Sean King 03 - Im Takt des Todes
gegangen bin. Wenn ich mit dir gehe, ist alles okay, stimmt’s?«
»Stimmt.«
Später, auf dem Rückweg zur Limousine, sagte Michelle: »Es war wirklich sehr großzügig von dir, den Schatz wegzugeben, vor allem, weil du ihn gefunden hast.«
»Eigentlich hat Heinrich Fuchs ihn gefunden. Aber als ich den Schatz entdeckt habe, ist mir noch etwas anderes klar geworden, was mir die ganze Zeit Kopfzerbrechen bereitet hat.«
»Und das wäre?«, fragte Michelle.
»Erinnerst du dich noch daran, dass Monk rote Flecken an den Händen hatte?«
»Ja, Rostflecken vom Sicherheitszaun.«
»Nein. Der Zaun ist nagelneu. Da gibt es keinen Rost. Ich habe das gesehen, als ich ihn durchgeschnitten habe. Monk hat die Flecken von den Backsteinziegeln bekommen, als er nach dem Schatz gesucht hat. Bei mir war es genauso.« Sean schüttelte den Kopf. »Codes und Blut. Ich habe mich geirrt. Das hatte nichts mit Alan Turing und irgendwelchen Blutsverwandtschaften zu tun. Monk hat das im übertragenen Sinne gemeint. Seine Hände haben blutig ausgesehen , weil er sich durch die Ziegel zu dem Schatz gegraben hat.«
»Wie viele Male, glaubst du, hat Monk sich in Camp Peary eingeschlichen?«, fragte Michelle.
»Mindestens einmal zu viel. Er hat offensichtlich Dinge gesehen, die er nicht hätte sehen dürfen. Dass er eine verschlüsselte Nachricht in den Noten hinterlassen hat, lässt darauf schließen, dass er zuerst als Schatzjäger unterwegs war, dann aber versucht hat, dem illegalen Treiben in Camp Peary ein Ende zu bereiten.«
»Aber wie wollte er den Schatz bergen? Gold ist nicht leicht zu bewegen.«
»Vielleicht hat Monk das nur wegen der Herausforderung getan. Aber der Kerl war ein Genie. Vielleicht wollte er nur die Edelsteine. Die wären leicht zu transportieren gewesen.«
»Und als Monk zu Len Rivest gesagt hat, es sei eine Ironie …«, begann Michelle.
»Ja, es war Ironie, dass eine der größten Geheimorganisationen der Welt nicht die leiseste Ahnung von dem geheimen Schatz genau vor ihrer Nase hatte.«
Als sie die Limousine erreichten, sagte Whitfield: »Jetzt sollten wir den Deal abschließen.«
»Die Videokopien?«, fragte Sean, und Whitfield nickte.
Sean sagte dem Fahrer, wohin dieser fahren sollte. Er hatte sich die Kopien von Horatio besorgt und sie an verschiedenen sicheren Orten versteckt. Nachdem sie alle Kopien eingesammelt hatten, übergab er sie Whitfield. Der Mann schaute sie sich an und gab eine davon Sean zurück.
Sean sagte: »Ian, sie erwarten fünf Kopien. Wenn Sie nur vier abliefern, könnten Sie einen Unfall haben, ganz zu schweigen von dem, was mit uns geschehen würde.«
»Ich werde noch eine Kopie von den vier hier ziehen. Sie wissen das nicht von mir, aber wenn Sie es mit der CIA zu tun haben, ist es immer besser, ein Ass im Ärmel zu haben. Ich werde betonen, dass wir nicht wissen können, ob Sie nicht vielleicht noch weitere Kopien haben. Damit dürften wir beide auf der sicheren Seite sein.«
Die Limousine brachte sie zu ihrer Wohnung zurück, und sie stiegen aus. Sean drehte sich noch einmal um. »Ich weiß, dass wir Sie vermutlich nie wiedersehen werden, aber sollten Sie jemals Hilfe brauchen, haben Sie Freunde in Virginia.«
Whitfield schüttelte beiden die Hände. »Wenn ich bei der ganzen Sache irgendetwas gelernt habe, dann, dass echte Freunde selten sind.«
94.
E s war ein kalter Tag Anfang November, als Sean Michelle zu Horatios Praxis fuhr.
»Ich will das nicht tun, Sean. Ich will das wirklich nicht.«
»Hey, du bist lebend aus Camp Peary herausgekommen. Und du bist nicht der Typ, der sich vor einem Deal drückt.«
»Danke für deine Unterstützung«, erwiderte Michelle verbittert.
Horatio wartete auf sie.
Sean schickte sich an zu gehen, doch Michelle packte ihn an der Hand. »Bitte, bleib bei mir.«
Sean schaute zu Horatio. »Das ist keine gute Idee«, sagte der Psychiater.
»Aber ich will, dass er bleibt.«
»Du wirst mir einfach vertrauen müssen, Michelle. Sean kann nicht bleiben.«
Nachdem Sean den Raum verlassen hatte, dauerte es nicht lange, bis die Hypnose wirkte.
Horatio verbrachte einige Minuten damit, Michelle zu ihrem sechsten Lebensjahr zurückzuführen, und er brauchte noch ein paar Minuten, um zu jener Nacht in Tennessee zurückzukehren, in der ihr Leben sich für immer verändert hatte.
Michelles Augen waren geöffnet, obwohl ihr Bewusstsein nicht mehr das Kommando hatte. Horatio beobachtete mit professionellem Interesse, aber auch mit wachsender Qual,
Weitere Kostenlose Bücher