SEAL Team 12: Bittere Vergangenheit (German Edition)
zu einem Lächeln, beugte sich zu ihr herunter und drückte ihr einen Kuss auf die Wange. »Ich hätte es mir denken können«, meinte er und klang dabei enttäuscht, aber nicht todunglücklich. »Du kümmerst dich eben immer zuerst um andere Menschen. Dafür bewundere ich dich sehr.«
Als sich ihre Blicke trafen, brannten Penny Tränen in den Augen – ihr Herz ging über vor Liebe zu ihm, vor Gefühlen, die sie für sich behielt, damit Joe sich nicht schlecht vorkam, weil er sie nicht erwiderte.
Er bewundert mich , dachte sie und lächelte gequält zurück. Falls er mehr für sie empfand als nur Bewunderung, wäre dies der Augenblick gewesen, es ihr zu sagen. Schließlich hätte sie an diesem Tag sterben können.
»Gute Nachrichten«, ertönte die Stimme des Toxikologen. Beide schraken zusammen, als er ins Zimmer geeilt kam. »Ihr Blutbild sieht völlig normal aus, Lieutenant Price. Es besteht keinerlei Gefahr.«
»Gott sei Dank«, verkündete Joe und trat auf den Arzt zu, um ihm die Hand zu schütteln. »Es ist vorbei, Pen«, wandte er sich dann wieder an sie. »Komm.« Er half ihr, sich aufzusetzen. »Gehen wir heim, das muss gefeiert werden.«
Heim ? Der Gedanke versetzte Penny einen Stich. Das Zuhause war der Ort, an dem man mit seiner Familie lebte, nicht mit dem Liebhaber. Aber heiraten und Kinder kriegen kam für Joe nicht infrage. Wie gut, dass sie diese ausweglose Situation vorhergesehen und alles getan hatte, um sie zu umgehen.
20
Am Vorabend von Thanksgiving glich der Norfolk International Airport einem Tollhaus. »Ich kann nicht fassen, dass die Navy für mich einen normalen Linienflug gebucht hat«, regte sich Penny auf, während sie auf der Anzeige nachsah, ob ihr Flug verspätet ging oder gar gestrichen worden war. »Sieh an. Immer noch pünktlich«, staunte sie.
»Meiner auch«, sagte Joe, der den Monitor daneben studierte.
»Ich schätze, damit gehören wir zu den Glücklichen«, witzelte sie. Während der letzten Stunde waren sie durch die Souvenirläden gebummelt und hatten andere Reisende belauscht, die sich über Verspätungen ärgerten. Penny hatte insgeheim gehofft, auch ihr Flieger würde nicht pünktlich starten, denn dann wäre ihr mehr Zeit mit Joe geblieben, dessen Maschine erst in drei Stunden ging. Er war so lieb gewesen, früher zum Flughafen zu kommen, um sich von ihr zu verabschieden.
Ihre bevorstehende Abreise verursachte ihr ein bleiernes Gefühl im Magen. Sie war noch nicht so weit.
»Tja«, begann er widerstrebend, »dann gehen wir jetzt besser zu deinem Gate.«
Penny scherte sich nicht darum, dass sie in Uniform reiste, und nahm seine Hand. Warum auch nicht? Womöglich würde sie sie nie wieder halten können. Schließlich reiste sie in ein Kriegsgebiet. Und man wusste nie, wie das Leben so spielte.
Während sie die Sicherheitsschleusen passierten und sich durch die Menschenmassen schlängelten, wurden über die Lautsprecher neue Abflüge und Verspätungen bekannt gegeben. Babys kreischten. Aufgebrachte Passagiere stritten mit dem Schalterpersonal.
Es lag eine Spannung in der Luft, die Penny unter die Haut ging und bei der sich ihr der Magen zusammenzog. Obwohl sie über Washington D. C. in den Irak reisen würde, machte sie sich um ihr körperliches Wohlergehen seltsamerweise keine Sorgen. Doch sie fühlte bereits, welcher Kummer sich nur allzu bald in ihrem Herzen breitmachen würde.
Ja, sie hatte es so gewollt – um sich vor einer Enttäuschung zu bewahren. Aber nun, da es soweit war, hätte sie am liebsten alles rückgängig gemacht.
Würde sie ihn bei ihrer Rückkehr in den Armen einer anderen finden? Es war ein vernichtender Gedanke. Wie konnte er in sie vernarrt sein, mit ihr ins Bett gehen, ihre eine solche Wertschätzung entgegenbringen wie in den zurückliegenden Wochen, ohne sie – und nur sie – zu lieben?
»Siehst du irgendwo einen freien Platz?«, fragte er, als sie ihr Gate erreicht hatten und langsamer wurden.
»Ich will mich gar nicht hinsetzen«, bekannte sie und schlang einen Arm um ihren Oberkörper.
Mit einem wissenden Blick stellte Joe ihre Reisetaschen ab, zog sie an sich und hielt sie fest.
Penny traten Tränen in die Augen, als sie sich seinem Trost überließ. Nirgendwo auf der Welt wäre sie in diesem Moment lieber gewesen als hier, wo sie den Kopf an Joes Brust lehnen, seinem gleichmäßigen Herzschlag lauschen und seinen sauberen männlichen Duft einatmen konnte. Mehr brauchte sie nicht, um glücklich zu sein.
War das nicht
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