SdG 12 - Der Goldene Herrscher
Königin Janall bekannt gewesen war, konnte seine Bedeutung nicht erkennen. Das Gefühl von Unbehagen, von Angst, war neu für ihn. Ja, dachte er, man konnte sich eigentlich keinen unangenehmeren Geisteszustand für einen Gott hier, im Herzen seiner Sphäre, vorstellen.
Oh, er hatte Zeiten der Gewalttätigkeit erlebt; er war über die Asche toter Imperien geschritten, aber selbst damals war sein Gefühl für die eigene Bestimmung immer ungetrübt, unversehrt und vollkommen gewesen. Und, um die Sache noch schlimmer zu machen: er war besessen von Mustern, und er konnte von dieser Besessenheit auch nicht lassen, weil er an seine meisterhafte Beherrschung dieser geheimnisvollen Sprache glaubte - eine unangefochtene Meisterschaft.
Aber wer spielt dann jetzt mit mir?
Er stand in der Düsternis, lauschte dem Tröpfeln von Wasser, das an irgendeiner unsichtbaren Mauer hinunterrann, und starrte auf das Cedarium hinunter, die steinernen Fliesen der Festen, den rätselhaften Fußboden, der das wirkliche Fundament dieser Sphäre war. Das Cedarium. Meine Fliesen. Meine. Ich bin der Abtrünnige. Dies ist mein Spiel.
Während vor ihm das Muster knirschte. Das Poltern der Steine war zu leise, zu tief, um es zu hören, doch sein Widerhall kratzte an seinen Knochen. Unvereinbare Dinge, die sich zusammenfügen. Ein Ablauf der bis zum letzten Augenblick verborgen bleibt - wenn alles zu spät sein wird und die Schließung jede Fluchtmöglichkeit verhindert.
Erwartest du, dass ich untätig bleibe? Ich bin nicht einfach nur ein weiteres deiner Opfer. Ich bin der Abtrünnige. Durch meine Hand kehrt sich jedes Schicksal um. Alles, was wie Zufall erscheint, ist von mir entworfen. Das ist eine unabänderliche Tatsache. So war es immer. So wird es immer sein.
Dennoch lag ihm der Geschmack von Angst auf der Zunge, als hätte er Tag um Tag an verschmutzten Münzen gelutscht, als wäre ihm der Reichtum eines Imperiums durch den Mund geflossen. Aber fließt der bittere Strom nach innen oder nach außen?
Das knirschende Flüstern von Bewegung, all die Entschlossenheit der Bilder, die in die Fliesen gemeißelt waren … dahin. Keine einzige Feste würde sich enthüllen.
So war das Cedarium, seit Ezgara Diskanar gestorben war. Der Abtrünnige wäre ein Narr gewesen, hätte er diesen Zusammenhang unbeachtet gelassen, aber diese Überlegung, dieser Pfad hatte ihn noch nirgends hingeführt. Vielleicht war es auch nicht Ezagaras Tod, der eine Bedeutung hatte, sondern der Tod des Ceda. Er hat mich nie sonderlich gemocht. Und ich habe dagestanden und zugesehen, wie sich der Tiste Edur von der Seite her angeschlichen hat, wie er seinen Speer geworfen hat, der Kuru Qan durchbohrt und damit den größten Ceda seit dem Ersten Imperium getötet hat. Mein Spiel, dachte ich damals. Aber jetzt frage ich mich …
Vielleicht war es Kuru Qans Tod. Und irgendwie wirkt er sich immer noch aus. Ich habe ihn nicht vor der drohenden Gefahr gewarnt, oder? Und dieses… Versäumnis ist ihm zweifellos bewusst geworden, bevor er seinen letzten röchelnden Atemzug getan hat.
Hat dieser verdammte Sterbliche mich verflucht? Mich - einen Gott?!
Solch ein Fluch müsste doch angreifbar sein. Noch nicht einmal Kuru Qan war in der Lage, etwas zu gestalten, das nicht vom Abtrünnigen zerlegt werden konnte. Er musste nur seine Struktur erkennen, all das, was ihn an Ort und Stelle hielt, die verborgenen Stifte, die diese Fliesen lenkten.
Was kommt? Das Imperium wurde wiedergeboren, neu belebt, und macht so die Wahrhaftigkeit der uralten Prophezeiung deutlich. Alles ist so, wie ich es vorhergesehen habe.
Sein musternder Blick auf die verschwommenen Pflastersteine unter der Holzbrücke verfinsterte sich. Er stieß ein wütendes, enttäuschtes Zischen aus und schaute der Dampfwolke hinterher, die sein Atem in der kühlen Luft bildete.
Eine unbekannte Verwandlung, in der ich nichts als das Eis meines eigenen Grolls erkennen kann. Und so sehe ich, und bin doch blind - blind für alles.
Auch die Kälte war ein neues Phänomen. Die Hitze der Macht hatte diesen Ort verlassen. Nichts war, wie es sein sollte.
Vielleicht würde er zu irgendeinem Zeitpunkt zugeben müssen, dass er besiegt worden war. Und dann werde ich einem kleinen, boshaften alten Mann einen Besuch abstatten müssen. Der als Diener für einen nichtsnutzigen Narren arbeitet. Voller Demut werde ich zu ihm hingehen, um nach Antworten zu suchen. Immerhin habe ich Tehol am Leben gelassen, oder? Das muss doch etwas
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