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SdG 12 - Der Goldene Herrscher

SdG 12 - Der Goldene Herrscher

Titel: SdG 12 - Der Goldene Herrscher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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Gestank des Vergessens.«
    »Des Vergessens?«
    »Wenn die Toten vergessen, dass sie tot sind, Hexe.«
    »So wie deine Freunde in deinem Steinschwert?«
    Die Augen, aus denen er sie anblickte, waren kalt wie Asche. »Sie haben dem Tod ein Schnippchen geschlagen, Samar Dev. Das war mein Geschenk. Ihres war es, sich abzuwenden vom Frieden. Vom Vergessen. Sie leben, weil das Schwert lebt.«
    »Ja, ein Gewirr innerhalb einer Waffe. Bilde dir bloß nicht ein, das wäre so einzigartig, wie du es dir vielleicht vorstellst.«
    Er bleckte die Zähne. »Nein. Immerhin hast du dieses Messer.«
    Sie zuckte zusammen. »In dieser Klinge ist wohl kaum ein Gewirr, Karsa Orlong. Nur gefaltetes Eisen. Auf ganz bestimmte Weise gefaltet …«
    »Um als Gefängnis zu dienen. Ihr zivilisierten Leute seid so wild darauf, die Bedeutung eurer Worte abzuschwächen. Wahrscheinlich, weil ihr so viele von ihnen habt, die ihr viel zu oft und ohne Grund benutzt.« Er blickte sich um. »Dann hast du also einen Geist gebunden. Das passt gar nicht zu dir.«
    »Dagegen kann ich nichts einwenden«, gab sie zu, »weil ich mir gar nicht mehr so sicher bin, wer ich bin. Wie ich eigentlich sein sollte.«
    »Du hast mir einmal erzählt, dass du nichts erzwungen hast, dass du nichts gebunden hast. Du hast immer einen Handel abgeschlossen.«
    »Oh, das. Nun, ja, wenn ich die Wahl hatte. Es scheint, als würde das Vorrecht, die Wahl zu haben, unter der eisernen Ferse deiner Gesellschaft zermalmt, Toblakai.«
    »Du gibst mir die Schuld für deine Gier?«
    »Keine Gier. Eher das überwältigende Bedürfnis nach Macht.«
    »Um dich mir entgegenzustellen?«
    »Dir? Nein, das glaube ich nicht. Wohl eher, um am Leben zu bleiben, nehme ich an. Du bist gefährlich, Karsa Orlong. Deine Willenskraft, deine Stätke, deine … Missachtung. Du stellst einen seltsamen und beängstigenden Beweis dafür dar, dass man durch willentliche Nichtachtung der Gesetze und Regeln des Universums nicht unter ihrem Einfluss zu leiden hat. Wie du dir vielleicht vorstellen kannst, bestätigt dein Erfolg dieses Theorem, und damit kann ich mich nicht abfinden, weil es im Widerspruch zu meinen lebenslangen Beobachtungen steht.«
    »Schon wieder zu viele Worte, Samar Dev. Sag es auf einfache Weise.«
    »Na schön«, schnappte sie. »Alles, was mit dir zu tun hat, jagt mir Angst ein.«
    Er nickte. »Und außerdem fasziniert es dich.«
    »Arroganter Scheißkerl. Glaub doch, was du willst!«
    Er drehte sich um, wandte sich der Tür zu. Während er sein Schwert aufhob, sagte er über die Schulter: »Die Seguleh hat für mich ihre Schwerter gezogen, Hexe.«
    Dann war er verschwunden.
    Samar Dev blieb ein weiteres Dutzend Herzschläge auf ihrem Bett sitzen. »Verdammt soll er sein!«, sagte sie schließlich - und stand auf und eilte hinaus, um zum Übungsplatz zu kommen, ehe der Kampf begann. Verdammt soll er sein!
     
    Die Sonne war weit genug auf eine Seite des Himmels gekrochen, dass der Innenhof nun im Schatten lag. Als Samar Dev aus dem Säulengang trat, sah sie die Seguleh in der Mitte des Übungsplatzes stehen, in jeder Hand ein Langschwert mit schmaler Klinge. Ihre dunklen Haare hingen ihr in fettigen Strähnen bis über die Schultern, und ihr dunkler Blick folgte Karsa durch die Augenschlitze ihrer Maske, während er über die sandbestreute freie Fläche auf sie zu kam.
    Knapp zwei Dutzend Meisterkämpfer hatten sich als Zuschauer versammelt, ein Zeichen dafür, dass sich herumgesprochen hatte, was gleich geschehen würde, und Samar Dev sah voller Entsetzen Taralack Veed, den Gral - und hinter ihm Icarium. Bei den Göttern hienieden, der Name, der Jhag … all das, was ich weiß, all das, was ich gehört habe. Icarium ist hier. Ein Meisterkämpfer.
    Er wird diese Stadt als Trümmerhaufen zurücklassen. Er wird ihre Bürger als Gebirge aus zerschmetterten Knochen zurücklassen. Bei den Göttern, seht ihn euch an! Da steht er, ganz ruhig, so weit im Schatten, dass er kaum mehr zu sehen ist - Karsa kann ihn nicht sehen, nein. Die Aufmerksamkeit des Toblakai gilt allein der Seguleh, während er sie in einigem Abstand umkreist. Und sie bewegt sich wie eine Katze, um ihn immer vor sich zu haben.
    Oh, schon klar, sie ist eine Kampferin.
    Und Karsa wird sie über die verdammte Mauer werfen.
    Wenn sie es wagt, dicht an ihn heranzugehen. Was sie muss. Sie muss hinter die Reichweite des verdammten Feuersteinschwerts kommen.
    Er wird sie über die Mauer werfen. Oder durch sie hindurch.
    Ihr Herz

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