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SECHS

SECHS

Titel: SECHS Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Niels Gerhardt
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dann hörten die beiden das Schaben sich drehender Absätze, gefolgt von Schritten, die, Stufe für Stufe, ein metallenes „Klonk“, „Klonk“ produzierten. Schließlich kehrte Stille ein. Sie warteten noch zwei Minuten, dann nickte Sirkowsky zufrieden.
    „Das hast du gut gemacht, Mamuschka. Wer war das?“
    „Die Versicherung. Es geht um den Unfall“, antwortete sie knapp. Sirkowsky nickte abermals.
    „Und jetzt setz' dich wieder zu deinem Mann. Dann besprechen wir, wie wir weiter ...“ Es klingelte wieder.
    Er blickte zunächst wütend zur Tür, dann zu Melanie und wieder zurück. Die Waffe schwenkte er dabei unentschlossen hin und her. Melanie wurde übel. Der Polizist hatte ihren Hinweis nicht verstanden!
    „Ich regele das! Beruhigen Sie sich!“, wisperte Melanie. Wieder trat sie dicht an die Tür heran.
    „Ich habe Ihnen doch gesagt, mein Mann kann sich jetzt nicht um die Papiere kümmern!“
    Beide lauschten auf Antwort. Und die kam.
    „Mama? Wir sind es.“

-96-

    „Da, sieh mal wer da steht.“ Jaspers Kollegin Severin deutete durch die Seitenscheibe in Richtung der gegenüberliegen Straßenseite.
    „Das sind doch die Kinder?“, setzte sie hinzu.
    Jasper nickte und blickte auf seine Armbanduhr.
    „Die sind früh von der Schule zurück, oder?“, fragte er.
    Severin zuckte mit den Schultern.
    „Vielleicht hat sich Frau Brenner deswegen so merkwürdig verhalten?“
    „Warum sollte sie? Glaube ich nicht. Ich denke, sie wollte irgendwas sagen“, widersprach Jasper.
    „Meinst du? Vielleicht hat sie dich wirklich verwechselt?“
    Jasper grummelte unverständlich und schüttelte den Kopf.
    „Sie hat mich nicht ausreden lassen. So als wollte sie nicht ...“, er hielt inne. Es tat sich etwas. Die Haustür der Brenners öffnete sich.
    „Sollen wir aussteigen? Die Gelegenheit!“, fragte Severin schnell, die Finger schon um den Türöffner.
    Jasper legte seine Hand auf ihren Oberschenkel.
    „Warte!“
    Beide kniffen die Augen zusammen, versuchten etwas zu erkennen. Im Türrahmen tauchte Melanies Kopf auf. Jasper musterte sie. Irgendetwas lag in ihrem Gesicht und was es war, machte ihn stutzig. Auch die Kinder schienen verunsichert, blieben stehen, so als wollten sie nicht mehr hinein. Dann tauchte ein sehr massiver Schatten in Melanies Rücken auf, griff an ihr vorbei und zerrte das große Mädchen an der Jacke hinein. Melanie wirbelte herum und hob beschwichtigend die Hände. Die Kleinere wich zurück, wurde dann aber von ihrer Mutter an die Hand genommen und sanft hineingeführt. Die Tür schloss sich.
    Auch wenn er Frank Brenner nur unter einer Decke liegend gesehen hatte, wusste Jasper sofort, dass es sich nicht um ihn handeln konnte. Dieser Mann war sehr viel größer und breiter.
    Natürlich begründete das alleine noch nicht sein ungutes Gefühl. Dazu hatte es noch den Gesichtsausdruck von Frau Brenner gebraucht, die Reaktion der Kinder und die rüde Art, mit der dieser Unbekannte das Kind ins Haus gezogen hatte. Hier war etwas faul und das schien sogar seine unerfahrene Kollegin zu spüren. Die blickte ihn jetzt vom Beifahrersitz nur ratlos an.
    „Ich muss da rein“, sagte er. Severin nickte und öffnete die Tür.
    „Nein. Du bleibst hier.“
    „Aber Du kennst die Vorschriften!“, widersprach sie.
    „Wir machen das so. Ich rufe dich jetzt an und du hörst mit.“
    „Aber ...“
    „Vergiss die Vorschriften“, er sah sie streng an, „sie wollte mich schon nicht reinlassen. Wenn wir beide da auftauchen, dann fühlt sie sich erst recht unter Druck gesetzt. Da brauche ich erst gar nicht auszusteigen. Aber ich will wissen, was da vor sich geht!“
    Seine Kollegin schüttelte resigniert den Kopf und schloss die Tür wieder.
    Jasper kramte sein Handy aus der Innentasche und wählte Severins Nummer. Als sie seinen Anruf angenommen, sich beide vergewissert hatten, dass alles funktionierte, steckte er es wieder in die Jacke zurück.

    *

    Severin aktivierte den Lautsprecher. Sie hörte seine Schritte und das leise Rascheln von Stoff, gleichzeitig verfolgte sie ihn mit ihren Augen. Sie sah, wie er sich vergewisserte, dass er die Straße überqueren konnte. Wenige Sekunden darauf hatte er die gegenüberliegende Seite erreicht. Sie hörte ihn die Stufen hinaufsteigen. Klonk. Klonk. Dann ein lautes Durchatmen. Ein verzerrtes Schrillen. Er klingelte. Tock. Tock. Klopfen.
    Aus dem Augenwinkel vernahm Severin eine leichte Bewegung, links von der Eingangstür. Als sie ihren Blick bewusst dorthin

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