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Seegrund

Seegrund

Titel: Seegrund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kobr Michael Kluepfel Volker
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Frau ihm hingestellt. Er durfte es anschneiden. Weil er gestresst war und es ihm heute nicht gut ging. Einfach so.
    Heiser röchelte die Kaffeemaschine. Bald würde Erika ihm eine Tasse bringen. Wenn sie den Saft gepresst hatte. Er küsste sie auf die Wange.
    Verwundert sah Erika ihren Mann an, der sich auf seinen angestammten Platz auf der Eckbank niederließ.
    »Frische Vitamine aus der Orange. Das ist genau das Richtige im Winter!«
    Erika runzelte die Stirn. Sie konnte die gute Stimmung des ihr angetrauten Morgenmuffels nicht recht einordnen.
    Sie holte eine Packung »Sonntagsbrötchen« aus dem Kühlschrank. Die standen normalerweise nur an besonderen Sonn- und Feiertagen auf dem Tisch: Die frisch gebackenen Semmeln und Hörnchen aus der seltsamen Dose, die man an der Tischkante aufschlagen musste, um sie aufzubrechen, bevor der Teig herausquoll. Dass diese unförmigen, blassen Häufchen im Ofen so stark aufgingen, faszinierte ihn jedes Mal aufs Neue.
    In diese Gedanken versunken griff Kluftinger zum Brotmesser, setzte es am Früchtebrot an, wurde aber von einem leichten Schlag auf die Finger unterbrochen und hielt abrupt inne.
    Kluftinger ließ den Wagen laufen, während er auf dem Parkplatz vor dem Supermarkt im Kemptener Norden sein Frühstück verzehrte, das in diesem Fall aus einer Flasche Kakao und zwei Hausmachersalami-Semmeln bestand. Ins Büro wollte er noch nicht, frieren auch nicht. Und so hatte er es wenigstens warm. Wie seine Familie jetzt.
    Wie eine Furie hatte sie ihn angefaucht, mit einer Dose in der Hand, aus der Teig quoll. Was ihm einfalle. Einfach anzufangen, obwohl die Kinder noch schliefen. Wo sie extra so schöne Platten hergerichtet hatte.
    Natürlich, als er wortlos aufgestanden war, um ohne Frühstück, ohne Kaffee aus dem Haus zu gehen, hatte sie ihm nachgerufen, sie mache ihm noch ein Wurstbrot, mit leerem Magen solle er doch nicht zur Arbeit. Nur die Dekoration habe er nicht zerstören sollen. Aber da war es schon zu spät.
    Kluftinger saß in seinem Passat und schüttelte den Kopf. Wenn es um ihren Sohn ging, dann kannte Erika manchmal kein Maß mehr, dachte er und schob sich den Rest seiner Semmel in den Mund. Da wollte er doch lieber in sein Büro, da war er der Chef im Ring, der Herr im Haus, der Silberrücken unter all den Gorillas.
    Beim Öffnen der Bürotür schlug Kluftinger ein strenger Geruch entgegen. Er konnte ihn wegen des heraufziehenden Schnupfens erst nicht so recht identifizieren, dann aber sah er, woher er kam: Friedel Marx saß bereits an seinem Schreibtisch, hatte seine Mitarbeiter um sich versammelt und – rauchte!
    Er grüßte seine Kollegen, die ihm kaum Aufmerksamkeit schenkten. Die Marx nickte ihm sachlich zu, dann wandte sie sich wieder Maier, Strobl und Hefele zu, offenbar um das weitere Vorgehen im neuen Fall zu besprechen.
    Kluftinger stand verloren in seinem eigenen Büro, zunächst geschockt, dann zunehmend wütend. Er ging zuerst zur Kaffeemaschine. Vielleicht würde das längst überfällige Getränk ihn etwas beruhigen. Doch die silbrige Isolierkanne war leer.
    Roland Hefele rief ihm zu: »Mach dir halt einen Pulverkaffee, der normale ist aus. Der hat grad für uns gereicht.«
    Wortlos hastete der Kommissar aus dem Zimmer und ließ lautstark die Tür hinter sich ins Schloss fallen. Er lief ins Büro von Sandy Henske, der Abteilungssekretärin, um sich von ihr einen Kaffee machen und vor allem mental für die Konfrontation mit seiner Füssener Kollegin rüsten zu lassen. Er würde dieser Friedel schon zeigen, wo der Bartel den Most holt. Doch das Sekretariat war leer. Sollte Friedel Marx sie mit irgendeinem Auftrag losgeschickt haben? Das ging zu weit. Die sollte ihn kennen lernen. Wutentbrannt stürmte er in sein Zimmer.
    »Frau Marx, wo ist Sandy Henske? Meinen Sie nicht, dass Sie Ihre Kompetenzen hier ganz gewaltig überschreiten?«
    Die Kollegen sahen ihren Vorgesetzten mit erschrockenem Gesichtsausdruck an. Friedel Marx blickte ungerührt auf, legte ihren Zigarillo auf einem Aschenbecher ab und antwortete: »Guten Morgen, Herr Kollege. Leider weiß ich weder, wo Ihre Sandy ist, noch, wer das überhaupt ist. Wir haben hier nur ein bisschen über den Fall gesprochen, weil Sie ja noch nicht da waren. Ich hoffe, das war in Ihrem Sinne?«
    Mit diesen Worten stand sie auf, nahm ihren Aschenbecher mit, ging an Kluftinger vorbei und setzte sich in einen Stuhl, der an der hinteren Wand des Zimmers stand.
    »Die Sandy hat heute Vormittag frei, die kommt

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