Secrets of Love - Teil 1
ein kleiner Junge von vielleicht sechs Jahren. Er hatte dunkelbraunes, lockiges Haar und ein spitzbübisches Grinsen im Gesicht. Als er mit seinen schmutzigen Fingern auf die beiden zustürmen wollte, stoppte ihn sein Vater mit einem gezielten Griff.
„Die beiden wollen gerne sauber bleiben“, erklärte er eindringlich. „Verstanden?“
Marlon schmollte kurz, dann nickte er aber.
„Ich freue mich Sie beide kennenzulernen“, sagte Aarons Frau und streckte Daria die Hand zur Begrüßung entgegen. Sie überwand sich, und ergriff sie zu einem vorsichtigen Händedruck.
„Ebenfalls. Vielen Dank für Ihre Einladung.“
„Ich kenne Sie bisher nur von einem alten Bild her“, sagte Aarons Frau Mary zu Spock und sorgte dafür bei Daria für akute Verwunderung.
„Ein altes Bild?“, fragte sie.
„Ja. Kommen Sie, ich zeige es Ihnen. Es hängt im Wohnzimmer.“
„Was ist das denn für ein Bild?“, fragte Spock unauffällig Aaron, der allerdings nicht dazu kam zu antworten, weil seine Frau mit frisch gewaschenen Händen an ihnen vorbeirauschte und Daria hinter sich her winkte.
„Das hier ist es!“ Mary deutete mit dem Zeigefinger auf eine große Wand, die übervoll mit Bildern war, und dort speziell auf eine alte Fotografie, auf der zwei junge Männer abgebildet waren.
Daria erkannte Spock sofort an seinen strengen Gesichtszügen und dem fehlenden Stück seiner Ohrmuschel. Sie drehte sich mit einem Lächeln zu ihm um.
„Du siehst keinen Tag älter aus als 15“, bemerkte sie voller Begeisterung, woraufhin er mit den Augen rollte und sich an Aaron wandte.
„Musstest du das denn hier aufhängen?“
Noch bevor Aaron antworten konnte, klingelte Spocks Telefon. Er zog es aus der Tasche und sah auf das Display.
„Es ist Jimmy“, erklärte er an Daria gewandt und hob ab.
„Ich hab da angerufen, Spock“ , meldete er sich ohne Begrüßung. „Hab ihnen gesagt, dass ich eventuell Interesse an dem Verkauf hätte, dass ein Freund von mir gerade in New York wäre und die Unterlagen mitbringen könnte und all das.“
„Und was haben sie gesagt?“
„Dass sie gerade umziehen würden und die Büroräume geschlossen wären.“
Spock nickte vor sich hin. „Ja, etwas in der Art habe ich mir gedacht.“
„Er meinte aber, dass er den Vertragsentwurf hinterlegen könnte.“
„Hat er dir die Adresse gegeben?“
„Ja, hast du etwas zum Schreiben?“
„Hast du einen Stift?“, fragte Spock an Aaron gewandt. Daria zog schnell Block und Bleistift aus der Tasche.
„Hier. – Und frag ihn, wie es Nanuk geht, bitte!“
„Nanuk geht es klasse“ , rief Jimmy ins Telefon. „Ich hab ihm ein Steak gebraten. Das hat er in einem Stück verschluckt und schläft seitdem hinter der Theke.“
Daria lächelte Spock an, zum Zeichen, dass sie Jimmy gehört hatte.
„Okay, und jetzt die Adresse.“
Während Jimmy Gabriel die Adresse durchgab, betrachtete Daria weiterhin das alte Foto von ihm. Was auch immer ihm zugestoßen, was auch immer ihm angetan worden war: es war bereits vor der Aufnahme des Bildes geschehen. Das sah sie an seinem Gesichtsausdruck.
„Soll ich Ihnen das Schlafzimmer zeigen, während Spock telefoniert?“ Mary kannte Gabriel offenbar ebenfalls. Oder zumindest kannte sie seinen Namen.
„Ja, sehr gerne.“
„Ich trage die Koffer!“, rief der kleine Junge. Wie immer, wenn sie fröhliche, kleine Kinder sah, versetzte der Anblick Daria einen Stich und die Frage kochte in ihr hoch, ob sie wohl selbst irgendwo dort draußen ein Kind hatte.
„Die sind zu schwer“, sagte sie zu ihm, „aber wenn du etwas tragen möchtest, kannst du gerne meine Tasche nehmen.“
Stolz griff er nach Darias großer Handtasche und hängte sie sich über die Schulter.
Daria selbst nahm sich einen der beiden Koffer, Mary den zweiten und zusammen gingen sie eine geschwungene, breite Treppe nach oben.
„Ich habe euch ein gemeinsames Schlafzimmer fertiggemacht“, sagte Mary im fröhlichen Plauderton. „Aaron meinte zwar, Spock würde ein eher eremitenhaftes Leben führen, aber ich sagte ihm dann: kein Mann auf diesem Planeten nimmt ein Mädchen mit auf eine Reise, wenn er nicht mit ihr zusammen sein möchte.“
Sie lächelte Daria offen an und diese konnte nicht anders, als Mary sofort in ihr Herz zu schließen.
„Nun“, sagte sie und versuchte die passenden Worte zu finden. „Wir haben beide eine Vergangenheit, die es uns schwer macht.“
„Ja, Aaron hat mir nicht viel erzählt. Nur dass ihm sein Vater das
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