Secrets of Love - Teil 1
Ohr abgeschnitten hat. Oder zumindest …“ Sie gestikulierte etwas unbeholfen. „… zumindest dies eine Stück.“
Daria versuchte nicht zu neugierig zu klingen. Das hatte sie nicht gewusst. Mein Gott! Sie hatte gedacht, er hätte diese Verletzung bei einem Unfall erlitten, aber … der eigene Vater? Wie schrecklich.
„Ich glaube, Gabriel hatte es noch schlimmer, als ich.“
„Mögen Sie ihn denn?“
„Er ist der einzige Mensch auf dieser Welt, der mir etwas bedeutet“, antwortete Daria wahrheitsgemäß.
„Und anders herum?“
Daria atmete tief durch. Ein eigenartiges Gefühl die Fragen, die sie sich selbst all die Zeit stellte, so offen gestellt zu bekommen.
„Ich war acht Jahre in einer Art Gefangenschaft“, sagte sie leise. „Als sie vorbei war, war Spock der erste Mensch, den ich gesehen habe. Und seitdem ist er mir keinen Tag mehr von der Seite gewichen.“
Mary öffnete eine Tür. „Dieser Satz bestätigt mich in der Annahme, dass Sie beide nur ein Schlafzimmer brauchen.“
Daria nickte etwas verschämt und betrat den hellen Raum mit dem in Pastelltönen bezogenen Kingsize-Bett und dem Ensuite-Bad, das ihr mit auf Hochglanz polierten Marmorfliesen entgegenglänzte.
„Darf ich Sie etwas fragen?“, sagte Mary leise und stellte den Koffer ab.
„Natürlich.“
„Wie konnten Sie entkommen? Aus der Gefangenschaft, meine ich.“
„Ich weiß es nicht.“ Daria zuckte hilflos mit den Achseln. „Meine Erinnerung setzt an dem Tag ein, als ich frei war.“
Mary nickte verstehend. „Posttraumatischer Stress.“
„Nein. Eine Art Chip im präfrontalen Lappen.“
„Tatsächlich?“ Mary kaute auf ihrer Unterlippe. „Wissen Sie, wie er eingesetzt wurde?“
„Nein. Und vor allem weiß ich nicht, wie ich ihn wieder loswerde. Wir haben fast ein Dutzend Spezialisten aufgesucht, aber keiner weiß Rat.“
„Wenn Sie möchten, zeigen Sie mir gerne die Bilder und Unterlagen, die Sie angesammelt haben. Ich bin Neurologin. Keine Neurochirurgin zugegeben, aber … nun ja, vielleicht …“
„Sehr gerne“, gab Daria zurück. „Ich nehme jede Chance wahr.“
Als Mary aufmunternd nach ihrer Hand griff, entwand sie sich ihr automatisch, bereute die abweisende Geste aber sofort wieder.
„Oh, es tut mir leid, ich …“
„Sie können Berührungen nicht gut ertragen? Das verstehe ich.“ Mary lächelte und verschränkte die Hände ineinander. „Können Sie es ertragen, wenn Spock sie berührt?“
„Ja, ich kann es ertragen. Und … ich wünsche es mir.“ Jetzt war es heraus. Und obwohl sie diese Frau überhaupt nicht kannte, tat es verdammt gut, es einmal auszusprechen.
Mary grinste von einem Ohr zum anderen. „Haben Sie heute Vormittag schon etwas vor?“
„Heute Vormittag? Nein, ich glaube …, ich weiß nicht.“
„Wir gehen einkaufen. Einverstanden? Es gibt ein paar wunderschöne Geschäfte in New York. Wir haben einen Fahrer, der uns von einem zum nächsten fährt.“
Plötzlich klopfte es an der offenen Tür. „Seid ihr hier?“, fragte Aaron.
Spock stand hinter ihm und schielte neugierig in das Schlafzimmer, das er sich in dieser Nacht mit Daria teilen würde. Zumindest war von ihm kein Widerspruch zu hören.
„Dasha, wir müssen zu dieser Adresse fahren, die Jimmy mir genannt hat. Kannst du mich begleiten?“, fragte er.
„Natürlich.“ Sie lächelte etwas schüchtern Mary an und ging zu Spock hinüber.
„Haben wir vorher noch Zeit einkaufen zu gehen“, fragte Mary, woraufhin Spock die Stirn runzelte.
„Einkaufen?“
„Ja, wir nehmen Annabelle mit und machen eine kleine Shopping-Tour.“
„Ist Annabelle hier?“, fragte Spock mit etwas mehr Freude, als es Daria recht war.
„Wer ist Annabelle?“, hakte sie nach.
„Meine Schwester“, gab Aaron zurück. „Sie lebt hier mit uns zusammen. Gerade ist sie unterwegs, aber heute Nachmittag ist sie wieder hier.“
„Ich hab sie seit mindestens zehn Jahren nicht gesehen“, sagte Spock.
Und wenn es nach Daria ging, bräuchte sich daran auch nicht so schnell etwas ändern.
„Seit ihr lieber Mann versucht hat, uns alle umzubringen, ist sie etwas … zurückgezogen“, antwortete Aaron.
„Ihr Mann hat was ?“ Daria stand der Mund offen, doch Mary winkte nur ab.
„An diesen Kerl verschwenden wir keinen Gedanken mehr“, sagte sie entschlossen und schob Aaron aus dem Schlafzimmer. „Wir essen jetzt.“
„Wir können heute Nachmittag die Unterlagen abholen, wenn du erst zum Einkaufen möchtest“, erklärte
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