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SdG 12 - Der Goldene Herrscher

SdG 12 - Der Goldene Herrscher

Titel: SdG 12 - Der Goldene Herrscher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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stand, sagte plötzlich: »Warum mag keiner von euch den anderen? Ich mag euch alle. Sogar Verblichener.«
    »Es ist schon in Ordnung«, sagte Udinaas. »Uns quält nur alle, wer wir sind, Kessel.«
    Nach diesen Worten sagte niemand mehr etwas.
     
    Seren Pedac erreichte den Waldrand, bewegte sich die ganze Zeit geduckt, um nicht über die verkrüppelten Bäume hinauszuragen. In dieser Höhe war die Luft dünn und kalt. Die Sterne am Himmel waren hell und klar, und die von Staubwolken verschleierte Mondsichel stand tief über dem nördlichen Horizont. Überall um sie herum huschte etwas durch Laubhaufen und Flechten - eine Art schuppiger Mäuse beherrschte nachts den Waldboden. Es waren Wesen, die sie noch nie zuvor gesehen hatte. Sie wirkten ungewöhnlich furchtlos, so sehr, dass ihr schon mehr als eine über den Stiefel gehuscht war. Wahrscheinlich keine Raubtiere. Trotzdem war ihr Verhalten seltsam.
    Vor ihr erstreckte sich eine sanft geneigte Lichtung sechzig oder mehr Schritt, die an einem von tiefen Wagenspuren durchzogenen Weg endete. Dahinter lag eine ebene Fläche aus scharfkantigen, spitzen Steinen, die locker genug waren, um tückisch zu sein. Das Fort, das in der Mitte dieser Geröllmulde kauerte, hatte steinerne Mauern von doppelter Mannshöhe, die am Fuß dick waren und sich nach oben stark verjüngten. Die Ecktürme waren wuchtig, rechteckig mit flachen Dächern, die als als Plattformen für schwenkbare Ballisten dienten. Seren konnte zusammengekauerte Gestalten um das Geschütz herum ausmachen, das ihr am nächsten war, und außerdem die Schultern und Köpfe von anderen Soldaten, die auf der erhöhten Plattform auf der gegenüberliegenden Seite der Mauer auf und ab gingen.
    Während sie die Befestigungsanlagen musterte, hörte sie ein leises Klirren und Rasseln zu ihrer Linken. Waffen und Rüstungen. Sie schreckte zurück, als eine Patrouille auf dem aufgewühlten Weg auftauchte. Reglos und mit angehaltenem Atem beobachtete sie, wie sie vorbeitrotteten.
    Nach weiteren zwanzig Herzschlägen drehte sie sich um und ging durch den Wald aus verkrüppelten Bäumen zurück. Beinahe wäre sie an der Mündung der Höhle vorbeigelaufen, die von dieser Seite kaum mehr als ein schwarzer Schlitz war, verborgen hinter hohen Farnen unterhalb eines schroffen Überhangs aus schrägem, geschichtetem Granit. Als sie sich durch die Pflanzen schob, stolperte sie gegen Forcht Sengar.
    »Tut mir leid«, flüsterte er. »Wir haben schon angefangen, uns Sorgen zu machen … oder zumindest ich habe angefangen …«
    Sie winkte ihm, ihr in die Höhle zu folgen.
    »Gute Neuigkeiten«, sagte sie, sobald sie im Innern waren. »Wir sind hinter der Garnison - der Pass vor uns sollte so gut wie unbewacht sein …«
    »Ein Stück weiter vorn auf dem Weg wirken Schutzzauber der K’risnan«, unterbrach Silchas Ruin sie. »Erzähl mir von der Garnison, Freisprecherin.«
    Seren schloss die Augen. Schutzzauber? Hol uns der Abtrünnige - wasfür ein Spiel spielt Hannan Mosag hier? »Es gibt Pferde im Fort - ich konnte sie riechen. Sobald wir die Schutzzauber auslösen, werden sie hinter uns her sein. Und wir können nicht vor berittenen Soldaten weglaufen.«
    »Die Garnison«, sagte Silchas Ruin.
    Sie zuckte die Schultern. »Das Fort sieht uneinnehmbar aus. Ich schätze, dort sind zwischen hundert und zweihundert Soldaten. Und wo so viele Soldaten sind, muss es auch Magier geben. Und zwei Dutzend oder mehr Tiste Edur.«
    »Silchas Ruin ist es müde, gejagt zu werden«, sagte Udinaas, der immer noch auf dem Boden saß und sich an ein schräges Stück Felswand lehnte.
    Seine Worte machten Seren Pedac Angst. »Silchas, können wir diese Schutzzauber nicht umgehen?«
    »Nein.«
    Sie blickte zu Forcht Sengar hinüber, fand Misstrauen und Unbehagen in seinem Gesicht, aber er sah ihr nicht in die Augen. Was für ein Gespräch habe ich hier gerade verpasst? »Zauberei ist Euch nicht fremd, Silchas Ruin. Könntet Ihr nicht dafür sorgen, dass alle im Fort einschlafen oder so was? Oder ihre Gedanken trüben, sie verwirren?«
    Er sah sie auf merkwürdige Weise an. »Ich kenne keine Zauberei, die so etwas bewirken könnte.«
    »Mockra«, erwiderte sie. »Das Mockra-Gewirr.«
    »Zu meiner Zeit hat es so etwas nicht gegeben«, sagte er. »Die Zauberei der K’risnan ist zwar von Chaos durchzogen, aber sie erscheint mir bekannt. Von diesem Mockra hingegen habe ich noch nie gehört.«
    »Corlo, der Magier, der bei Eisenhart wat - die Söldner der

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