Sechseckwelt 04 - Rückkehr auf die Sechseck-Welt
ihren Hüften herabwallte.
»Seid in Frieden, meine Kinder«, begann Yua. Ihre Stimme klang leise, unfaßbar sanft und sinnlich. »Ich bin hier, um diesen Tempel und seine Gemeinde zu segnen und jenen von Euch, die aus Neugier oder Interesse erschienen sind, von unserem Glauben und unserer Lebensart zu erzählen. Ich komme von einem Planeten, den wir Olympus nennen. Unsere Gründermütter entdeckten die Welt, die dem Kom übergeben wurde, da sie ein Ort war, wo man ohne unbezahlbar teure Veränderungen oder luftdichte Kuppeln nicht überleben kann, ganz ähnlich den toten Welten der Markovier. Aber wir konnten dort überleben, bauen, uns ausdehnen und gedeihen, und das haben wir getan.«
Sie spürte, daß die Zuschauer gebannt waren und jedes Wort aufmerksam verfolgten.
»Wir gleichen Euch, und wir sind von Eurem Stamm, aber wir sind nicht wie Ihr. Wir waren für viele Extreme von Kälte und Hitze unempfindlich, konnten Gifte in fremdartigem Wasser und feindseliger Atmosphäre herausfiltern, und wir brauchen dazu keine Schutzanzüge oder eine besondere Ausrüstung. Hört gut zu. Ich werde Euch die Geschichte unseres Volkes, des unsrigen und Eurigen, und unseres Glaubens erzählen.«
Sie machte eine Pause. Ideal. Niemand regte sich.
»Ihr lebt auf einer Grenzwelt«, fuhr sie fort. »Noch rauh, noch roh. Die meisten, wenn nicht alle von Euch sind unter anderen Sternen geboren. Somit seid Ihr im Weltraum alle weit umhergereist. Ihr wißt von den Ruinen der Markovier auf toten Welten, eine rätselhafte Rasse, die tote Computer tief im Inneren ihrer Planeten und Hüllen von Großstädten ohne künstliche Gegenstände hinterließ. Ihr wißt, daß diese Rasse einst fast die ganze Galaxis besiedelte und daß sie verschwand, lange bevor die Menschheit entstand.«
Manche Köpfe nickten. Das Rätsel der Markovier war inzwischen allen wohlbekannt. Man hatte bei der Ausdehnung der Menschheit Hunderte, vielleicht Tausende toter Welten gefunden. Sie waren alt, unfaßbar alt, unmöglich alt, da sie fast bis zur Entstehung des Alls zurückzugehen schienen.
»Sie stellten die erste Zivilisation dar. Sie wuchsen und dehnten sich aus und erlangten Göttlichkeit. Ihre Computer gaben ihnen alles, was sie je begehren konnten, schon, wenn sie es sich wünschten. Und doch war das nicht genug; sie wurden schal, gelangweilt, unfähig, sich des Lebens zu erfreuen. Und so beschlossen sie, ihre Göttlichkeit aufzugeben, als neue Rassen des Universums von vorne zu beginnen. Sie schufen einen ungeheuer großen Computer, den Schacht der Seelen, setzten ihn in den Mittelpunkt des Alls und erschufen auf dieser Computerwelt neue Rassen: aus sich selbst alle Rassen des Universums. Ihre alte Welt verstummte, während ihre Schöpfungen, auf der Schachtwelt erprobt, die neuen Herren der Schöpfung wurden – darunter unser eigenes Volk. Endlich waren alle fort; sie wurden in unsere Vorfahren verwandelt. Die Markovier waren wir, wir die Markovier.«
Eine Anzahl der Gebildeteren nickte dazu. Es war eine alte Theorie, eine von Tausenden, die man aufgestellt hatte, um das Rätsel der Markovier zu erklären.
»Aber obwohl das Wahrheit ist, denn wir wissen alle davon, bleibt ein Rätsel, die ewige, letzte Frage. Die Markovier entstanden bald nach Anbeginn der Zeit; sie waren die erste Rasse, die Eltern all jener, die danach kamen. Und wenn dem so ist, wer hat die Markovier geschaffen? Im Verlauf der Geschichte kannte die Menschheit – und auch die anderen Rassen, mit denen wir in eine Partnerschaft eingetreten sind – viele Religionen. Die eine hat viele Götter, andere haben einen Gott, aber alle besitzen eine übereinstimmende Vorstellung von der Erschaffung der Welt. Alle haben in ihrem Mittelpunkt einen Hauptgott, einen ersten Beweger: denjenigen, der alles andere geschaffen hat. Es gibt IHN, meine Kinder! Es gibt IHN, und ER ist immer noch hier, beobachtet immer noch unsere Fortschritte und urteilt über uns. Unsere Ersten Mütter kannten IHN, und ER führte sie zum Schacht der Seelen, wo sie zweimal wiedergeboren wurden. Durch die Prinzipien des Schachtes wurden diese Ersten Mütter größer als je zuvor gemacht, und sie und ihre Kinder und Kindeskinder wurden hierher zurückgebracht als lebendes Zeichen dafür, daß Gott existiert, daß der Schacht existiert, daß wir Zustände erreichen können, viel höher als jene, in die wir hineingeboren wurden, wenn wir IHN nur suchen. Denn wenn wir die Wahrheit und seine Größe und Allmacht erkennen,
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