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Sechs Richtige und eine Falsche: Roman (German Edition)

Sechs Richtige und eine Falsche: Roman (German Edition)

Titel: Sechs Richtige und eine Falsche: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Birgit Hasselbusch
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einziehen, und mit dem Klang des Glöckchens eintreten.
    Eine Duftmischung aus Zimt, Kaffeebohnen, Kräutern der Provence und leider auch Staub begrüßte mich in dem schummrigen Laden.
    Hinter der großen Holztheke zur Linken thronte eine Art Apothekerschrank mit unzähligen kleinen Fächern und Schubladen, in denen die unterschiedlichsten Gewürze lagerten. Nelken, weiße und schwarze Paprikakörner, herbe Muskatnüsse und in einem abschließbaren Fach die Königin der Gewürze: Safran. Der kostbare, teure Safran verfeinerte Speisen wie Paella, gab ihnen die gelbe Farbe. Erst nachdem ich Jahre in diesem Laden ein und aus gegangen war und den Besitzer näher kennengelernt hatte, verstand ich das Kinderlied ›Backe, backe Kuchen‹ so richtig.
    »Safran macht den Kuchen gel« hieß es in dem Lied, damit es sich auf Milch und Mehl reimte. In einigen Gegenden benutzte man noch den Ausdruck gel für gelb.
    Rechts der Gewürzschatzinsel lagerten Jutesäcke mit Tee auf dem Boden. Aus einem kleinen Loch in einem der Säcke rieselteeine schwarze Teemischung. Daneben befanden sich die Paprikasäcke. In schwarzer Schrift stand »Apiflor« darauf gedruckt, der Name des spanischen Lieferanten. Seit ich denken konnte, hatte ich diesen Namen im Ohr und den Duft des Paprikapulvers in der Nase.
    »Hast du Milch mitgebracht?«, ertönte eine Stimme aus dem hinteren, noch schlechter beleuchteten Teil des Ladens.
    »Ich sehe dich überhaupt nicht, du musst wirklich mal ein paar anständige Glühbirnen anbringen.«
    »Ach, Jule, du sollst die Gewürze hauptsächlich riechen und nicht sehen!«, gab die Stimme zurück. Jemand erhob sich mit einem Ächzen.
    »Mag ja sein, aber ich fände es schon schön, wenn ich nicht jedes Mal über die Teesäcke stolpern würde«, quengelte ich. »Natürlich nur wegen des Tees!«
    Der Mann, der aus dem Schatten ins Licht der nackten Glühbirne trat, grinste. »Du klingst schon wie Frau Resche, weißt du das eigentlich?«
    »Oh mein Gott, echt? Ich soll dich übrigens ganz herzlich von ihr grüßen und dir ausrichten, dass es zieht. Und dass es so wirklich …«
    »… nicht weitergeht. Ich weiß, ich weiß!«
    Wir lachten über unseren kleinen einstudierten Dialog. Mit Carl konnte man herrlich über die spießige Resche lästern. Carl war unser Vermieter. Ihm gehörte nicht nur der Gewürzladen samt Einliegerwohnung, sondern auch das gesamte Altbauhaus. Man hätte fast annehmen können, dass er schon seit dem Bau zur Jahrhundertwende der Besitzer war. Na ja, seine Eltern gewiss. Carl selbst war schätzungsweise Mitte siebzig, wirkte mal wie neunzig, wenn er sich vom Stuhl erhob, durch den Laden schlurfte und in Zeitlupe die Gewürze auf der alten Waage abmaß. Und dann wieder wie zwanzig, wenn er mit mir ausheckte, wie ich einen unerwünschten Liebhaber in die Flucht schlagenoder einen erwünschten bei mir behalten konnte. Meistens gab er mir ein passendes Gewürz mit. Knoblauch als Abschreckungsmaßnahme und Chili als Aphrodisiakum.
    Es half nicht immer, aber zumindest gab er meinem Leben seit Jahren Würze. Wer seinen eigenen Vater nie kennengelernt hatte, hielt sich gern eine männliche Konstante im Leben.
    Carl berührte meinen Arm, nicht etwa, um ihn zu tätscheln, mich zu begrüßen oder sich abzustützen, sondern auf der Suche nach Naturalien.
    »Hast du nun Milch dabei?«
    »Na, klar!« Ich drückte ihm die Ein-Liter-Packung in die Hand und starrte gebannt auf ein Regal.
    »Such dir schon einen aus!«, ermutigte er mich.
    Weder Carl noch ich tranken Kaffee, dafür konnten wir in heißem Kakao schwelgen. In Carls kleiner Küche warteten treu ergeben stets zwei große Becher auf meinen Besuch. Ich ging zum Regal mit dem Kakao. In einem Topf erwärmte Carl Milch, während ich die Schokosorte aussuchte.
    Wir zwei waren eine kleine verschworene Gemeinschaft, die sich aus Protest gegen die immer größere Lobby der Kaffeetrinker gebildet hatte. »To go« mit Extrashot, Grande mit Karamell-Topping, Macchiatocappuccinoespressolattegalão! Viel zu lange waren wir Kakaotrinker vernachlässigt worden.
    Glücklicherweise waren die Zeiten vorbei, als man in einer schlichten, weißen Porzellantasse heißes Wasser mit löslichem Pulver vorgesetzt bekam. Inzwischen gab es mehr als Nesquik. Ich hob die Packung aus Südamerika mit Kakao und Vanillegeschmack an, verglich sie mit der Dose, auf denen Kakaobohnen und Chilischoten prangten, und entschied mich für die dritte Variante mit Orangenaroma.
    »Gut, ich

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