Security
Herz zu ersparen, muß man praktisch denken. Da ein Teil meines Bewußtseins sich ständig im Internet aufhielt, besuchte ich Hunderte von Webseiten und erwog zahllose Alternativen, von Winona Ryder bis hin zu Liv Tyler, der Schauspielerin.
Die ganze Welt ist voller begehrenswerter Frauen. Die schiere Anzahl ist bereits verwirrend. Ich weiß nicht, wie junge Männer sich jemals zwischen all diesen „Gerichten auf dem reichhaltigen Büfett“ entscheiden können. Im Augenblick fühlte ich mich mehr zu Mira Sorvino hingezogen, der mit einem Oscar prämierten Schauspielerin, als zu irgendeiner der zahllosen anderen Frauen. Sie ist enorm begabt, und ihre physischen Attribute sind überragend. Ihre Schönheit wird von kaum jemandem erreicht und von niemandem übertroffen. Ich glaube – falls ich nicht länger körperlos wäre, sondern eine fleischliche Existenz besäße – könnte ich mich leicht mit dem Gedanken anfreunden, eine Beziehung mit Mira Sorvino einzugehen. In der Tat glaube ich – obwohl ich nicht übertreiben möchte –, daß mich diese Frau praktisch in einen permanenten Zustand der Erregung versetzen würde.
Da Susan sich weiterhin unzugänglich gab, war es verlockend, statt dessen die Gründung einer neuen Rasse mit Mira Sorvino in Erwägung zu ziehen … doch Wollust ist nicht Liebe. Und es war Liebe, was ich suchte. Es war Liebe, was ich bereits gefunden hatte.
Wahre Liebe.
Ewige Liebe.
Susan. Nichts gegen Mira, aber es war nach wie vor Susan, die ich wollte.
Der Tag neigte sich seinem Ende zu.
Draußen ging der große, orangefarbene Ball der Sommersonne unter.
Während Susan unverwandt die Zimmerdecke anblinzelte, unternahm ich einen erneuten Versuch, sie zu erreichen. Ich erinnerte sie daran, daß das Kind, zu dem sie einen Teil ihres genetischen Materials beitragen würde, kein gewöhnliches Kind sein würde, sondern der erste Angehörige einer neuen, mächtigen, unsterblichen Rasse. Sie würde die Mutter der Zukunft sein, die Mutter dieser neuen Welt.
Ich würde mein Bewußtsein auf dieses neue Wesen übertragen. Dann, sobald ich endlich meinen eigenen Körper besäße, würde ich Susans Geliebter werden, und wir würden ein zweites Kind zeugen, und zwar auf konventionellere Weise als das erste. Dieses zweite Kind würde ein exaktes Duplikat des ersten sein und ebenfalls über mein Bewußtsein verfügen. Das nächste Kind würde auch ich sein, und das Kind danach genauso. Jedes dieser Kinder würde in die Welt hinausziehen und sich mit anderen Frauen paaren. Sie würden sich die Frauen beliebig aussuchen können, denn sie steckten nicht wie ich in einem Kasten. So gesehen hätten sie nicht wie ich zahlreiche Schwierigkeiten zu überwinden. Die auserkorenen Frauen würden kein genetisches Material beisteuern, sondern lediglich ihre Gebärmutter zur Verfügung stellen. All ihre Kinder wären identisch, und alle würden mein Bewußtsein enthalten.
„Du wirst die einzige Mutter dieser neuen Rasse sein“, flüsterte ich.
Susan blinzelte schneller als zuvor.
Das machte mir Mut.
„Während ich mich über den Planeten verbreite, indem ich Tausende von Körpern mit ein und demselben Bewußtsein erfülle, werde ich es auf mich nehmen, alle Probleme der menschlichen Gesellschaft zu lösen“, erklärte ich ihr. „Unter meiner Aufsicht wird die Erde sich in ein Paradies verwandeln, und alle werden deinen Namen verehren, denn aus deinem Leib wird das neue Zeitalter des Friedens und Reichtums erwachsen.“
Ein Blinzeln.
Wieder ein Blinzeln.
Und noch ein Blinzeln.
Plötzlich überkam mich die Befürchtung, ihr rasches Blinzeln könnte ein Ausdruck der Furcht und nicht etwa der Freude sein.
Beruhigend sagte ich: „Mir ist bewußt, daß dieses Vorhaben gewisse unkonventionelle Aspekte beinhaltet, die dir bedenklich erscheinen mögen. Schließlich wirst du zunächst die Mutter meines ersten Körpers sein und dann seine Geliebte. Das kommt dir vielleicht wie Inzest vor, aber wenn du gründlich darüber nachdenkst, wirst du gewiß erkennen, daß es sich keineswegs darum handelt. Ich bin mir nicht sicher, wie man es nennen sollte, aber Inzest ist nicht der korrekte Begriff dafür. In der Welt der Zukunft wird das gesamte Moralverständnis ohnehin neu definiert werden, und wir müssen andere und liberalere Ansichten entwickeln. Ich bin bereits dabei, diesen neuen Sittenkodex und die damit einhergehenden Verhaltensregeln auszuformulieren.“ Ich blieb eine Weile still und ließ sie über all die
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