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SdG 12 - Der Goldene Herrscher

SdG 12 - Der Goldene Herrscher

Titel: SdG 12 - Der Goldene Herrscher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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Erschütterungen ausgelöst hatte, die bis in den Gebäudetrakt der Herausforderer gedrungen waren. Vielleicht war die Liste veröffentlicht, die Reihenfolge der Kämpfe entschieden worden. Ein Gerücht, das den blödsinnigen Kriegern gefiel, die hier versammelt waren - obwohl Karsas einzige Reaktion auf diese Theorie ein säuerliches Grunzen gewesen war. Samar Dev neigte dazu, ihm zuzustimmen - sie war nicht davon überzeugt, dass das Gerücht der Wahrheit entsprach. Nein, es war etwas anderes geschehen, etwas ziemlich Schmutziges. Interessengruppen, die sich wie räudige Köter gegenseitig um ein Festmahl balgen, das sie sich alle teilen könnten, wenn sie auch nur ein Fünkchen Verstand hätten. Aber so ist es ja schließlich immer, oder? Genug ist nie genug.
    Plötzlich spürte sie etwas, ein Erzittern der Fäden - der Knochen -, die tief unter dem Fleisch dieser Sphäre begraben lagen. Unter dieser Sphäre… und unter allen anderen. Bei den Göttern hienieden … Die Hexe stellte fest, dass sie aufgestanden war. Sie blinzelte. Und sah mitten auf dem Innenhof Karsa, der zu ihr herüberschaute, einen grimmigen Blick in seinen viehischen Augen. Der Toblakai bleckte die Zähne.
    Sie riss sich zusammen und wandte den Blick von dem schrecklichen Krieger ab, ging schnell in den angrenzenden Säulengang und von dort zu dem Durchgang, an dem die Kammern lagen, in denen die Meisterkämpfer einquartiert waren. Weiter den Korridor entlang.
    In ihr bescheidenes Zimmer.
    Sie schloss die Tür, murmelte bereits das Ritual des Versiegeins. Da draußen gab es Ärger; Blut war vergossen worden und zischte wie Säure. Grässliche Ereignisse, irgendetwas unvorstellbar Altes, das nun in neuer Macht schwelgte …
    Ihr Herz setzte plötzlich mehrere Schläge aus. Eine Erscheinung stieg mitten im Zimmer vom Fußboden auf. Bahnte sich einen Weg durch ihre Schutzzauber.
    Sie zog ihr Messer.
    Ein verdammter Geist. Der Geist eines verdammten Magiers, genauer gesagt.
    Leuchtende, aber kraftlose Augen richteten sich auf sie. »Hexe«, flüsterte der Geist, »widersetze dich nicht, ich bitte dich.«
    »Du bist nicht eingeladen«, sagte sie. »Warum sollte ich mich nicht widersetzen?«
    »Ich brauche deine Hilfe.«
    »Dafür scheint es mir ein bisschen spät.«
    »Ich bin der Ceda Kuru Qan.«
    Sie runzelte die Stirn, nickte dann. »Den Namen habe ich schon gehört. Du bist gefallen, als die Edur die Stadt erobert haben.«
    »Gefallen? Eine Vorstellung, die einer eingehenden Überlegung wert wäre. Jetzt jedoch leider nicht. Du musst jemanden heilen. Bitte. Ich kann dich zu ihr fuhren.«
    »Wer ist es?«
    »Eine Letherii. Sie heißt Federhexe …«
    Samar Dev stieß ein Zischen aus. »Du hast dir die falsche Person ausgesucht, Ceda Kuru Qan«, sagte sie. »Diese blonde Rhinazan heilen? Wenn sie im Sterben liegt, werde ich ihr gern dabei helfen. Die Frau ist eine Schande für alle Hexen.«
    Ein weiteres Mal wurde das unsichtbare Netz, das die Welt zusammenhielt, von einer Erschütterung durchlaufen.
    Sie sah, wie Kuru Qans Geist zusammenzuckte, sah das Entsetzen in seinen Augen.
    Und sie spuckte auf die Klinge ihres Messers, schoss vorwärts und zog die Waffe durch den Geist.
    Der Schrei des Ceda war kurz, denn die eiserne Waffe fing den Geist, zog ihn nach innen, setzte ihn fest. Das Heft des Messers in ihrer Hand war plötzlich kalt wie Eis. Dampf stieg von der Klinge auf.
    Sie murmelte rasch ein paar Worte vor sich hin, festigte den Bann.
    Danach wankte sie zurück, bis sie mit den Beinen gegen ihr Bett stieß. Sie ließ sich darauf niedersinken, zitterte unter den Nachwehen der Gefangennahme. Ihr Blick fiel auf die Waffe in ihrer Hand. »Bei den Göttern hienieden«, murmelte sie. »Noch einer.«
     
    Wenige Augenblicke später wurde die Tür aufgestoßen. Sich unter dem Türrahmen duckend, betrat Karsa Orlong das Zimmer.
    Samar Dev sah ihn an und fluchte. »Musst du das tun?«, fragte sie.
    »Dieser Raum stinkt, Hexe.«
    »Du marschierst durch meine Schutzzauber, als ob es Spinnweben wären. Toblakai, eigentlich muss man ein verdammter Gott sein, um das zu tun, was du gerade getan hast - aber du bist kein Gott. Das würde ich auf die Knochen sämtlicher armer Kerle schwören, die du getötet hast.«
    »Ich mache mir nichts aus deinen verdammten Schutzzaubern«, erwiderte der riesige Krieger. Er lehnte sein Schwert gegen eine Wand und trat mit einem einzigen Schritt in die Mitte des Zimmers. »Ich kenne den Geruch. Geister - es ist der

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