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Seegrund

Seegrund

Titel: Seegrund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kobr Michael Kluepfel Volker
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besorgtes Gesicht. »Klingt ja rätselhaft«, sagte sie mehr zu sich selbst.
    Auch Kluftinger hatte kein gutes Gefühl. Er hatte nicht die leiseste Ahnung, wohin sie diese Sache führen würde.
    »Ich glaub, hier können wir nix mehr machen. Ich würde vorschlagen, wir treffen uns morgen zur Morgenlage-Besprechung in Kempten? Da können wir dann alles Weitere klären. Auch mit den Kollegen.« Kluftinger stand auf und ging zur Tür. Friedel Marx war sitzen geblieben. Als er schon an der Tür stand und sich verabschieden wollte, zögerte er. Er drehte sich noch einmal um. Marx grinste ihn an.
    »Brauchen Sie ein Taxi?«, fragte sie mit spöttischem Unterton.
    »Ich … äh …«
    »Kommen Sie, ich fahr Sie schnell heim.«
    Das konnte ja eine heitere Zusammenarbeit werden, dachte er beim Hinausgehen.
    Während der Fahrt nach Altusried, Kluftingers Wohnort, hatten sie beschlossen, noch kurz im Kemptener Krankenhaus vorbeizuschauen, in das der Verletzte gebracht worden war. Als sie vor dem Klinikum parkten, dachte Kluftinger, dass die Fahrt so oder so hier geendet hätte, denn Marx fuhr in seinen Augen wie eine Geisteskranke. Dass sie das »Ich fahr Sie schnell heim« so wörtlich nehmen würde, hätte er nicht gedacht. Dabei rauchte sie einen Zigarillo nach dem anderen, so dass der Kommissar das Gefühl hatte, draußen noch nachzuqualmen. Eine Bemerkung hatte er sich aufgrund der sowieso schon angespannten Stimmung verkniffen, auch wenn ihm jetzt speiübel war. Er war froh, etwas auslüften zu können.
    Die Kälte fühlte sich angenehm an – während der Fahrt hatten im Wagen mindestens dreißig Grad geherrscht, weil Marx Heizung und Gebläse in ihrem Subaru auf höchster Stufe gehabt hatte. Außerdem freute er sich diebisch darüber, dass seine Kollegin nun den Mantel aus der Kleidersammlung in ihrem Büro hängen hatte. Sollte sie doch schauen, wie sie ihn wieder loswürde.
    »Na, hat Sie wohl ganz schön mitgenommen, was? Sie sind etwas blass um die Nase«, sagte seine Kollegin auf dem Weg zum Klinikeingang. Wegen der aufkeimenden Zornesröte wirkten Kluftingers Wangen gleich wieder etwas rosiger.
    Am Eingang blieben sie vor der Tür stehen. Marx musste ihren Zigarillo noch fertig rauchen.
    Auf der Station, in die der Mann gebracht worden war, gingen sie einen langen, menschenleeren Gang entlang. Nur das Klacken ihrer Absätze auf dem grünglänzenden Linoleumboden war zu hören. Kluftinger fühlte sich unwohl in Krankenhäusern. Allein der Geruch jagte ihm Schauer über den Rücken: Die Desinfektionsmittel vermochten nicht, den Muff des Gemäuers zu übertünchen. Und über allem lag diese Ahnung menschlichen Siechtums. Dazu die gespenstische Stille, die an diesem Sonntag hier herrschte. Er vermied auch immer, in Krankenhäusern oder Arztpraxen irgendwelche Dinge zu berühren. Schließlich wusste man nie, welche Krankheitserreger daran hingen.
    Endlich waren sie am Schwesternzimmer der Station angelangt. Eine ältere Frau und eine Krankenschwester, die Kluftinger auf höchstens achtzehn Jahre schätzte, tranken gerade Kaffee. Erstaunt blickten sie die beiden Polizeibeamten an. Die ältere holte gerade Luft, um etwas zu sagen, da kam ihr Kluftinger zuvor.
    »Kripo Kempten, ich …«
    »Und Kripo Füssen!«
    Entgeistert drehte sich Kluftinger zu seiner Kollegin. Für einen Augenblick hatte er vergessen, was er sagen wollte, dann wollte er fortfahren, doch diesmal fiel ihm die Krankenschwester ins Wort: »Ach Füssen, klar. Sie kommen wegen dem Mann, gell? Ich ruf gleich den Arzt.«
    Wenige Minuten später stand ein etwa sechzigjähriger Mann in weißem Kittel vor ihnen. Er sah sie aus müden Augen an, blätterte in einer Krankenakte herum und sagte dann: »Also, der Patient hat ein Schädel-Hirn-Trauma, ein starker Aufprall oder Schlag, vermute ich. Die rechte Hand ist geprellt. Und vor allem natürlich die schwere Unterkühlung. Die hat dafür gesorgt, dass er ins Koma gefallen ist. Seine Chancen stehen nicht gerade gut. Eine Stunde später und wir hätten nichts mehr machen können.«
    »Keine Schnittwunden?«
    »Jetzt schon.«
    »Bitte?«
    Der Arzt blickte von einem zum anderen. »Seine Schulter war ziemlich lädiert, wir mussten sie operieren. Schade um die schöne Tätowierung.«
    »Können wir ihn sprechen?«, fragte der Kommissar.
    Die müden Augen des Arztes wurden für einen Augenblick hellwach und es blitzte Kampfeslust in ihnen auf, die aber gleich wieder erlosch. »Schon mal mit einem Komapatienten ein

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