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Sechs Österreicher unter den ersten fünf: Roman einer Entpiefkenisierung (German Edition)

Sechs Österreicher unter den ersten fünf: Roman einer Entpiefkenisierung (German Edition)

Titel: Sechs Österreicher unter den ersten fünf: Roman einer Entpiefkenisierung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk Stermann
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von Tel Aviv«, sagte ich.
    Rocco trug mit Spön zwei große Kisten die Kellertreppe hinunter.
    »Vorsicht!«, rief Robert. »Die Stalaktiten!« Aber Spön, obwohl der Kleinere der beiden, hatte sich bereits den Kopf angestoßen und fluchte. Im Keller hatte Robert eine Salzwelt erschaffen: vierzehn Tonnen Salz vom Toten Meer auf 38 Quadratmeter. Der Boden war vollständig mit einer zehn Zentimeter dicken Salzschicht belegt, die Wände hatte Robert mit naturreinen Salzriegeln ausgemauert.
    Spön hatte seine Hilfe beim Einsalzen des Kellers angeboten, aber Robert hatte lachend abgelehnt: »Ich kann dir keine Abtreibung zahlen.«
    Spön war damals mit einer Frau zusammen, die Hannelore hieß. In unserer Vorstellung würde ein gemeinsames Kind aussehen wie Helmut Kohl. »Wie kannst du mit einer Frau zusammen sein, die heißt wie die Alte des dicken deutschen Kanzlers?«, fragte Robert ihn.
    »Wenn ich ein Kind möchte, das aussieht wie Helmut Kohl, muss ich mit Helmut Kohls Mutter schlafen, Blödmann!«, entgegnete Spön gekränkt.
    Weil Spön nicht mithalf, war die Salzgrotte in Rekordzeit errichtet worden. Jan hatte Robert seinen ukrainischen Arbeiter empfohlen, der während der Arbeit ganze Passagen aus Joseph Roths Hiob auswendig aufsagte. »Seinesgleichen«, zitierte Aleksey und meinte damit offensichtlich Robert, »wird es nicht viele geben in Israel. Der Schmerz wird ihn weise machen, die Hässlichkeit gütig, die Bitternis milde und die Krankheit stark!«
    »Und die Hautkranken reich«, ergänzte ich.
    Bis zu fünfzehn Personen konnten in der Salzgrotte auf Entspannungsliegen ihre Lebenskräfte stärken und die körpereigenen Abwehrkräfte unterstützen. So stand es zumindest in Roberts Prospekt: In der Salzgrotte »Lot« herrscht ein Mikroklima, das Sie nur am Toten Meer vorfinden. Jeder Atemzug versorgt Sie mit wertvollen Mineralien und Mikroelementen wie Jod, Magnesium, Calcium, Kalium, Brom, Eisen. Dank des großen Anteils von Natriumchlorid, das antiallergisch und pilzhemmend wirkt, ist die Luftreinheit um das Zehnfache erhöht. Die Fettverbrennung wird beschleunigt, und die Mineralien verbessern die Spannung und Elastizität der Elasthin- und Collagenfasern der Haut. Sie mildern Reizungen und unterstützen die Fähigkeit der Ausscheidung von toxischen Substanzen.
    »Das heißt, wenn ich eine Nacht durchgesoffen habe, dann leg ich mich zu dir, und die Mineralien nehmen mir das Kopfweh?«, fragte ich.
    »Bei dem bissl, was du verträgst, sicher, Deutscher«, antwortete Robert. »Den Text im Prospekt hat übrigens Frank geschrieben. Er wollte die Geschichte über meine Salzgrotte ans Vaterland verkaufen, aber die haben gesagt, dass es so was schon in der Schweiz gibt.«
    »Das glaub ich nicht«, widersprach ich. »So etwas wie hier gibt es dort sicher nicht.«
    Aleksey kachelte das Schwimmbecken im hinteren Kellerraum, wo Robert die Bedingungen des Toten Meeres zu simulieren versuchte. Eine Art Dead Sea Disneyland. Rund ums Becken hatte er Originalsand und Steine aus der Negev-Wüste verstreut. Das Wasser im Becken würde die exakt gleiche Zusammensetzung haben wie das Original.
    »Das Tote Meer verschwindet – jedes Jahr um ein paar Meter«, erklärte Robert mit ernster Miene. »Wenn es irgendwann nicht mehr da ist, können die Leute zu mir kommen. Zum Karmelitermarkt. Alles ist genau so wie dort. Ich habe vor, sogar Fliegen zu züchten, die die Patienten nerven, weil das da unten in der Wüste ja auch so ist.«
    Er sah sich in seinem Little Israel um. »Na ja, man wird sehen«, fuhr er fort. »Das Wasser ist stark solehaltig. Wenn die dermatologisch Benachteiligten eine knappe halbe Stunde darin baden, werden sie anschließend, noch mit nasser Haut, ein paar Minuten intensiv bestrahlt. Dank Rocco und seinem genialen Zahnarzt.«
    Wir stiegen vom Restaurant hinab zum Toten Meer im Keller, wo Spön und Rocco gerade die Kisten vorsichtig auspackten, unter Anleitung von Dr. Grasel-Babinsky. Als er mich sah, wies er mit großer Geste stolz über die diversen Geräte: »Ein Dermalight 80, ein Dermalight 200, zwei Dermalight 500, ein Arimed B, ein Helarium für die Heliotherapie und einmal das Highlight, wenn ich so sagen darf: der Cosmedico Arimed B6, mittels UVB-Breitband. Alles da für die Balneophototherapie.«
    »Aber das sieht ja alles ganz neu aus. Ich dachte, Sie seien eher spezialisiert auf Museales?«, fragte ich.
    »Die Dinger sind alle ziemlich neu«, erklärte Grasel-Babinsky. »Ich dachte mir, Ihre

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