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Sebastian

Sebastian

Titel: Sebastian Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Bishop
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Zauberer diese Landschaft erreichen kann. Dann -« Er ging vor den Holzplanken in die Hocke. »Ich mag den Teil nicht, der danach kommt. Das sag ich dir ganz offen, Glorianna.«
    »Wenn du ein Hornissennest aufscheuchen willst, benutze einen großen Stock.«
    »Lass uns einfach aufpassen, dass niemand von uns gestochen wird.«
     Der junge Zauberer eilte über das offene Land, erleichtert, dass seine Schicht auf dem Turm vorbei war, bevor die Sonne unterging. Es lag etwas … Seltsames … über der Stadt, wenn die Sonne verschwunden war, selbst hier bei der Halle.
    Schlitternd kam er zum Stehen und unterdrückte einen Aufschrei, als plötzlich eine Frau aus dem Nichts auftauchte und auf ihn zuging. Sie trug die Art Männerkleidung, die keine ehrbare Frau in der Stadt der Zauberer tragen würde, und ihr schwarzes, offenes Haar floss ihren Rücken hinunter und breitete sich im leichten Wind, der stets auf der Spitze des Hügels wehte, gleich einem Fächer aus. Einen Moment lang dachte er - hoffte er -, sie sei eine Frau niederer Moral, die bereit sein würde, ein paar unanständige Dinge mit ihm zu treiben, im Austausch dafür, dass er sie nicht den Wachen übergab.
    Aber sie hatte die kältesten grünen Augen, die er jemals gesehen hatte, und sein Herz erzitterte, als sie ihn ansah.
    »Der Rat der Zauberer hat das Urteil des Herzens gefordert«, sagte sie. »Teile ihnen mit, dass die Landschafferin sie morgen bei Sonnenuntergang vor den Mauern der Stadt erwartet, und das Urteil des Herzens vollstreckt werden wird.«
    Sie wandte sich um und ging.
    »Und wer, soll ich sagen, hat mir die Nachricht überbracht?«, fragte er, erschüttert von der unverschämten Art, in der sie dem Rat Befehle erteilte.
    »Sie werden es wissen.«
    »Wie sollen sie wissen, welche Landschafferin du bist?«
    Sie blieb stehen und blickte zu ihm zurück. Ihre kalten grünen Augen durchbohrten ihn - und er fühlte sich, als könne sie jedes Geheimnis seines Herzens sehen.
    »Ich bin die Einzige, die noch am Leben ist.« Sie ging noch einen Schritt weiter … und verschwand.
     Glorianna stand am Rande der kleinen Insel, aus der Lees Landschaft bestand, der Teil Ephemeras, den er nach Belieben an einen anderen Ort versetzen konnte. Amüsiert betrachtete sie, wie der junge Zauberer in Richtung der Halle rannte.
    »Na ja«, sagte Lee, »du hast das Hornissennest getroffen.«
    Sie nickte und widerstand dem Aufruhr der Gefühle, der ihr eigenes Herz bestürmte.
    Lee betrachtete sie einen Augenblick und sagte dann leise: »Wir könnten jetzt versuchen, Sebastian zu finden und ihn dort herauszuholen.«
    Die Versuchung, zuzustimmen war groß. Das war es, was sie wollte. Aber … Gelegenheit und Entscheidung. Etwas in Sebastian hatte sich verändert - oder war verändert worden. Sie konnte die Resonanz seines Herzens kaum wahrnehmen, und was sie spüren konnte, war anders, fremd. Niemals würde sein Herz in einer ihrer Landschaften zu Hause sein. Aber tief im Inneren, mit aller Macht beschützt, war er noch immer der Cousin, den sie kannte und liebte.
    »Nein«, sagte sie bedauernd. »Auf dieser Reise muss er seine eigenen Entscheidungen treffen.« Und wenn er dem  warmen Glanz nicht folgt, den ich noch immer in seinem Herzen spüren kann, werden wir ihn für immer verlieren.
    Lee seufzte. »Die Brücke zwischen dieser und der Landschaft der Wasserpferde ist zerstört, und die Zauberer wissen, dass du kommst. Es ist an der Zeit, dass wir in die Heiligen Stätten zurückkehren und uns so gut wie möglich ausruhen.«
    »Noch nicht.« Sie dachte an jenen warmen Glanz. »Eines gibt es noch zu tun.«
     Die Stimmen hörten auf zu flüstern. Etwas hatte die Zauberer aufgeschreckt und sie so sehr abgelenkt, dass sie davon abließen, ihn zu foltern.
    Sebastian öffnete die Augen und fand sich auf dem Fußboden wieder. Er lag in zusammengekrümmter Haltung da und barg mit seinem Körper den Krug mit dem letzten Schluck Wasser. Er streckte seine steifen Glieder und kämpfte sich in eine aufrechte Position, bis er mit dem Rücken an die Wand gelehnt dasaß.
    Sein Kopf schmerzte noch immer, aber sein Verstand schien zum ersten Mal, seit er die Brücke überquert hatte, klar. Vielleicht sogar seit Koltak in den Pfuhl gestolpert war.
    Er hatte die gleichen Kräfte wie die anderen Zauberer. Zumindest einen Teil davon. Könnte er sie einsetzen, um die Tür zu öffnen und zu fliehen? Vielleicht. Aber er glaubte nicht, dass er aus der Stadt der Zauberer entkommen und die

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