Sechs, Sieben, Cache! | Ein Hildesheim-Krimi
Mund auswaschen müssen.“
„Fitz!“, schrie Corinna. „Hör auf zu plappern, hol uns hier raus.“
„Zu Befehl, schöne Dame“, sagte er und verschwand.
Theresa und Corinna waren von der Waschmaschine heruntergeklettert und lauschten. Sie konnten die Geräusche nicht zuordnen. Erst als von draußen Wasser durch ihre Handtuchbarriere sickerte, verstanden sie, dass die Feuerwehr sich erst einen Weg zu ihnen bahnen musste.
Dann krachte die Tür auf und ein Mann mit Atemschutzmaske, Helm und einem dunklen Schutzanzug mit reflektierenden Streifen stapfte zu ihnen herein. Er hielt zwei Hauben in der Hand. „Hallo, mein Name ist Andreas. Wir wollen Sie hier möglichst schnell herausbringen. Dazu müssen Sie diese Maske aufsetzen. Sie schützt sie vor dem Rauch.“
Während er auf Corinna zuging, betrat ein zweiter, etwas kleinerer Feuerwehrmann den Kellerraum. Andreas zog Corinna die Haube über den Kopf und zurrte einige Bänder fest, sodass sich eine Gummidichtung fest über ihren Mund und ihre Nase legte. „Atmen Sie ganz ruhig weiter. Nehmen Sie die Leine in die Hand.“ Er gab ihr ein Seil. „Sie führt sie nach draußen. Ich gehe mit Ihnen. Haben Sie keine Angst.“
„Wo ist Theresa?“
„Mein Kamerad Stefan kümmert sich um sie. Die beiden sind direkt hinter uns. Bitte gehen Sie weiter.“
Auf der Treppe nach oben stolperte Corinna zweimal. Sie konnte durch die Maske kaum etwas sehen. Welch ein Glück, dass der Feuerwehrmann sie begleitete. Als sie oben ankamen, hörte sie ein Dröhnen und spürte einen Luftzug. Rauchschwaden trieben an ihr vorbei. Sie gingen durch den Flur auf die Haustür zu. Ein riesiger roter Lüfter blies ihr entgegen.
Der Feuerwehrmann begleitete sie zu einem Rettungswagen, der mitten auf dem Hof stand. Er nahm ihr die Maske ab und verabschiedete sich von ihr. „Alles Gute.“
„Danke, vielen Dank.“ Schon wieder schossen ihr die Tränen in die Augen. Theresa ließ sich neben sie auf den Boden fallen. Fitz stürzte zu ihr, nahm sie in die Arme und drückte sie fest an sich. Corinna drückte sich von seiner Brust ab. „Habt ihr den Scheißkerl?“
„Nein, leider noch nicht. Erst die Feuerwehrleute haben uns erzählt, dass es vom Haus aus einen direkten Zugang zur Scheune und von da aus in die Scheune auf dem Nachbargrundstück gibt.“
„Obwohl wir das Haus observiert haben, ist Steinwand unbehelligt ein- und ausgegangen“, sagte Markus, der zu ihnen gekommen war. „Aber der kommt nicht mehr weit, versprochen.“
Plötzlich ertönten laute Rufe. Der Sanitäter, der eben noch geduldig neben Corinna gestanden hatte, rannte zu seinem Wagen. Der andere sagte: „Sie sind nicht schwer verletzt, oder? Schießerei in Abbensen. Wir sind die Nächsten.“ Damit ließ er sie stehen und sprang ins Auto.
„Schießerei?“ Corinna wiederholte das Wort, ohne es zu verstehen.
Fitz packte ihre Schulter und schob sie dem Rettungssanitäter zu.
71
Abbensen, Freitag, der 16.9.2011
Lisa bemerkte den roten Punkt auf Wagners Schläfe und ließ sich fallen. Wagner stürzte wie in Zeitlupe, während Janka rückwärts gegen die Hauswand geschleudert wurde. Lisa rollte sich zusammen, suchte Schutz hinter Wagner.
Ihr Puls raste. Sobald sie die Augen öffnete, sah sie rote Punkte. Am liebsten wäre sie liegen geblieben, hätte sich unsichtbar gemacht. Wie ein kleines Kind, das sich die Augen zuhielt und dachte, dass die anderen sie nicht sehen konnten.
Sie musste aufstehen. Sie durfte nicht zulassen, dass der Schütze sich vergewissern kam, ob er getroffen hatte. Sie war kein Opfer.
Sie lebte noch.
Wann sie ihre Waffe gezogen hatte, wusste sie nicht mehr. Jetzt gab sie ihr Sicherheit. Sie drehte den Oberkörper und schaute über Wagners Schulter in die Richtung, aus der die Schüsse gekommen waren.
Eine Bewegung.
Noch eine.
Da kämpften zwei.
Sie sprang auf.
Rannte, die Waffe im Anschlag auf die beiden zu.
Einer fiel rückwärts, der andere lief davon.
„Stehen bleiben!“, rief Lisa.
Als der Flüchtende nicht reagierte, schoss sie auf ihn, traf aber nur einen Baum.
Sie hörte Schreie.
Frauen liefen durch den Park.
Sie steckte die Waffe ein und ging zu dem Mann zurück, der am Boden lag.
„Frank?“
Er richtete sich auf. Seine Lippe war aufgeplatzt, unter seinem Auge bildete sich ein Bluterguss. „Er wollte dich erschießen.“
Sie zog ihn in ihre Arme. „Du hast ihn aufgehalten. Danke.“
„Er ist entkommen.“
„Das macht nichts. Den kriegen wir schon
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