Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sechs Brüder wie wir

Sechs Brüder wie wir

Titel: Sechs Brüder wie wir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ravensburger
Vom Netzwerk:
gefasst“, sagte er. „Ich bin sehr ruhig und gefasst, aber nicht mehr lange … Ich warne euch! Der Empfänger dieses Briefs soll sich SOFORT melden!“
    Keiner rührte sich auch nur einen Millimeter.
    „Ich warne euch“, sagte Papa mit bedrohlich lauter werdender Stimme, „wenn der Held, der versucht hat, hier in dieses Heim eine Schreckschusspistole einzuschmuggeln …“
    „Modell Z 833 E“, verbesserte ihn Jean Drei.
    „… sich nicht SOFORT meldet“, brüllte Papa, „dann bekommt ihr keine Nachspeise mehr, bis … bis ihr alle volljährig seid!“
    „Ich w-war’s nicht“, stammelte Jean Fünf. „Ich hab s-schon meine S-spielzeugpistole!“
    „Die hätt ich doch gar nicht bestellen können!“, protestierte Jean Vier. „Ich kann noch nicht mal schreiben.“
    „Ich auch nicht“, sagte Jean Drei. „Jeder weiß doch, dass ich in Rechtschreibung eine Null bin.“
    Alle Blicke richteten sich auf Jean Eins und mich. Natürlich, wie könnte es anders sein? Nur weil wir die beiden Großen sind, schiebt man immer uns die Schuld in die Schuhe.
    „Es war Jean Zwei“, sagte Jean Eins mit fahlem Gesicht. „François Archampaut und er haben sich sogar kugelsichere Westen genäht!“
    „Ist überhaupt nicht wahr!“, rief ich. „Du bist doch auf die Idee gekommen, mit Briefmarken und Tour-de-France-Sammelbildchen zu zahlen, weil unser gespartes Taschengeld nicht reicht!“
    Ich hatte François Archampaut gewarnt: Wir hätten Jean Eins niemals in unseren Geheimagenten-Club aufnehmen sollen. Erstens weil doch jeder weiß, dass Verräter immer eine Brille aufhaben, deshalb sagt man zu solchen falschen Leuten ja auch Brillenschlange, und zweitens weil Jean Eins sich für den Größten hält, seit er in der sechsten Klasse ist, und immer und überall der Boss sein will.
    Als wir den Bestellschein aus dem Katalog des Waffenhändlers ausgeschnitten hatten, war ich mir sicher gewesen, dass wir gerade eine große Dummheit begingen. Aber ich muss zugeben, dass die Idee, mit Jean X. zu unterzeichnen, von mir gekommen war: ein alter Trick von Geheimagenten, um ihre wahre Identität zu verschleiern.
    „Meine eigenen Söhne bestellen sich Schusswaffen!“, murmelte Papa und ließ sich schwer in den Sessel fallen. „Womit hab ich das verdient?“
    „Ich hab gar nicht mitmachen wollen“, nuschelte Jean Eins. „Sie haben mich dazu gezwungen!“
    „Wir wollten doch nur damit spielen“, sagte ich.
    „Nur damit spielen?“, wiederholte Papa. „Mit einer Schreckschusspistole?“
    „Super!“, rief Jean Drei, der nie irgendwas kapiert. „Dürfen wir auch mitspielen?“
    „Ruhe!“, sagte Mama. „Jetzt hört mir mal alle gut zu …“
    Sie war sehr ruhig und gefasst und wirkte gleichzeitig so, als fiele es ihr schwer, ernst zu bleiben.
    „Sechs Jungs namens Jean in einem Haushalt“, verkündete sie dann, „das ist ein für alle Mal genug. Kommt gar nicht infrage, da noch irgendeinen Jean X. oder Jean Y. oder Jean Z. hinzuzufügen …“
    Darin waren wir uns alle einig.
    „Und diejenigen, die in Zukunft auf die fabelhafte Idee kommen sollten“, fuhr sie fort, „sich in unserem Wohnzimmer mit Flammenwerfern, entsicherten Granaten oder irgendeinem anderen hochexplosiven Spielzeug vergnügen zu wollen, können sich auf die Tracht Prügel ihres Lebens gefasst machen … Selbst wenn sie Geheimagenten sind und sich mit den fortgeschrittensten Kampftechniken auskennen.“ Sie schaute Jean Eins und mir direkt in die Augen. „Haben wir uns da verstanden?“
    Wir nickten schweigend und waren erleichtert, so einfach davonzukommen.
    „So, und jetzt dalli, dalli, ab mit euch in die Schule, wenn ihr nicht zu spät kommen wollt. Und dass kein Amateurspion es wagt, eines seiner kleinen Segelohren hier herumflattern zu lassen, während euer Vater mir von seiner großen Überraschung erzählt, sonst …“
    Wir schnappten uns unsere Schulranzen und waren zur Wohnung hinausgeflitzt, bevor sie ihren Satz beendet hatte.
    „Du bist schuld, weil du uns verpetzt hast“, sagte ich im Aufzug zu Jean Eins.
    „Selber Petzer.“ Jean Eins feixte. „Und außerdem war das mit Jean X. deine Schnapsidee.“
    „Eins ist jedenfalls klar“, sagte ich. „In unseren Club nehmen wir keinen Sechstklässer mit Brille mehr auf, nie mehr! Das hast du nun davon!“
    „Mir egal“, sagte Jean Eins. „Ein Club von Grundschülern, das ist mir doch viel zu blöd.“
    „Selber blöd“, sagte ich.
    „Sag mir ruhig alles nach, wenn du ein

Weitere Kostenlose Bücher