Sechseckwelt 04 - Rückkehr auf die Sechseck-Welt
sich eine andere Lebensweise nicht mehr vorstellen konnten. Dann würden sie auf die Straßen gehen und jeden Fremden fragen können, ob er – oder sogar sie – Nathan Brazil sei, und die guten Werke der Kirche ausführen.
Der Glaube breitete sich aus, gewiß, aber entmutigend langsam von Welt zu Welt, so langsam, daß keine der Olympierinnen glaubte, innerhalb der eigenen langen Lebensspanne ihn als wahrhaft vorherrschende Kraft zu erleben. Die nicht-menschlichen Rassen zeigten überhaupt kein Interesse; die Vorstellung, daß der eine, wahre Gott es vorziehen sollte, als Mensch herumzulaufen, war überaus beleidigend.
Regierung und Presse fanden am Verhalten der Sekte nichts zu beanstanden und machten sich wegen des langsamen Wachstums auch kaum Sorgen. Man dachte zwar fragend an Olympus und daran, ob diese fremdartigen Superfrauen, deren Welt für niemanden zugänglich war, es mit ihrer Religion ernst meinten oder eine neue und langsame, aber wirkungsvolle Form der Eroberung erprobten, aber selbst wenn dem so sein sollte, würde niemand den Ausgang erleben. Das Problem würde sich anderen stellen, falls nicht etwas geschah, das eine massive Vermehrung der Sektenmitglieder hervorrief. Das räumten selbst die Olympierinnen ein.
Noch keine von ihnen hatte bislang von den Dreel gehört, geschweige denn die mögliche Entwicklung durch sie bedenken können. Noch nicht…
Kom-Polizeizentrale, Suba
Sie rissen die Augen auf, als Marquoz durch einen Korridor stapfte. Man gaffte ein Wesen, das große Ähnlichkeit mit einem großen Tyrannosaurus Rex besaß, eine Weste trug und eine dicke Zigarre rauchte, überall an. Er war es gewöhnt und kümmerte sich nicht darum.
Der Kom-Bund hatte sich in den vergangenen Jahrhunderten enorm ausgebreitet und war auch weit weniger totalitär geworden, seitdem das riesige, kriminellpolitische Drogensyndikat Jahrhunderte zuvor zerschlagen worden war. Das alte Syndikat hatte die Ausbreitung stark begrenzt, um Grenzwelten in einem Tempo zu entwickeln, das kontrollierbar blieb und eine mühelose Übernahme ermöglichte. Die Entdeckung eines Heilmittels gegen seinen Haupteinfluß auf die Führung dieser Welten – und der noch größere Schock darüber, wie viele Welten von machtgierigen, versteckten Monarchen regiert worden waren – hatten zu einer völligen Neueinschätzung des Kom-Bundes und der Richtungen geführt, welche die Menschheit eingeschlagen hatte.
Hunderte von Kom-Welten waren als gänzlich stagnierend erkennbar, viele siechten dem Untergang entgegen, da ihre genetischen Fortpflanzungs- und Massenprogrammierungs-Methoden Bevölkerungen hervorgebracht hatten, die Insektengesellschaften ähnlicher waren als früheren menschlichen. Die Milliarden schufteten für die herrschende Klasse, diese für das Syndikat. Als das Syndikat zerbrach, zerfielen auch die meisten herrschenden Klassen. Sie wurden einfach deshalb durchschaut, weil die Drogen, derer sie bedurften, nicht mehr verfügbar waren, und sie sich dem Kom anschließen oder sterben mußten.
Nun gab es neue Strukturen und Gesellschaften, manche ebenso schlecht oder schlechter als jene, die sie verdrängt hatten, aber die meisten doch ein wenig besser. Das Interesse des Kom-Bundes verlagerte sich auf schnellere Ausdehnung und die Erweckung eines neuen Grenzergeistes.
Mehr als tausend menschliche Welten erstreckten sich jetzt über mehr als ein Zehntel der Milchstraßen-Galaxis. Es war unausweichlich, daß man schließlich auf andere intelligente Wesen stoßen mußte, und das war auch geschehen. Der Kom war bis dahin vierzehn Rassen begegnet, manche davon so fremdartig und unbegreiflich, daß es wenig Berührung und keine gemeinsamen Grundlagen geben konnte; andere, wie die zentaurartigen Rhone, dehnten ihre Kultur selbst aus. Es hatte einige Konflikte gegeben, viele Mißverständnisse, aber das Wachstum war ein positives gewesen, und die Menschheit hatte für den Umgang mit fremden Rassen viel gelernt. Der Rat der Kommune der Welten, kurz Kom, besaß sieben nicht-menschliche Mitglieder.
Von allen Rassen war indessen der Ursprung der Chugach, denen Marquoz angehörte, wohl am wenigsten bekannt. Sie waren am äußersten Rand des Rhone-Reiches von den Rhone selbst, nicht von den Menschen, entdeckt worden. Ihre riesenhafte, heiße Wüstenwelt war zunächst für unbewohnt gehalten worden, ein wirbelndes, schroffes Meer von Wüstensand.
Die Chugach lebten tief unter dem Sand, wo es kühl war, in der Nähe des Grundgesteins
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