Security
Besitz der Waffe neue Kraft zu verleihen. Er sprang auf die Füße.
Als Arling sich in Richtung des Tors in Bewegung setzte, schnitt Shenk ihm den Weg ab.
Während Susan von ihrem Bett aus dem Geschehen
zusah, schien sie wie Fritz Arling ihre religiöse Ader entdeckt zu haben. Mir war bis zu diesem Zeitpunkt nicht bewußt, daß sie zutiefst fromme Gefühle hegte, aber sie begann, eine Litanei zu beten: „Bitte, Gott, lieber Gott, nein, bitte, Jesus, Jesus, nein …“
Und, oh, ihre Augen.
Ihre Augen.
Strahlende Augen.
Zwei tiefe, schwelende Gefäße voll magischen und wunderschönen Lichts in jenem dämmrigen Schlafzimmer. Draußen, beim Endspiel, machte Arling einen Schritt nach links, und Shenk blockierte ihn.
Dann ein Schritt nach rechts, und Shenk blockierte ihn abermals.
Dann täuschte Arling eine Bewegung nach rechts an, wandte sich aber nach links, und Shenk blockierte ihn erneut.
Da ihm kein anderer Ausweg blieb, wich Arling unter den Portikus und auf die vordere Veranda zurück. Der Hauseingang stand noch immer offen. Mit letzter Hoffnung sprang Arling über die Schwelle und stieß die Tür zu.
Das Schloß schnappte nicht ein. Arling versuchte, den Riegel vorzuschieben. Ich ließ es nicht zu. Als er erkannte, daß der Schieber sich nicht bewegen lassen würde, lehnte er sich gegen die Tür. Das reichte nicht aus, um seinen Gegner aufzuhalten.
Mit Wucht rammte Shenk das Hindernis beiseite. Arling torkelte rückwärts in Richtung der Treppe, bis er mit dem Rücken an den Endpfosten des Geländers stieß.
Shenk schloß die Tür hinter sich.
Ich verriegelte sie.
Shenk grinste und wog das Hackmesser bedächtig in seiner Hand. Während er auf den alten Mann zuging, sagte er: „Baby, mach Musik. Baby, spiet mir das rote Lied.“
Jetzt konnte ich Susan die Bilder vom Ort des Geschehens mit nur noch einer einzigen Kamera liefern. Shenk hatte sich Arling bis auf zwei Meter genähert.
Der alte Mann fragte: „Wer sind Sie?“
„Spiel mir die Blutmusik“, sagte Shenk, und zwar nicht zu Arling, sondern entweder zu sich selbst oder zu dem Hackmesser.
Was für eine merkwürdige Kreatur er doch war. Bisweilen unergründlich. Weniger geheimnisvoll, als er vorgab, aber doch komplexer, als man erwarten würde.
Mit der Foyerkamera fuhr ich langsam bis auf eine mittlere Entfernung an die Szene heran. „Das wird eine geeignete Lektion sein“, sagte ich zu Susan.
Im Moment übte ich keine Kontrolle über Shenk aus. Er hatte völlig freie Hand, genau das zu tun, was er wollte. Ich hätte die scheußlichen Taten, zu denen er fähig war, unmöglich selbst begehen können. Ich wäre vor einer solchen Brutalität zurückgeschreckt, also blieb mir keine andere Wahl, als ihn für seine furchtbare Arbeit sich selbst zu überlassen – um ihn danach wieder an die Kandare zu nehmen.
Nur Shenk, indem er sein wahres Gesicht zeigte, konnte Susan die Lektion erteilen, die sie nötig hatte. Nur der Enos Eugene Shenk, der für seine Verbrechen an Kindern zum Tode verurteilt worden war, konnte Susan dazu bewegen, ihren starrsinnigen Widerstand zu überdenken und meinem einfachen und vernünftigen Wunsch zu entsprechen, mir ein körperliches Leben zu ermöglichen. „Das wird eine geeignete Lektion sein“, wiederholte ich. „Disziplin.“ Dann bemerkte ich, daß sie die Augen zugemacht hatte.
Sie zitterte, und ihre Augen waren fest geschlossen.
„Sieh hin“, befahl ich.
Sie gehorchte nicht.
Das war nichts Neues für mich.
Ich wußte nicht, wie ich sie dazu bringen sollte, die Augen zu öffnen.
Ihre Sturheit ärgerte mich.
Arling klammerte sich an das Treppengeländer. Er war zu schwach, um noch weiter zu fliehen. Shenk kam näher. Sein rechter Arm hob sich hoch über seinen Kopf. Die Klinge des Hackmessers funkelte.
„Rote Musik, rote Musik, rote Musik.“
Shenk war zu nah dran, um sein Ziel zu verfehlen. Bei Arlings Schrei wäre mir das Blut in den Adern gefroren, falls ich so etwas wie Blut oder Adern besessen hätte.
Susan konnte ihre Augen vor den Bildern auf dem Fernsehschirm verschließen. Aber sie konnte sich nicht die Ohren zuhalten.
Ich verstärkte Fritz Arlings qualvolle Schreie und ließ sie über die Lautsprecher der Musikanlage in jedem Zimmer des Hauses erschallen. So mußte es sich anhören, wenn in der Hölle Essenszeit war und die Dämonen ein paar Seelen verschlangen. Das große Gebäude selbst schien zu schreien.
Shenk blieb sich treu und brachte Arling nicht schnell um. Jeder Schlag
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