Sechseckwelt 05 - Dämmerung auf der Sechseck-Welt
durcheinandergewürfelt auf derselben Welt leben konnte. Es war einfach nicht möglich, das vollkommen zu beherrschen.
Die Tore begaben sich an ihre Plätze. Natürlich würden nicht alle benützt werden, aber wenn alles gutging, würden es genug sein. Er würde trotzdem Rassen verlieren, ganze Zivilisationen und Ideen für immer verlieren, aber er konnte sehr viele von ihnen retten.
Nach einer Weile – wer wußte oder konnte sagen, ob es einige Minuten oder einige Jahrhunderte waren? – erklärte er: »Alles an seinem Platz. Besser geht es nicht. Wir werden ein paar tausend Zivilisationen verlieren, verdammt, aber immer noch besser, als wenn es alle wären. Ich gehe jetzt hin, zum nächsten bewohnten Planeten in jeder Region.«
Auf einer Million verschiedener Welten wurden eine Million Rassen erschreckt von der kleinen, klaffenden Schwärze, die aus dem Himmel auf ihre Welten herabsank, eine Schwärze, die vollständig war, absolut, und jedem Versuch trotzte, ihr Schaden zuzufügen, sie in die Luft zu sprengen. Es gab Panik, verstärkt noch durch das, was das klaffende Sechseck tat, wenn es auf die Welt herabsank. Es begann sich sehr rasch, blitzschnell, zu bewegen, zu schnell, als daß man dagegen etwas tun konnte, und Bewohner in Massen zu schlucken.
»Sie sind drin! Verdammt! Was für Kopfschmerzen! Ich kann hier nicht mehr lange zurückhalten. Himmel! Nicht genug! Nicht jede Rasse hat genug durchgemacht! Mist! Ich muß aufhören! Um Himmels willen, Mavra, schalt jetzt ab!«
Ein Gedanke, ein Impuls, ein einzelner exakter, bewußter mathematischer Befehl ging hinaus. Sie erteilte ihn, sie selbst, ganz allein. Sie tötete sie alle – alle, bis auf die auf der Sechseck-Welt und jene im Übergang.
Auf der Nachtseite der Sechseck-Welt würden die Bewohner zu den Sternen hinaufblicken und etwas Wundersames erleben. Das gigantische, funkelnde, herrliche Sternenfeld des Nachthimmels flackerte und erlosch. Es war nur Schwärze, wo es gewesen, eine Schwärze, so absolut, wie noch keiner sie gesehen.
Es wurde von einem Ende der Sechseck-Welt bis zum anderen berichtet, erzählt und wiedererzählt, und die nervöse Panik begann.
Brazil ist im Schacht der Seelen. Die Sterne sind erloschen.
Manche starben von eigener Hand, andere verloren den Verstand, aber die meisten schauten nur hinauf und warteten, starrten auf den grauenhaft leeren Himmel, auf das einsame, trostlose Nichts, das sie umgab und sie fast zu zermalmen schien.
In Nord- und Süd-Zone hörte das Schacht-Tor auf zu arbeiten. Siegel, die noch keiner gekannt hatte, gelangten automatisch an ihre Plätze, schlagartig und ohne Vorwarnung. Viele saßen im Inneren fest und hatten keine andere Wahl, als abzuwarten. Diejenigen, die sich auskannten, sperrten blitzschnell die Zone-Tore in ihren Sechsecken ab, damit niemand verlorenging, denn durch diese Tore gelangte man nicht nach Zone, nicht, solange der Schacht mit seinen Toren geschlossen war. Sie wurden umgelenkt, das Tor im Schacht umgestülpt. Jeder, der jetzt durch ein Zone-Tor ging, würde die Sechseck-Welt nie wiedersehen.
Aber in den verschiedenen Sechsecken in Nord und Süd wußten die Leute, vor allem die Machthaber, daß sie eine Frist gesetzt bekommen hatten, daß sie ungefähr die Hälfte ihrer Bevölkerung für das Tor aufbieten mußten, und daß die Tore, wenn sie das nicht taten, sich in Bewegung setzen und es selbst übernehmen würden, ohne Überlegung. Die Nachricht ging automatisch an alle Wesen der Sechseck-Welt, die Nachricht, die sie bis zu diesem Tag für einen bedeutungslosen, mythischen oder veralteten Ausdruck gehalten hatten, die nun aber von allen begriffen wurde.
Es war Mitternacht im Schacht der Seelen.
Der Schacht
»Es wundert mich, daß es hier noch Luft und Licht gibt«, meinte Mavra.
»Was hast du gedacht – daß man das in ein Vakuum hineingebaut hat?« gab er zurück. »Um den Schacht zu errichten, brauchte man Licht und Wärme und Luft. Das gehört mit zum Rest des Planeten. Aber der Computer ist jetzt eindeutig abgeschaltet, und die Schacht-Tore sind es auch. Niemand geht hinein oder hinaus. Die Zone-Tore bringen dich jetzt direkt zum Schacht-Tor, ohne Rückkehr.«
»Was glaubst du, wie viele Leute wir da festhalten?«
Er lachte.
»Die meisten sind Olympierinnen, würde ich sagen, die wissen, was vorgeht, und vielleicht ein paar Wächter, Aufseher, Streifen. Möglicherweise sogar der eine oder andere Botschafter, was? Im Augenblick werden sie die Hosen voll
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