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SdG 12 - Der Goldene Herrscher

SdG 12 - Der Goldene Herrscher

Titel: SdG 12 - Der Goldene Herrscher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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Außerdem«, fügte er hinzu, »haben wir für all das andere gar keine Zeit.«
    »Die Ganetok halten sich an die alten Bräuche, Kriegsführer. Es wird Rituale geben. Tagelang, bis der Kampfkreis fertig …«
    »Wir müssen gegen die Letherii in den Krieg ziehen, Masarch. Alle Ahl-Krieger …«
    »Kriegsführer! Sie werden dir nicht folgen! Selbst Hadralt hat es nur bei einem Drittel von ihnen geschafft, und das nur durch eine Bezahlung in Form von Myrids und Rodaras, die seinen Besitz halbiert haben!« Masarch deutete auf die dezimierten Herden auf den Hängen. »Wir - wir haben nichts mehr! Damit könnte man nicht einmal die Speere von hundert Kriegern kaufen!«
    »Wer besitzt die größten Herden, Masarch?«
    »Die Ganetok selbst…«
    »Nein. Ich frage dich noch einmal: Wer besitzt die größten Herden?« Masarchs düsteres Gesicht wurde noch düsterer. »Die Letherii.«
    »Ich werde drei Krieger losschicken, die die letzten Renfayar zu den Ganetok geleiten sollen. Wähle die beiden deiner Gefährten aus, die uns begleiten sollen.« Der Zughund stand auf und ging zur Seite. Rotmaske griff nach den Zügeln seines Pferdes und ritt auf das Lager zu. Der Zughund folgte ihm etwas nach links versetzt dichtauf. »Wir werden nach Westen reiten, Masarch, und für uns ein paar Herden auftreiben.«
    »Wir reiten gegen die Letherii? Hast du dich nicht erst vor wenigen Augenblicken über die Vorstellung, sieben Krieger könnten gegen die Letherii Krieg führen, lustig gemacht, Kriegsfiihrer? Und jetzt sagst du …«
    »Der Krieg kommt später«, sagte Rotmaske. »Wir brauchen Herden, genau wie du gesagt hast. Um uns die Dienste der Krieger zu erkaufen.« Er blieb stehen und drehte sich zu dem ihm folgenden Masarch um. »Woher haben die Letherii ihre Tiere?«
    »Von den Ahl! Von uns!«
    »Genau. Sie haben sie gestohlen. Also müssen wir sie wieder zurückstehlen.«
    »Wir vier, Kriegsfiihrer?«
    »Und ein Zughund, und meine Leibwächter.«
    »Was für Leibwächter?«
    Rotmaske ging weiter. »Dir fehlt es an Respekt, Masarch. Ich glaube, heute Nacht wirst du deine Todesnacht haben.«
    »Das werde ich nicht! Die alten Gebräuche sind sinnlos!«
    Rotmaskes Faust schoss so schnell vor, dass die Bewegung nur verschwommen wahrzunehmen war, und prallte mit Wucht auf das Kinn des jungen Kriegers, der auf der Stelle zusammenbrach. Rotmaske packte ihn am Lederwams und machte sich daran, den bewusstlosen Masarch zurück ins Lager zu ziehen.
    Wenn der junge Bursche aufwachte, würde er sich in einem Sarg wiederfinden, unter einer Schicht aus Erde und Steinen, die so dick war wie ein Arm lang. Leider war es nicht möglich, eines der vor einer Todesnacht üblichen traditionellen, wohlüberlegten Rituale zu vollziehen, die dazu dienten, die Auserwählten darauf vorzubereiten, lebendig begraben zu werden. Natürlich zeigte Masarchs Verhalten einen erschreckenden Mangel an Respekt, der groß genug war, das Geschenk der Gnade unnötig zu machen - um das es bei all diesen Ritualen tatsächlich ging.
    Es waren harte Lektionen. Aber um erwachsen zu werden, bedurfte es solcher Lektionen.
    Er ging davon aus, dass er auch bei den anderen seine Fäuste einsetzen müssen würde, um ihnen einzuhämmern, dass sie sich zu unterwerfen hatten, was bedeutete, dass er eine lange Nacht vor sich hatte.
    Nicht nur ich - wir alle.
    Den alten Frauen im Lager würde die Unruhe gefallen, davon ging er aus. Es war jedenfalls besser, als die ganze Nacht jammern zu müssen.
     
    Die oberste Ebene der unterirdischen Stadt erwies sich zumindest für Udinaas als die interessanteste. Er hatte genug von den verdammten hinterhältigen Bemerkungen, von denen diese fürchterliche Gruppe von Flüchtlingen anscheinend heimgesucht wurde - Ausdruck einer Gereiztheit, die immer schlimmer zu werden schien, vor allem bei Forcht Sengar. Der ehemalige Sklave wusste, dass der Tiste Edur ihn umbringen wollte; was die Einzelheiten anging, wie es dazu gekommen war, dass er Rhulad im Stich gelassen hatte - all die Dinge, die erklärten, dass Udinaas selbst bei dieser Angelegenheit keine Wahl gehabt hatte, dass er selbst ebenso Opfer gewesen war wie Forchts eigener Bruder - nun, das interessierte Forcht nicht. Mildernde Umstände änderten nichts an seiner Unnachgiebigkeit, seinem strengen Sinn für falsch und richtig, der sich allerdings, wie es schien, nicht auf seine eigenen Taten erstreckte - schließlich war Forcht derjenige gewesen, der Rhulad ganz bewusst verlassen hatte.
    Udinaas

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