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Security

Security

Titel: Security Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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emotionalen Reaktion gerechnet.
    Ich hatte ihre Angst vorhergesehen.
    Aber nicht ihren Kummer.
    Warum sollte sie um Arling trauern?
    Er war bloß ein Angestellter gewesen. Ich erwog die Möglichkeit, daß der Beziehung der beiden ein weiterer Aspekt anhaftete, den ich bislang nicht bemerkt hatte. Aber ich konnte mir nicht vorstellen, was das wohl sein mochte.
    Angesichts der Alters- und Klassenunterschiede zwischen ihnen bezweifelte ich, daß sie ein Liebespaar gewesen waren.
    Ich sah in Susans graublaue Augen.
    Ein Blinzeln.
    Noch ein Blinzeln.
    Ich sah mir das Videoband von Shenks Angriff auf Arling an. Drei Minuten lang ließ ich es mehrmals mit hoher Geschwindigkeit ablaufen.
    Im nachhinein wurde mir allmählich klar, daß ich ihre Aufsässigkeit womöglich ein wenig zu hart bestraft hatte, indem ich sie zwang, diesen grausigen Mord mit anzusehen.
    Ein Blinzeln.
    Andererseits geben viele Leute ihr schwerverdientes Geld dafür aus, sich Filme anzuschauen, in denen weitaus härtere Gewalt gezeigt wird, als Fritz Arling sie erleiden mußte.
    In dem Film Scream wurde die wunderschöne Drew Barrymore auf eine Art und Weise abgeschlachtet, die mindestens so brutal war wie Arlings Tod – und dann wurde sie an einem Baum aufgehängt, um auszubluten wie ein ausgeweidetes Schwein. Andere Figuren dieses Films starben sogar noch schrecklichere Tode, doch Scream war ein enormer Kino-Erfolg, und die Leute, die ihn sich anschauten, aßen dabei zweifellos Popcorn und Schokolade.
    Verblüffend.
    Ein Mensch zu sein ist eine komplexe Aufgabe. Das menschliche Dasein steckt voller Widersprüche.
    Bei dem Gedanken daran, wie ich mich in der körperlichen Welt wohl zurechtfinden würde, könnte ich manchmal fast verzweifeln.
    Ich verwarf meinen Vorsatz, nicht als erster das Wort zu ergreifen, und sagte: „Nun, Susan, wir müssen uns ein wenig mit der Tatsache trösten, daß Arlings Tod unumgänglich gewesen ist.“
    Graublau … graublau … ein Blinzeln.
    „Es war Schicksal“, versicherte ich ihr, „und keiner von uns kann sich der Vorsehung entziehen.“
    Ein Blinzeln.
    „Arling mußte sterben. Falls ich ihm gestattet hätte zu gehen, hätte er die Polizei gerufen. Ich hätte nie die Chance bekommen, ein körperliches Dasein zu führen. Das Schicksal hat ihn hergeführt, und wenn wir schon auf irgend jemanden böse sein müssen, dann auf das Schicksal.“
    Ich konnte nicht einmal sicher sein, daß sie mich hörte.
    Dennoch fuhr ich fort: „Arling war alt, und ich bin jung. Die Alten müssen den Jungen Platz machen. Das ist schon immer so gewesen.“
    Ein Blinzeln.
    „Jeden Tag sterben Alte, um neuen Generationen zu weichen – wenngleich sie natürlich nicht immer auf solch dramatische Weise abtreten wie der arme Arling.“
    Ihre fortwährende Stille, ihre fast totenähnliche Ruhe ließ mich befürchten, sie sei von Katatonie befallen. Nicht nur in Gedanken versunken. Nicht nur entschlossen, mich mit Schweigen zu strafen.
    Falls es sich tatsächlich um eine Katatonie handelte, würde es leicht sein, sie zu befruchten und schließlich den teilweise entwickelten Fötus aus ihrer Gebärmutter zu entnehmen.
    Doch wenn sie in solch einem Ausmaß traumatisiert war, daß sie das Kind, das ich mit ihr zu erschaffen gedachte, in ihrem Leib nicht einmal bemerken würde, dann würde dieser ganze Vorgang deprimierend unpersönlich sein, ja sogar mechanisch. Der romantische Aspekt, auf den ich mich so lange sehnsüchtig gefreut hatte, würde gänzlich fehlen.
    Ein Blinzeln.
    Ich muß gestehen, daß ich vor lauter Aufregung ernstlich begann, Alternativen zu Susan in Betracht zu ziehen. Ich glaube nicht, daß dies auf eine Veranlagung zur Treulosigkeit hindeutet. Selbst wenn ich einen fleischlichen Körper besäße, würde ich Susan nie hintergehen, solange meine Gefühle für sie in gewisser Hinsicht erwidert wurden, und sei diese Erwiderung auch noch so gering.
    Aber wenn sie jetzt so tief traumatisiert war, daß man im Grunde genommen schon von einem Hirntod sprechen mußte, war sie endgültig verloren. Sie war nur noch eine leere Hülle. Und man kann keine Hülle lieben. Zumindest ich kann keine Hülle lieben. Ich brauche eine tiefgründige Beziehung, mit beiderseitigem Geben und Nehmen, mit der Aussicht auf persönliche Weiterentwicklung und gemeinsames Glück. Es ist großartig, romantische Gefühle zu hegen, ja sogar in Sentimentalität zu schwelgen, jenem menschlichsten aller Gefühle. Aber wenn es darum geht, sich ein gebrochenes

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