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Sechseckwelt 03 - Entscheidung in der Sechseck-Welt

Titel: Sechseckwelt 03 - Entscheidung in der Sechseck-Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack L. Chalker
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Projekt, das sich in ihr formte, ein Projekt, das sie um jeden Preis durchsetzen wollte: die Errichtung ihrer eigenen unabhängigen kleinen Welt.
    Er war bei weitem nicht so intelligent wie sie. Das soll nicht heißen, daß er dumm oder zurückgeblieben war, nur eben durchschnittlich. Sie brachte ihm die Konföderations-Sprache bei, in der sie immer noch dachte, die Ambreza- und die Glathriel-Sprache, die nicht mehr gesprochen, von den Ambreza aber in Vorkriegsbüchern aufbewahrt wurde.
    Ihre Beziehung war eine seltsame, jedoch enge; sie war ihm gleichzeitig Ehefrau und Mutter, er ihr Mann und Sohn. Die Ambreza, die ab und zu überprüften, was sie trieb, waren der Meinung, daß sie die dominierende Rolle spielen, daß sie sich ein wenig überlegen fühlen mußte.
     
     
    Joshi regte sich hinter ihr. Es wurde dunkel, die Zeit für beide, aktiv zu werden, wie sich das seit langem eingespielt hatte. Der hilflose Zehnjährige war gewachsen und herangereift; er war größer als sie und nahezu kohlschwarz, wenngleich man überall die rötlichen Narben seiner Verbrennungen sah.
    Er kam auf sie zu. Bei der Verwandlung war man mit Vorsicht zu Werke gegangen; wurde man dem Stein der Olbornier zu lange ausgesetzt, so verwandelte man sich ganz in ein fügsames Maultier.
    Er sah ihr sehr ähnlich, hatte aber natürlich keinen Pferdeschwanz und andere Haare, eine Mähne, die am Rückgrat bis zu den Hüften hinabwuchs. Er war dick. Sein dünner Bart zeigte Spuren von Weiß, obwohl er erst Ende Zwanzig war.
    Sie waren aneinander gewöhnt. Nach dem Trinken fragte er: »Gehst du zum Strand? Die Nacht scheint klar zu sein.«
    Sie nickte.
    Sie verließen das Gehege und trabten den Weg hinunter. Das Rauschen der Brandung wurde sehr laut.
    »Muß ein Sturm draußen auf dem Meer sein«, meinte er. »Hör dir das an.«
    Aber ob draußen ein Sturm tobte oder nicht, der Himmel war fast völlig klar und ließ nur hier und dort hauchdünne Wolken erkennen.
    Er legte sich in den Sand, und sie ließ sich auf ihm nieder, so daß sie die Sterne sehen konnte.
    Die Hoffnung ist nie zu Ende, dachte sie. Nicht, solange ich lebe. Nicht, solange die Sterne so leuchten.
    Joshi drehte den Kopf nach oben und schaute zum nordöstlichen Horizont hinüber.
    »Schau«, sagte er, »du kannst deinen Mond sehen.«
    Sie senkte den Blick zum Horizont. Da war er, eine große, silberne Scheibe, unwirklich und fehl am Platze, wie ein großer Silberklumpen.
    Sie sind sicher alle längst tot, dachte sie. Alle bis auf Obie – der arme, einsame Obie. Der Computer war weit mehr gewesen als jede Maschine mit Eigenbewußtsein, die sie je gesehen hatte. Obie war der Sohn Gil Zinders und betrachtete sich auch so. Einsam. Ein merkwürdiger Begriff für ihr Denken, nachdem sie doch ihr ganzes Leben einsam gewesen war, bis auf die wenigen Jahre ihrer Ehe. Und trotzdem ging es ihr jetzt besser als dem armen Obie. Sie hatte Joshi und den Stamm.
    Nach einer Weile drang die salzige Gischt bis zu ihnen. Wolken zogen auf, und sie kehrten zu ihrer Unterkunft zurück.
    »Die ›Trader‹ muß irgendwann diese Woche kommen, nicht wahr?« sagte er.
    »Ja. Hoffentlich bringt sie die Biologiebücher mit und die Bände über Wadenetzfischen.«
    Er seufzte.
    »Das mit der Fischerei kann ich verstehen – jedenfalls für den Stamm. Die Gläubigen müssen gläubig bleiben. Aber warum das Interesse an der Biologie? Du weißt, daß wir eine Rasse aus zwei Geschöpfen sind, und steril dazu. Wenn nicht, hätten wir schon Kinder.«
    »Ich bin auf jeden Fall steril«, sagte sie mit leisem Lachen. »Selbst wenn ich es nicht wäre, hätten wir Glathriel-Kinder. Aber es gibt vielleicht Wege. Ich habe schon seltsamere Experimente in genetischer Manipulation gesehen. Für mich könnte es aber schon zu spät sein. Ich werde langsam zu alt dafür.«
    Er drängte sich an sie.
    »Für mich bist du nicht zu alt. Ein bißchen zerfranst und dick und breitarschig, aber ich mag das so.«
    »Das sagst du nur, weil ich die einzige Frau bin, die du hast«, sagte sie. »Außerdem weiß ich von der Jungfrauenopferung, die du dem Stamm einreden willst.«
    Er lachte.
    »Ich hatte eine gute Lehrerin«, sagte er. Er wurde wieder ernst. »Aber ich bin kein Glathriel mehr. Ich bin ein Tschang, du bist ein Tschang, und niemand kann daran etwas ändern.«
    Das freute sie. Sie kehrten in ihre Unterkunft zurück, und Mavra war zuversichtlich, daß sie, bevor sie starb, einmal wieder über ihr eigenes Schicksal würde bestimmen

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