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Sechseckwelt 04 - Rückkehr auf die Sechseck-Welt

Titel: Sechseckwelt 04 - Rückkehr auf die Sechseck-Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack L. Chalker
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weißes Haar und den flachen Hut.
    »Okay. Hier anhalten!« befahl er kurz vor der stark befahrenen Straße gegenüber der Hafenbehörde. »Ich steige jetzt ab, aber Sie dürfen nicht glauben, daß ich Sie nicht an Ort und Stelle niederschießen könnte. Die Einheimischen sind beleidigt, wenn sie einen Menschen auf einem Rhone reiten sehen, aber die kleine Pistole hat ihren eigenen Willen.«
    Sie hatte die Waffe gesehen und wußte, daß das zutraf.
    Er glitt herunter, und sie hatte das Gefühl, als wäre ihr eine tonnenschwere Last abgenommen worden. Es tat so wohl, daß es schmerzte, und sie versteifte sich ein wenig.
    »Also, die Jungs in der Hafenbehörde sind gut dafür bezahlt worden, daß sie nicht auf uns achten«, erklärte er. »Aber da Sie eine Einheimische sind und ich keiner bin, könnte die Rassentreue die Habgier doch überwinden – obwohl ich mich nicht darauf verlassen würde. Ich werde das Ding jetzt also einstecken, und wir gehen beide hinüber in den Warteraum, wo wir uns gestern getroffen haben, und durch Flugsteig Vier zum Fährboot. Da mein Schiff noch nicht ganz entladen ist, wird man sich nicht viel dabei denken. Ich kann jetzt ohnehin die Umlaufbahn nicht verlassen.«
    Sie nickte. Sie wußte, daß er nie so offen gewesen wäre, wenn seine Leute nicht alles abgedeckt hätten und die ganze Sache nicht genau vorbereitet gewesen wäre. Es spielte keine Rolle; alles, was sie wollte, war ein Gespräch.
    Sie wünschte sich aber, Obie erlaubt zu haben, sie so zu präparieren, wie er es auf Olympus getan hatte. Sie war wegen der Geschichte mit dem Geburtstempel aber immer noch so zornig auf ihn, daß sie sich diesesmal rundweg geweigert hatte. Jetzt vermißte sie ihn. Sie wußte, daß Obie mit Nathan Brazil besser fertigwerden konnte als sie.
    Sie betraten das Gebäude, und wie er vorausgesagt hatte, achtete niemand auf die beiden, nicht einmal auf sie – und sie hielt sich für eine Rhone von beachtlicher Anziehungskraft –, obwohl sie nackt war wie an dem Tag, an dem sie geboren worden war, wäre sie wirklich eine Rhone gewesen. Und das mitten im Winter!
    Das Pilotboot war automatisiert und hob im Nu ab. Sie war dankbar für die Wärme und die Gelegenheit, zu Atem zu kommen. Brazil lehnte sich zurück und betrachtete sie mit einer Mischung aus Belustigung und Faszination.
    »Dann also heraus damit, Tourifreet oder wie Sie wirklich heißen mögen«, begann er, »sind Sie der Kopf dieser Verschwörung oder nur eine Gehilfin? Wer wußte soviel, daß er Sie so nachbilden konnte?«
    Obwohl sie noch ein wenig keuchte, brachte sie ein Lächeln zustande.
    »Nicht Tourifreet, nein«, stieß sie hervor. »Mavra. Mavra Tschang. Ich bin Ihre Urenkelin, Mr. Brazil.«
    Er zog eine Zigarre heraus und machte es sich an der Schottwand bequem.
    »So, so, so … Was Sie nicht sagen. Hat Ihnen schon einmal jemand erzählt, daß Sie Ihrem Urgroßvater gleichen?«

An Bord der ›Jerusalem‹
    Nach den ersten Worten sagten sie nicht viel. Das Boot dockte rasch an, und sie betraten durch die Luftschleusen das Innere des Raumschiffs. Achtern krachte und polterte es. Das Schiff wurde von Schleppern in Container zerlegt, und die Geräusche drangen bis zu ihnen. Er winkte ihr, und sie ging auf den Laufgängen weiter, bis sie den Aufenthaltsraum erreichten.
    Es herrschte enorme Unordnung; überall lagen leere Nahrungsdosen, Stapel von Zeitungen und Papieren, Bücher in Sprachen, die sie nicht kannte, mit Umschlägen, die einen höchst sonderbaren Geschmack verrieten.
    »Tut mir leid, daß es so schlimm aussieht, aber ich war einfach nicht in der Stimmung sauberzumachen, und mit Gästen hatte ich nicht gerechnet«, sagte er beiläufig, wischte einen Polstersessel ab und ließ sich hineinfallen.
    »Haben Sie keine Angst, daß ich Sie überwältige, jetzt, wo wir allein sind?« fragte sie. »Schließlich bin ich viel größer und stärker als Sie.«
    Er lachte leise.
    »Nur zu! Das Pilotboot ist auf mich codiert, die Hecksektion befindet sich beim Entladen im Vakuumzustand, und bis die Hauer fertig sind, kann das Schiff nicht fliegen.« Er öffnete den Pistolengürtel und warf ihn auf den Boden.
    Sie griff nach einem Buch und blickte auf den Umschlag.
    »Ich habe in den Kom-Gebieten des Weltraums nie diese echten Bücher gesehen«, meinte sie neugierig. »Sagen Sie – ist das wirklich so, wie der Umschlag es anzudeuten scheint?«
    Er feixte sie spöttisch an.
    »Versteht sich, meine Liebe. Auch wenn sie innen nie so saftig

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