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Sechs Österreicher unter den ersten fünf: Roman einer Entpiefkenisierung (German Edition)

Sechs Österreicher unter den ersten fünf: Roman einer Entpiefkenisierung (German Edition)

Titel: Sechs Österreicher unter den ersten fünf: Roman einer Entpiefkenisierung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk Stermann
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Kunden haben zu neueren Produkten wahrscheinlich mehr Vertrauen, als wenn ich Holzgeräte aus dem 19. Jahrhundert besorge.«
    »In Kasachstan haben zwölf Prozent der Menschen Psoriasis«, sagte Aleksey, während er weiterkachelte, »vielleicht, weil es unter der sowjetischen Führung 500 Atomtests gab, in Semipalatinsk.«
    »Dann sollte ich vielleicht in der Hauptstadt von Kasachstan auch eine Salzgrotte eröffnen. Es sei denn, Semipalatinsk ist die Hauptstadt und sie zünden dort noch immer Atombomben.«
    »Nein«, sagte Rocco, der alles wusste. »Die Hauptstadt heißt Almaty. Robert, ich habe mit Dr. Grasel-Babinsky darüber gesprochen, dass du eigentlich auch eine Fischtherapie anbieten könntest. Ich hab mich da informiert. Du brauchst rötliche Saugbarben dazu, nennt man auch Knabberfische. Der Patient badet fünf Wochen lang zwei Stunden täglich mit 200 Saugbarben in der Therapiewanne, und die knabbern ihm währenddessen die überschüssigen Hautschuppen ab.«
    »Gute Idee. Herr Grasel-Babinsky klaut mir noch ein paar Hundert Barben und Agnieszka brät die Fische dann oben im Restaurant. Absoluter Bio-Fisch, ernährt sich ausschließlich von Schuppen.« Robert lachte. »Vielen Dank, ihr habt mir schon genug geholfen. Ich hätte mir das nie leisten können, diese ganzen Geräte, Herr Grasel-Babinsky.« Er reichte ihm die Hand, und der Zahnarzt der Diebe schüttelte sie herzlich, bevor er sich verabschiedete.
    »Wenn Rocco nicht in den Tiroler Bergen eine Fußballmannschaft gegründet hätte, dann hätte er Herrn Grasel-Babinsky nie kennengelernt und diese Lampen stünden noch bei ihrem rechtmäßigen Besitzer«, sagte ich. »Alles hängt zusammen. Du kannst dir am Hintern ein Haar ausreißen, und dir tränt das Auge.«
    Als wir wieder ins Restaurant heraufkamen, hielt Doron einen Brief in der Hand. »Mein Bruder gratuliert dir. Toni und Hirsch wünschen mazel tov . Und Hirsch hat einen Artikel der Financial Times beigelegt. The Viennese Saltbaron and King of Mud is the new Lord of the City of London , las ich.
    Die Tür öffnete sich. Eine Frau kam ins »Lot«. Sie hatte ein Baby in einem Tuch um den Bauch gewickelt.
    »Ich hab gesehen, dass ihr hier gerade aufmacht. Habt Ihr Interesse an einer chinesischen Selbstmassage? Ich könnte da Kurse bei euch anbieten?«
    »Nein, danke. Das machen wir selbst«, sagte Agnieszka und schrieb die Preise für Falafeln, Humus, Tahina und gefilte Fisch in die Speisekarte. Im Hintergrund lief beruhigende und einschläfernde Musik – Klaus, Agnieszkas persönlicher DJ, hatte sie extra für die Salzgrotte gemixt.

»Hast du das wenigstens präpariert?«,
    fragte ich, als Spön mir das Medaillon mit der abgesägten Wolfshundkralle zeigte. »Das wird sonst furchtbar stinken, und wenn ich ehrlich bin, tut’s das schon.«
    »Ich hab’s mit Schnaps übergossen. Das desinfiziert ja wohl. Außerdem hab ich die Haut, so gut es ging, mit einem Stanley-Messer abgeschnitten. Schau! Ich hab mir dabei in den Handrücken geschnitten!«
    Spön hatte in der Tat einen tiefen Schnitt von den Knöcheln bis zum Handgelenk. »Ich hab mir dann auch Schnaps über die Wunde gegossen. Über die Wunde und in den Mund. Hast du eigentlich schon einmal das Österreichische Kulturinstitut in New York gesehen? Das kleinste Gebäude der Welt! Warum ist das so? Überall stehen dort riesige Gebäude und mittendrin, schmaler als ich, das Österreichische Kulturinstitut.«
    »Ja, ich hab’s gesehen. Es ist sieben Meter breit. Es wirkt halt so schmal, weil alles andere dort so riesig ist.«
    »Abraham heißt der Architekt. Wie Vadder Abraham, der Herr der Schlümpfe. Warum müssen wir immer Schlümpfe sein und uns auch noch so darstellen in der Welt?«
    »Das ist lächerlich. Ihr seid keine Schlümpfe. Ihr stellt euch auch nicht so dar, und wenn’s noch mal irgendwelche wütenden Araber gibt, die ihre Flugzeuge in Häuser jagen, das Österreichische Kulturforum werden sie nicht finden. Das ist sehr clever.«
    »Rot-weiß-rot. Peinlich-blass-peinlich«, grummelte Spön. Er legte das Medaillon mit der Hundekralle und dem Fell in einen Schrank, der angefüllt war mit Roberts Schlammpackungen. Mineral rich , stand auf der Plastikfolie.
    »Ich hab so viel Schlamm, ich bin schon fast vermurt«, sagte Spön.
    »Mit schönem Gruß vom tiefsten Punkt der Welt«, sagte ich.
    »Glaub ich nicht, dass das Tote Meer tiefer liegt als Herr Pröhl«, meinte Spön.
    Als ich im Erdgeschoss ankam, hörte ich schon den

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