilt hat. Spürst du seine« - boshafte Freude - »Berührung nicht immer noch?«
Ihr Lachen hallte durch seinen Kopf, schmerzlich verstärkt durch die Macht, die ihm gestohlen worden war.
»Ruf ihn herbei, Abtrünniger. Wir brauchen ihn.«
»Nein.«
»Wir brauchen ihn! Und einen Schild-Amboss - einen T’orrud Segul in der Sprache des Ersten Imperiums. Wer von uns beiden soll ihn aussuchen? Oh, du wirst dieses Recht natürlich für dich beanspruchen wollen. Aber ich habe einen Kandidaten. Noch jemanden, der sich in enge Netze aus Bosheit verwickelt hat - ich spreche seinen Namen aus und kann so meinem tieften Hass ein Gesicht geben - ist das nicht passend?
Ja, er lebt immer noch. Udinaas. Lass uns aus dieser Priesterschaft eine Gemeinschaft von Verrätern machen. Lass uns Anspruch auf den Leeren Thron erheben - er hat immer rechtmäßig uns gehört, Abtrünniger - Geliebter.
Udinaas. Erhebe Anspruch auf ihn! Erwähle ihn! Wir können tausend Jahre lang die Seele des anderen verzehren. Zehntausend Jahre lang!«
»Verschwinde, verdammt!«
»Verschwinden? Du, mein Gott - ich zwinge dich!«
Der Abtrünnige fiel auf die Knie, warf den Kopf zurück und schrie seine Wut heraus.
Und die Welt erzitterte von Neuem.
Er hatte es vergessen. Die Ketten. Die in einen ewigen Krieg verstrickten Willen. Die wieder und wieder aufsteigenden Fluten leidenschaftlicher Gefühle. Das dauernde Ertrinken. Ich bin wieder in der Welt. Ich habe meine Schwäche aufgegeben und bin durch Macht gefangen. »Nur die Schwachen und Nutzlosen sind wahrhaft frei«, flüsterte er.
Sie hörte seine Worte. »Es gibt keinen Grund, so weinerlich zu werden, Abtrünniger. Geh zurück zum Cedarium, und sieh selbst. Zwischen den Fliesen fließt jetzt Blut. Zwischen allen. Die Gewirre. Endlich zeigt das Cedarium die Dinge so, wie sie wirklich sind. Die Fliesen … fließen jetzt, um deine Worte zu benutzen.
Kannst du sie nicht schmecken? Diese neuen Gewirre? Komm, lass uns sie erforschen - wir beide zusammen - und unseren Aspekt wählen. Es gibt verschiedene Geschmacksrichtungen … Licht und Dunkel, Schatten und Tod, Leben und… oh, was ist das? Die Narren des Zufalls, neutral, Oponn? Oponn - teurer Abtrünniger, da gibt es Emporkömmlinge, die an deiner Stelle stehen. Diese Zwillinge spielen dein Spiel, Abtrünniger.
Was werden wir dagegen unternehmen?«
»Hol mich der Abgrund.« Ächzend ließ der Gott sich auf die kalten, feuchten Pflastersteine sinken.
»Rufihn herbei, Abtrünniger. Wir brauchen ihn. Jetzt. Ruf unser Todbringendes Schwert herbei.«
»Das kann ich nicht, du verdammte
Weitere Kostenlose Bücher