SdG 12 - Der Goldene Herrscher
war sauber.«
»Es gibt Töne, die ein Mensch nicht hören kann«, sagte Silchas Ruin. »Die Luftströme werden hinter den Wänden durch Ventile in Rohre geleitet und erzeugen dabei ein Geräusch, das Fledermäusen, Insekten, Nagetieren und ähnlichem Getier unangenehm ist. Die Kurzschwänze waren gut in solchen Dingen.«
»Dann ist es also keine Magie?«, fragte Seren Pedac. »Es gibt hier keine Schutzzauber oder Bannflüche?«
»Nein.«
Udinaas rieb sich das Gesicht. Sein Bart war schmutzig, und in den verfilzten Haaren krabbelte immer wieder etwas. »Findet einfach nur heraus, ob wir auf der richtigen Seite von dem verdammten Fort sind, Freisprecherin.«
»Ich wollte mich nur vergewissern, dass ich nicht irgendeinen alten Schutzzauber verletzte, wenn ich nach draußen gehe, Schuldner, etwas, das wohl schon früher geschehen ist, wenn man sich diese zerbrochenen Felsblöcke ansieht. Es sei denn, du willst selbst da rausrennen.«
»Nein, warum sollte ich das tun?«, fragte Udinaas. »Ruin hat Euch die Antwort gegeben, um die Ihr gebeten habt, Seren Pedac. Worauf wartet Ihr noch?«
»Vielleicht wartet sie darauf, dass du endlich still bist«, sagte Forcht Sengar. »Aber ich vermute, was das angeht, werden wir alle ewig warten müssen.«
»Dich zu quälen, Forcht, ist meine einzige Freude.«
»Das ist aber ein trauriges Eingeständnis«, murmelte Seren Pedac, und dann schob sie sich vorwärts, über umgestürzte Felsen hinweg und verschwand in der Nacht.
Udinaas nahm sein Bündel ab und setzte sich auf den mit dürrem Laub übersäten Fußboden. Die verdorrten Blätter knisterten. Er lehnte sich gegen eine schräge Felsplatte und streckte die Beine aus.
Forcht begab sich ganz vorn an die Tunnelmündung und kauerte sich dort nieder.
Kessel streunte herum und verschwand leise vor sich hin summend in einem der nahegelegenen Zimmer.
Silchas Ruin stand da und betrachtete Udinaas. »Ich bin neugierig«, sagte er nach einer Weile. »Was verleiht deinem Leben einen Sinn, Letherii?«
»Das ist merkwürdig. Das Gleiche habe ich mich bei Euch auch gerade gefragt, Tiste Andii.«
»Tatsächlich.«
»Warum sollte ich lügen?«
»Warum nicht?«
»Na schön«, sagte Udinaas. »Da ist was dran.«
»Dann willst du meine Frage also nicht beantworten?«
»Zuerst Ihr.«
»Ich verberge nicht, was mich antreibt.«
»Rache? Nun, ich nehme an, das reicht als Beweggrund - zumindest für ein Weilchen, und vielleicht seid Ihr ja auch nur an einem Weilchen interessiert. Aber lasst uns ehrlich zueinander sein, Silchas Ruin: Als alleiniger Daseinszweck ist es ein armseliger, erbärmlicher Grund.«
»Wohingegen du behauptest, du würdest existieren, um Forcht Sengar zu quälen.«
»Oh, das schafft er auch ganz von allein.« Udinaas zuckte die Schultern. »Das Problem mit solchen Fragen ist, dass wir die Bedeutung dessen, was wir tun, nur selten erkennen, während-wir es tun - sondern erst, wenn wir es längst getan haben. In diesem Augenblick haben wir plötzlich nicht nur einen, sondern tausend … Gründe, Entschuldigungen, Rechtfertigungen, von Herzen kommende Einwände. Ihr fragt nach dem Sinn? Also wirklich, Silchas Ruin, fragt mich etwas Interessantes.«
»Also gut. Ich denke darüber nach, unsere Verfolger herauszufordern - Schluss mit diesen unnötigen Täuschungen. Das alles beleidigt meine Natur, um die Wahrheit zu sagen.«
In der Tunnelmündung drehte Forcht sich um, blickte den Tiste Andii an. »Ihr werdet ein Hornissennest aufschrecken, Silchas Ruin. Schlimmer noch - wenn hinter Rhulads Macht tatsächlich dieser gefallene Gott steckt, könnte Euch ein Schicksal ereilen, das weit schrecklicher ist, als Jahrtausende in der Erde begraben zu sein.«
»Forcht verwandelt sich vor Euren Augen in einen Ältesten«, sagte Udinaas. »Lässt sich von Schatten erschrecken. Ihr wollt Euch mit Rhulad, Hannan Mosag und den K’risnan anlegen, Silchas Ruin? Meinen Segen habt Ihr. Packt den Abtrünnigen an der Kehle, und reißt dieses ganze Imperium in Stücke. Verwandelt alles in Staub und Asche. Ebnet den ganzen verdammten Kontinent ein, Tiste Andii - wir werden einfach hier in dieser Höhle bleiben. Kommt, und holt uns ab, wenn Ihr fertig seid.«
Forcht sah Udinaas an und bleckte die Zähne. »Warum sollte er sich die Mühe machen, uns zu verschonen?«
»Ich weiß es nicht«, antwortete der ehemalige Sklave. Er zog eine Augenbraue hoch. »Vielleicht aus Mitleid?«
Kessel, die im Türrahmen von einem der Nebenzimmer
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