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Seegrund

Seegrund

Titel: Seegrund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kobr Michael Kluepfel Volker
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Schreibtisch war unter Papierbergen vergraben, überall lagen angebrochene Zigarilloschachteln herum, der Aschenbecher quoll über vor ausgedrückten Kippen. Die ehemals cremeweiße Tastatur des Computers hatte inzwischen eine dunkelgraue Farbe angenommen. Die Marx rauchte offenbar alles, was ihr zwischen die Finger kam.
    Kluftinger hatte sich kaum gesetzt, da hörte er hinter sich schon wieder das Geräusch eines Streichholzes und bläulicher Rauch erfüllte das Zimmer. Die Beamtin setzte sich hinter den Schreibtisch, zog eine Schublade auf und holte eine Flasche und zwei Gläser hervor.
    »Den brauchen wir jetzt«, sagte sie und goss eine klare Flüssigkeit ein.
    »Enzian. Selbstgebrannt, von einem Freund. Höllisch gut«, beantwortete sie den fragenden Blick des Kommissars.
    Kluftinger, der eigentlich kein Schnapstrinker war, schon gar nicht im Dienst, dachte, dass ihn der Alkohol zumindest ein bisschen aufwärmen würde, und nahm sich das Glas. Sie prosteten sich zu und schütteten die Flüssigkeit ihre Kehlen hinunter.
    Ein, zwei Sekunden passierte gar nichts, dann breitete sich im Rachen des Kommissars eine Hitze aus, als habe er sich Benzin in den Hals gegossen und angezündet. Mit aller Macht unterdrückte er seinen Hustenreiz, denn er sah, dass Friedel Marx mit dem scharfen Getränk überhaupt keine Probleme hatte. Fast kam es ihm vor, als warte sie nur darauf, dass er diesbezüglich Schwäche zeigen würde.
    »Hm-hm, ganz ordentlich«, versuchte er deswegen gelassen zu sagen, doch es kam heiserer heraus, als er gewollt hatte.
    Als ihm auch noch Tränen in die Augen schossen, wandte er sich schnell ab und hängte den Pelzmantel und die Mütze an die Garderobe in Marx’ Büro.
    »Noch einen?«, fragte Friedel Marx mit Blick auf die Flasche.
    »Nein, nein, wir müssen ja noch was arbeiten.«
    Sie legte die Flasche wieder in die Schublade und sah den Kommissar an. »Ich danke Ihnen, dass Sie bereits alles in die Wege geleitet haben. Ich kann mich ja jetzt um den Rest kümmern. Wissen Sie, ich dachte, ich fange gleich mal …«
    »Liebe Frau Kollegin«, unterbrach sie der Kommissar. »Ich will Ihnen da jetzt nicht vorgreifen, aber da ich den Mann gefunden habe, werde ich mich auch der Sache annehmen.«
    »Hören Sie, Herr Kluftinger«, brummte Friedel Marx, »es ist Usus bei uns, den Fall im Zuständigkeitsbereich der Kollegen zu belassen, bei denen er passiert ist.« Sie nahm einen tiefen Zug an ihrem Zigarillo, kniff die Augen zusammen und fuhr fort, wobei sie den Rauch beim Sprechen bedrohlich aus ihrem Mund quellen ließ. »Natürlich haben Sie als ranghöherer Beamter das Recht, alles an sich zu reißen, aber es ist eine Frage des Stils, ob man von diesem Recht auch tatsächlich Gebrauch macht.«
    »So war das doch nicht gemeint«, versuchte Kluftinger etwas eingeschüchtert, sie zu besänftigen. »Ich wollte ja nur vorschlagen, dass wir die ganze Sache von Kempten aus koordinieren und Sie natürlich mit im Team sind.« Das hatte der Kommissar zwar überhaupt nicht vorschlagen wollen, aber es erschien ihm in diesem Moment, ganz allein mit der Kette rauchenden Beamtin im fremden Büro, das Klügste zu sein. Die endgültige Arbeitsaufteilung könnten sie ja dann immer noch zu seinen Gunsten festlegen – in Kempten natürlich.
    Sie musterte ihn misstrauisch und lenkte schließlich ein. »Na gut. Dann können wir jetzt endlich mit der Ermittlung anfangen. Ich würde sagen, ich knöpfe mir so schnell wie möglich mal die Tauchclubs in der Umgebung vor. Vielleicht kennen die unseren Herrn. Das ist doch auch in Ihrem Sinne, dass wir schnellstmöglich seine Identität feststellen, oder?«
    »Äh, ja, ja, natürlich, Identität. Ganz wichtig.«
    Sie saßen noch eine Weile im Büro und sprachen über ein paar Details, als Kluftingers Handy klingelte. »Ja? Willi, servus. Hast du schon was für uns? Die rote Flüssigkeit, verstehe … Wollte ich dich auch noch fragen. Gut, dass du selber daran denkst. Und was … ach so, klar. Ja, gut, bis morgen dann.«
    Friedel Marx blickte den Kommissar gespannt an.
    »Er konnte das Zeug nicht identifizieren, das wir … das ich zunächst für Blut gehalten habe.«
    »Hm.«
    »Aber etwas hat er doch herausgefunden, noch vor Ort.«
    »Und zwar?«
    »Dass es organisch ist. Keine synthetische Verbindung. Keine Farbe oder so was. Willi hat etwas Derartiges auch noch nie gesehen. Sie machen gleich eine umfangreiche Testreihe. Mehr weiß er noch nicht.«
    Seine Kollegin machte ein

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