Sechseckwelt 05 - Dämmerung auf der Sechseck-Welt
Eingreifen mit den markovischen Toren geretteten Millionen, die nun ihre eigenen Rassen fortführen, neue Kulturen aufbauen und sich ausdehnen oder untergehen konnten, wie sie es selbst durch ihr Handeln bestimmten.
Da zwischen der Sechseck-Welt und dem Universum noch immer zeitliche Unterschiede bestanden, wurden sie an verschiedenen Stellen verstreut, und manche würden sich fortpflanzen, alt werden und sterben und Tausende, vielleicht Millionen von Jahren unterschieden sein von anderen Rassen, die nach der Sechseck-Welt-Zeit nur Minuten später auf ihre Welten gesetzt worden waren.
Aber für die vereinzelten Angehörigen von Rassen, die nicht für diese Planeten bestimmt waren und zufällig, aber unvermeidlich die Reise mitmachten, gab es nur eine sekundenschnelle Reise. Sie waren jedoch Widersprüche auf einer primitiven Welt, für die sie nicht gedacht waren. Die meisten starben rasch aus oder wurden zu flüsternd beschriebenen Legenden unter den nachfolgenden Generationen, aber einzelne würden sich halten und auf irgendeine Weise überleben können, zumindest für eine Zeit.
Am Ende des sechsten Tages, als es Mitternacht wurde, fielen die Schranken vor dem Schacht-Tor, die Zone-Tore nahmen ihren normalen Betrieb wieder auf, alles war, wie es zuvor gewesen.
Und auf der ganzen Sechseck-Welt atmete man erleichtert auf.
Auch in der Zeit war man wieder im Gleis. Sechs Tage waren für sie vergangen, fast vierzehn für das neue Universum, das nun von einem reparierten, neu programmierten und neu belebten Schacht aufrechterhalten wurde.
Nathan Brazil seufzte und ließ sich auf seine Tentakel zurücksinken. Mavra nahm ein paar letzte Messungen vor und ließ sich ebenfalls niedersinken. Es war vorbei.
»Jedenfalls so lange, bis irgendein neuer Idiot an der markovischen Mathematik herummurkst«, meinte Brazil mürrisch. Er griff nach ihr. »Was hast du jetzt für Pläne?«
»Ich brauche eine Ruhepause und möchte über alles nachdenken«, erwiderte sie.
Und so taten sie am siebten Tag gar nichts.
»Schon einen Entschluß gefaßt?« fragte er sie früh am nächsten Tag.
»Ja, ich denke. Vielleicht ist es ein Fehler, ich weiß es nicht, aber ich werde wohl mit dir mitmachen müssen. Vorerst nach deiner Vorstellung. Und du?«
»Ach, jetzt kommt das Feine, das Interessante«, erklärte er. »Hinuntergehen und sich ansehen, wie sie sich entwickeln. Erst wenn sie das hinter sich haben, machen sie dich verrückt.«
Sie lachte.
»Ich glaube, das wird faszinierend sein.«
»Okay«, sagte er. »Also machen wir uns auf den Weg. In der neuen Welt ist noch die Zeit vor der Zivilisation, aber bis wir das alles hinter uns haben, wird die Zeit der sogenannten Zivilisation heraufdämmern. Hast du dir schon überlegt, was du sein willst?«
Sie nickte.
»So ziemlich wie früher«, erwiderte sie. »Ein bißchen mehr unserer Austrittspunkt-Kultur angepaßt, aber im Grunde dasselbe. Und du?«
»Ich fürchte, ich habe mir das letztemal bewiesen, daß ich nichts anderes sein kann als das, was ich immer gewesen bin. Egal, wie, ich scheine immer gleichzubleiben, mehr oder weniger.«
Er flackerte; das helle markovische Gleißen erlosch. Dort stand Nathan Brazil, fast genau so wie früher. Die Hautfarbe war dunkler, der Bart ein wenig voller, aber Nathan Brazil war er unverwechselbar.
Und seltsamerweise zeigte sich ihren markovischen Sinnen noch immer etwas von dem Leuchten, je länger sie ihn anstarrte.
Sie flackerte auch, dann stand sie neben ihm. Sie war dunkelhäutig, schlank, biegsam und exotisch.
»Noch immer die alte, wie?« scherzte er. »Nicht einmal neugierig darauf, wie es ist, ein Mann zu sein? Die Männer haben es in primitiven Gesellschaften viel leichter, weißt du.«
Sie grinste, trat auf ihn zu und küßte ihn, dann zeigte sie ihm ihre Fingernägel. Sie spannte die Muskeln ein wenig an, und unter den scharfen Nagelspitzen quollen winzige Tröpfchen Flüssigkeit hervor.
»Ich komme schon zurecht«, sagte sie.
Er lächelte sie strahlend an, legte den Arm um sie und zog sie an sich.
»Davon bin ich überzeugt«, erwiderte er aufrichtig.
Naughkaland, Erde
Sie gingen gemeinsam zum Strand hinunter, der Mann und die Frau, nackt und ohne Scham. Ab und zu bückte sich die Frau, die ein wenig kleiner war als er, um eine Muschel oder einen hübschen, bunten Stein aufzuheben, lachte und warf den Gegenstand ins Meer. Es war ein herrlicher, strahlend heller, warmer Tag, ein Tag, wie man ihn sich
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