Sechs, Sieben, Cache! | Ein Hildesheim-Krimi
Atem.
„Wieso? Gar nichts. Alle Spuren sind beseitigt. Voigt hat gesagt, wir sollen uns still verhalten, bis der Sturm abgeklungen ist.“
Ihr Blick schien zu fragen: „Und wirst du dich daran halten?“
Doch sie sagte kein Wort.
Nachdem sie den Raum verlassen hatte, rief er Wagner an.
„Ich habe mich umgehört. Diese Polizistin steckt ihre Nase in Dinge, die sie nichts angehen. Wir sollten auf der Hut sein. Sagen Sie mir Bescheid, wenn sie auftaucht.“
Wagner schien zustimmend genickt zu haben, denn es dauerte lange, bevor er sich geräuspert hatte und ein Ja herauspresste.
Sola drückte ihn weg.
Er konnte Verlierer nicht ertragen.
Jetzt galt es, noch einen überzeugenden Anruf zu tätigen.
„Gabriel Sola, Frau Kriminalkommissarin Grundberg? Gut, dass ich Sie erreiche. Wir benötigen Ihre Hilfe.“
„Herr Sola? Sie arbeiten auf Schloss Abbensen, nicht wahr?“
„Exakt. Wir haben uns gesehen, als Sie den Angriff auf Frau Schwartz untersuchten.“
„Ich erinnere mich an Sie.“
Das war gar nicht gut, aber nicht zu ändern. Vielleicht war es auch nur eine Floskel. Sie schien mit dem Auto unterwegs zu sein. Er glaubte Fahrgeräusche zu hören.
„Wir erhielten vor wenigen Minuten einen seltsamen Anruf, der uns sehr beunruhigt.“
„Wegen Frau Schwartz?“
„Wir haben sie seit gestern nicht mehr gesehen. Sie hat nicht im Schloss-Hotel übernachtet. Nach Berlin zurückgekehrt ist sie ebenfalls nicht.“
„Ich weiß. Was sagte der Anrufer?“
„Es war eine Frau, denke ich. Sie wollte eine halbe Million Dollar.“
„Eine Frau? Dollar?“
„Ich habe das Gespräch aufgezeichnet, wenn Sie sich selbst überzeugen wollen.“
„Warten Sie! Ich bin sowieso gerade auf dem Weg nach Abbensen und kann in einer Viertelstunde bei Ihnen sein.“
„Herzlichen Dank. Das ist sehr nett von Ihnen.“
„Keine Ursache. Dafür sind wir da.“
Wieso war sie unterwegs nach Abbensen?
Sola wusste nun, dass sie ihm viel zu nahegekommen war.
67
Eberholzen, Freitag, der 16.9.2011
„Tu die Waffe weg, Thomas!“ Theresas Stimme klang streng. „Wir sind gegen Waffen und Atomkraft, hast du das vergessen?“
„Ich habe gar nichts vergessen, nicht eine Minute lang. Das ist es ja.“
Theresa setzte sich auf. „Können wir jetzt in die Küche gehen? Ich habe Hunger.“
„Noch nicht. Ich muss erst etwas überprüfen. Wenn ich wiederkomme, ist alles so gut wie vorbei.“ Er drehte sich um und ging auf die Tür zu.
Obwohl Corinna die Geschwister aufmerksam beobachtete, wurde sie von Theresas Aufschrei und ihrem Sprung in Thomas’ Rücken genauso überrascht wie er. Sie stürzten in einem Knäuel aus Armen und Beinen zu Boden. Thomas grunzte wütend. Theresa knurrte wie ein verletzter Puma.
Corinna rannte zur Tür und riss sie auf. Da die beiden genau davor lagen, bekam sie sie nicht weit genug auf, um hindurchschlüpfen zu können. Trotzdem zerrte sie weiter. Sie wollte hier heraus.
Plötzlich wurde ihr die Tür aus der Hand gerissen. Steinwand hatte dagegen getreten. Theresa lag leblos und verdreht auf der Erde. Er hatte ein Knie auf den Boden gestützt und zielte mit der Waffe auf sie. „Ganz ruhig, meine Liebe.“
Blut lief aus seiner Nase. Doch er schien zu allem entschlossen. Langsam richtete er sich auf, ohne Corinna dabei aus den Augen zu lassen. Er kam auf sie zu, holte aus und schlug ihr die Faust ins Gesicht. Corinna schrie auf und klappte zusammen. Er packte ihre Schultern und stieß sie in den Kellerraum zurück. Sie landete auf den Knien und krümmte sich zusammen.
Als sie hörte, wie er die Tür von außen wieder abschloss, begann sie laut zu weinen.
68
Abbensen, Freitag, der 16.9.2011
Lisa parkte vor der Einfahrt zum Schloss und lief den Kiesweg hinunter zum Haupthaus. Sie hatte erst die Hälfte der Strecke zurückgelegt, als Wagner aus dem Haus trat. Das war gut. Sie durften keine Zeit verlieren. Sie reichte ihm die Hand. „Herr Wagner, wo finde ich Herrn Sola?“
Er schaute irritiert. „Hinten, in den Wirtschaftsgebäuden. Ich zeige Ihnen den Weg.“
„Danke, das ist nett. Haben Sie den Anruf ebenfalls gehört?“
Sie bogen nebeneinander um die Hausecke. Wagner hatte Lisas Ellenbogen ergriffen und dirigierte sie an der Hauswand entlang. Lisa gefiel es überhaupt nicht, dass Wagner ihr so nahe kam. Sie blieb stehen, um seinem Griff auszuweichen. Sicher war er nur aufgeregt und verhielt sich deswegen so distanzlos.
„Welchen Anruf?“, fragte er und hielt ebenfalls an.
Lisa
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