Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
SdG 12 - Der Goldene Herrscher

SdG 12 - Der Goldene Herrscher

Titel: SdG 12 - Der Goldene Herrscher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
Vom Netzwerk:
Götter…
    Sie hatte etwas in der Hand. Um sich tretend und gegen seinen mörderischen Griff ankämpfend - während ihr die Augen aus den Höhlen quollen und ihr Gesicht immer dunkler wurde - fuchtelte sie mit jener Hand herum.
    Und stieß ihm einen abgetrennten Finger ins linke Auge.
    Der Abtrünnige brüllte vor Überraschung und Empörung auf, als sich ein weißglühender Speer aus brennendem Schmerz in sein Hirn bohrte.
    Sein Messer grub sich in den Körper der Frau. Er schleuderte sie weg, taumelte, drosch dann auf sein eigenes Gesicht ein - wo Blut floss und etwas am Ende eines Fadens vor seiner Wange baumelte. Ich hab’ sie erwischt, und es ist unwichtig, was sie mir angetan hat - hab’ sie erwischt, diese widerliche Kreatur - ihr Blut - mein Blut - hol mich der Abgrund, diese Schmerzen!
    Und dann war sie wieder da. Hände wie Klauen griffen nach seinem Gesicht - packten etwas, rissen es weg - Schmerrf. Und ihr bösartiges Knurren, ganz dicht bei ihm - »Ich sammle.« Und dann drehte sie sich weg, während er noch einmal mit dem Messer zustach, spürte, wie es sich tief in einen Körper bohrte, an Knochen entlangschrammte.
    Sie hatte ihm ein Auge ausgerissen. Es war weg. In einer blutigen Hand zermalmt.
    Aber auf seinem Messer schimmerte ihr Blut. Genug. Mehr als genug.
    Eine Hand ausgestreckt und darum kämpfend, das ungewohnte, perspektivisch veränderte Bild zu begreifen, das er mit seinem einen, ihm verbliebenen Auge sah, stolperte der Abtrünnige auf den Eingang zu.
    Alles, was ich brauche.
     
    Eine Blutspur hinter sich herziehend, schleppte Federhexe sich zur Rückwand des Raums, wo sie sich zusammenrollte, in einer blutbefleckten Hand das Auge eines Gottes, in der anderen den abgetrennten Finger von Brys Beddict - er fühlte sich jetzt geschwollen an, als hätte er das Blut des Abtrünnigen in sich aufgesogen. Und er war warm, nein, heiß. »Ich sammle«, flüsterte sie.
    Der Geist des Ceda glitt dicht an sie heran. »Du stirbst, Kind. Du brauchst einen Heiler.«
    Sie spuckte aus. »Dann besorg mir einen.«
    Die Glut in der Kohlepfanne pulsierte, aber sie konnte nut Kälte spüren - tief drin in ihrem Körper und sich ausbreitend, um ihren Gliedmaßen alles Leben zu rauben.
    »Beeil dich«, murmelte sie.
    Aber niemand antwortete.
     
    Der Abtrünnige ging stolpernd die Brücke entlang. Zu beiden Seiten wirbelten die Fliesen des Cedariums in einem wirren Durcheinander. Er stieß ein bellendes Lachen aus, hielt das glitschige Messer vor sich, als wenn es eine Fackel wäre - er konnte die Hitze spüren, die ihm das Gesicht versengte, das Blut und die anderen Flüssigkeiten trocknete, die aus seiner linken Augenhöhle strömten.
    Jemand war hier gewesen. Vor noch nicht allzu langer Zeit.
    Hannan Mosag. Auf der Suche nach den Geheimnissen uraltet Macht.
    Aber er war ein Tiste Edur. Diese Kräfte hier waren ihm fremd.
    Nein, sie gehören mir. Sie haben immer mir gehört. Und jetzt komme ich.
    Um erneut Anspruch auf sie zu erheben.
    Und um dich herauszufordern, Herr der Drachenkarten, wer auch immer, was auch immer du sein magst. Tritt mir hier entgegen, wenn du den Mut dazu hast. Ich fordere dich heraus!
    Der Abtrünnige erreichte das Podest in der Mitte, hob das Messer - und schleuderte es hinunter auf die Fliesen.
    Die Spitze grub sich tief in einen bemalten Stein.
    Er starrte nach unten. Mit seinem einen Auge. Das sich weitete.
    Das Messer hatte eine Fliese genau in ihrer Mitte durchbohrt, sie auf den Fußboden genagelt. Die anderen begannen, darum herumzuwirbeln, als würden sie in einen Mahlstrom hineingezogen.
    Die Mitte einer Fliese.
    Seiner eigenen. Die Klinge hatte sich in die Brust der Person auf dem Bild gegraben. In meine Brust. Was soll das bedeuten? Spielt keine Rolle. Welche andere Fliese hätte es denn überhaupt nehmen sollen?
    Die Welt erzitterte - er konnte es spüren, tief in ihrem Innern, ein Zittern, das sich in Kräuselungen ausbreitete, die dann anschwollen, Energie verschlangen, zu Wellen wurden. Und diese Wellen wurden immer höher, immer schneller, hoben sich …
    Der Abtrünnige lachte, als Macht in seinem Innern aufloderte. »Blut der Sterblichen!«
    War sie jetzt tot? Er hatte sie zweimal erwischt. Hatte das Messer tief in sie hineingestoßen. Sie müsste inzwischen verblutet sein. Ein Leichnam, der zusammengerollt in jenem verfluchten Zimmer lag. Bis die Ratten sie fanden. Und das war gut. Sie durfte nicht überleben - er wollte keine Hohepriesterin, keine Sterbliche, die an

Weitere Kostenlose Bücher