SECHS
auch unsere „Verlegenheitsdiagnose“ Sinn machen.“
„Und was hatte Frau Rentsch jetzt mit dem Ganzen zu tun?“
„Möglicherweise hat sie ihren Mann gedeckt ... ehrlich, wir wissen es nicht.“
„Mysteriös“, murmelte Raith.
„Aber wer sie umgebracht hat, wissen wir schon.“
„Ach?“
„Das war ebenfalls dieser Sirkowsky. Die DNA der Proben ist identisch mit der, die wir von den beiden anderen Fällen haben und mit den Aufzeichnungen von Rentsch ... bingo! Aber es gibt noch einen Namen, den wir bislang nicht auf dem Radar hatten. Einen Professor Steinmann. Der taucht ebenfalls in der Beichte auf.“
„Und wo ist der Mann?“
Reimar zog sich theatralisch den Zeigefinger quer über den Hals.
„War das auch dieser Sirkowsky?“
Der Assistent schüttelte den Kopf.
„Ein Autounfall. Er ist angefahren worden. Aber vielleicht hatten Sirkowsky und Rentsch da auch ihre Finger im Spiel.“
„Inwiefern?“
„Sie haben ihn erpresst. Der Mann hatte im Lotto gewonnen.“
„Wir müssen ihn exhumieren.“
Reimar nickte.
„Habe ich schon angeleiert.“
„Und wo ist unser Russe - oder was auch immer?“
„Wissen wir nicht. Aber wir sind dran. Wir werten gerade die Telefonverbindungen aus. Vielleicht finden wir da was.“
-94-
Hinter sich hörte Frank ein Klicken. Langsam, gestützt auf seine Krücken, drehte er sich um. Im Türrahmen stand ein Hüne und der hielt eine Waffe in der Hand. Als Frank die Narbe im Gesicht des Mannes sah, wurde ihm schlagartig klar, dass er der war, den er gefürchtet hatte. Der, den er in seinen Träumen gesehen hatte. Die schwarze Schlange auf weißem Sand.
Frank rührte sich nicht.
„Du bist doch ...“, stotterte der Mann.
„Wer sind Sie?“, stieß Frank hervor.
Der Hüne schaute ihn verwirrt an, hob den Arm und zielte direkt auf Franks Brust. In dem Moment erklang ein Knacken, ein Schaben und kurz darauf ein Schlag. Frank erkannte das Geräusch. Sirkowsky riss den Kopf herum.
„Frank? Bist du da?“
Frank stockte der Atem. Melanie! Bevor er auch nur einen Laut der Warnung herausbekam, hatte sich Sirkowsky ihm wieder blitzschnell zugewandt. In den Augen des Eindringlings sah Frank jetzt, dass die Verwirrtheit verschwunden war. Sein Blick war wieder glasklar.
Der Hüne schüttelte den Kopf und hielt sich den Zeigefinger vor den Mund. Frank sah ein, dass er keine Wahl hatte. Eine Warnung würde wahrscheinlich mit einem Loch in seiner und, schlimmer noch, in ihrer Brust enden. Also ließ er seine Frau herankommen.
Erneut ein unsicheres Rufen. Jetzt näher. Sirkowsky behielt Frank im Auge während sie warteten. Dann war Melanie da. Wie angewurzelt blieb sie im Türrahmen stehen.
„... Frank?“
Sirkowsky drehte sich um und zielte nun auf Melanie.
„Kommen Sie herein, Gnädigste.“ Er winkte sie mit der Waffe heran.
Als Melanie in das Gesicht des Mannes blickte, huschte ein Zeichen des Erkennens durch ihr Gesicht. Das blieb Frank nicht verborgen.
„Wer sind Sie? Was machen Sie in unserem Haus?“
„Mel ...“, stöhnte Frank und drückte sich dabei auf seinen Krücken nach vorne. Sirkowsky reagierte. Langsam, aber entschlossen, ohne Melanie aus den Augen zu verlieren, schwenkte er den Arm nach hinten und legte wieder auf Frank an. Frank verharrte in seiner Vorwärtsbewegung und stand dann da wie ein windschiefer Baum.
„Warum so hastig?“, antworte Sirkowsky lächelnd.
„Wir wollen uns doch in Ruhe kennenlernen!“
Mit der freien Hand deutete er Melanie an näher zu kommen. Und sie folgte – wenn auch nur mit einem einzigen unsicheren Schritt. Sirkowsky nickte ihr aufmunternd zu und winkte ein weiteres Mal. Um seiner Aufforderung den nötigen Nachdruck zu verleihen, spannte er den Hahn der Pistole, die Mündung unbeirrt auf Frank gerichtet. Melanie blickte hilfesuchend zu ihrem Mann. Als auch der nickte, setzte sie sich in Bewegung. Vor Sirkowsky angekommen, blieb sie stehen und starrte zu Boden.
Sirkowsky lächelte, strich ihr über die Wange. Melanie verzog angewidert die Mundwinkel.
„Na also. War das so schwer?“ Er ließ die Pistole sinken und entspannte den Hahn noch in der Abwärtsbewegung.
„Was wollen Sie von uns?“, sagte Frank mit fester Stimme, nachdem er sich wieder aufgerichtet hatte.
Sirkowsky antwortete nicht sofort, sondern lief bedächtig um Melanie herum und schnüffelte an ihrem Haar, wie ein Rüde, der eine läufige Hündin untersucht. Genüsslich schloss er die Augen. Als er genug hatte, gab er Melanie
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