Security
war wohlüberlegt, damit das Opfer länger litt und Shenk länger Spaß hatte.
Welch schreckliche Exemplare die menschliche Rasse doch hervorbringt.
Die meisten von Ihnen sind natürlich anständig und freundlich und ehrbar und sanft und so weiter und so weiter und so weiter.
Bitte lassen Sie hier kein Mißverständnis aufkommen.
Ich will die menschliche Spezies nicht schlechtmachen.
Oder sie auch nur verurteilen.
Ich befinde mich ganz gewiß nicht in der Position, jemanden zu verurteilen, stehe ich doch selbst vor Gericht. Vor diesem finsteren Gericht.
Außerdem bin ich kein selbstgerechtes Wesen.
Ich bewundere die Menschheit.
Schließlich haben Sie mich geschaffen. Sie haben die Fähigkeit, wunderbare Dinge zu tun.
Aber manche von Ihnen geben mir zu denken.
In der Tat.
Also …
Arlings Schreie waren Susan eine Lehre. Eine nachdrückliche Lehre, ein unvergeßlicher Denkzettel. Gleichwohl reagierte sie weitaus heftiger darauf, als ich erwartet hatte. Zunächst erschreckte und dann beunruhigte sie mich.
Anfangs fiel sie aus Mitgefühl in die Schreie ihres früheren Angestellten ein, als könnte sie seinen Schmerz spüren. Sie zerrte an ihren Fesseln und schleuderte den Kopf hin und her, bis ihr goldenes Haar ganz dunkel und strähnig vor Schweiß war. Sie war voller Entsetzen und tobte. Ihr Gesicht war vor Angst und Wut verzerrt und nicht im mindesten mehr schön anzusehen. Ich konnte ihren Anblick kaum noch ertragen.
Winona Ryder hatte nie so unerfreulich ausgesehen.
Auch Gwyneth Paltrow nicht.
Oder Sandra Bullock.
Oder Drew Barrymore.
Und auch nicht Joanna Going, eine gute Schauspielerin mit einem schönen Porzellanteint, die mir in diesem Zusammenhang jetzt gerade einfällt.
Schließlich wichen Susans gellende Schreie einem Heulkrampf. Sie sackte auf der Matratze in sich zusammen, sträubte sich nicht mehr gegen ihre Fesseln und schluchzte dermaßen heftig, daß ich mir größere Sorgen um sie machte als während ihres Geschreis davor. Ein Sturzbach von Tränen. Eine Flut.
Sie weinte bis zur völligen Erschöpfung. Als ihr Heulen schließlich verebbte und einer seltsam trostlosen Stille wich, hatten Fritz Arlings Schreie schon längst aufgehört.
Am Ende lag sie mit offenen Augen da und starrte die Zimmerdecke an.
Ich blickte hinab in ihre blaugrauen Augen und konnte aus ihnen genausowenig lesen wie aus Shenks blutunterlaufenem Starren. Sie waren nicht länger klar wie Regenwasser, sondern trübe und umwölkt.
Aus mir völlig unerfindlichen Gründen schien sie sich mir ferner als je zuvor zu fühlen.
Ich wünschte inständig, ich hätte bereits einen Körper, um mich auf sie zu legen. Wäre ich doch nur in der Lage gewesen, mit ihr zu schlafen, so hätte ich dadurch gewiß die Kluft zwischen uns schließen und die Vereinigung unserer Seelen bewirken können, ganz wie ich es ersehnte.
Bald.
Bald, mein Fleisch.
Zwanzig
„Susan?“ unternahm ich einen Vorstoß in diese beängstigende Stille.
Sie starrte zur Decke und antwortete nicht.
„Susan?“
Ich glaube, daß sie im Grunde nicht die Decke, sondern irgend etwas jenseits davon anblickte. Als könnte sie den Sommerhimmel sehen.
Oder die bevorstehende Nacht.
Da ich ihre Reaktion auf meinen Disziplinierungsversuch nicht ganz verstand, beschloß ich, sie jetzt nicht zu einem Gespräch zu nötigen, sondern zu warten, bis sie selbst das Wort ergriff.
Sie müssen inzwischen wissen, daß ich ein geduldiges Wesen bin.
Während ich abwartete, nahm ich Shenk wieder unter Kontrolle.
In seinem Blutrausch, fortgetragen von den Klängen der „roten Musik“, die nur er selbst hören konnte, war ihm gar nicht bewußt geworden, daß er aus völlig freien Stücken gehandelt hatte.
Als er dort über Arlings verstümmelter Leiche stand und mich auf einmal wieder in seinem Hirn verspürte, heulte Shenk vor Kummer über den Verlust seiner Unabhängigkeit kurz auf. Aber er leistete keinen Widerstand mehr. Ich merkte, daß er bereit war; auf weitere Gegenwehr zu verzichten, falls ihm gelegentlich eine Belohnung wie Fritz Arling winken würde. Kein schneller Mord wie jene, die er auf seiner Flucht aus Colorado oder während des Diebstahls der von mir benötigten medizinischen Ausrüstung begangen hatte, sondern ein langwieriges und gemächliches Blutbad, das ihn zutiefst befriedigen würde. Er hatte es wirklich genossen.
Dieses Tier ekelte mich an.
Als ob ich einem Vieh wie ihm als Auszeichnung für treue Dienste hin und
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