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Seegrund

Seegrund

Titel: Seegrund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kobr Michael Kluepfel Volker
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ich.«
    Wieder musterte der Mann sie und antwortete dann: »Nix gesähn.«
    Kluftinger seufzte.
    Er wusste nicht, ob die Einsilbigkeit des Mannes wirklich von dessen Verständnisschwierigkeiten herrührte oder ob er irgendetwas vor ihm verbergen wollte. Doch auch mehrmaliges Nachhaken brachte kein anderes Ergebnis und so gab er es schließlich auf. Er entließ den Wirt wieder in seine Küche.
    »Mach dir nix draus«, sagte Strobl, erhob sich und klopfte dem Kommissar auf die Schulter. »War sowieso nicht wahrscheinlich, dass irgendjemand was gesehen hat. Ich geh mal schnell aufs Klo. Bin gleich wieder da.«
    Kluftinger sah ihm hinterher. Er fühlte ein gewisses Unbehagen, mit seiner Kollegin allein am Tisch zurückzubleiben. Außerdem meldete sich auch bei ihm nun ein körperliches Bedürfnis.
    In die sofort nach Strobls Aufstehen einsetzende, beklemmende Stille rief er seinem Kollegen hinterher: »Ich geh dann nachher auch gleich noch.« Und fragte sich im selben Moment, warum er den Satz überhaupt ausgesprochen hatte.
    Während er dieser Frage nachsann, tauchte Friedel Marx aus ihrem Schnitzelteller auf und murmelte zwischen zwei geschickt vollgeladenen Gabeln: »Gehen S’ halt gleich mit. Ich versteh eh nicht, warum Männer immer schichtweise zum Brunzen gehen.«
    Kluftinger, der gerade den letzten Schluck aus seinem Spezi nahm, verschluckte sich heftig.
    Er war kein Freund von Kraft- oder Fäkalausdrücken, wenn man von seinem Hang zum Fluchen absah. Besonders abstoßend fand er derartige Begriffe aber, wenn sie aus Frauenmündern kamen. Nun war Friedel Marx in seinen Augen zwar keine typische Vertreterin des weiblichen Geschlechts und ganz sicher auch keine besonders zierliche, zimperliche oder gar anmutige, und sie verstand es, ihre femininen Merkmale besser zu kaschieren als andere. Aber sie war eine Frau und als solche hatte sie derartige Dinge nicht zu sagen, fand Kluftinger. Dass sie es dennoch tat, passte ebenso gut in Kluftingers Bild von ihr, wie es ihn abstieß. Er wusste nicht, was er darauf erwidern sollte, doch seine Kollegin erwartete offenbar auch keine Antwort, denn sie hatte sich wieder über ihren Teller gebeugt und war damit beschäftigt, die letzten drei Happen ihres Schnitzels mit einem einzigen Bissen zu vertilgen. So männlich wie ihre Ausdrucksweise schienen auch ihre Tischmanieren zu sein.
    Dankbar registrierte Kluftinger, dass Strobl an der Theke vorbei wieder auf ihren Tisch zulief und ihre Zweisamkeit, die so gar nichts Trautes an sich hatte, wieder beendete. Er warf seinem Kollegen einen dankbaren Blick zu, dann erst bemerkte er dessen Aufregung. Seine Gesichtszüge waren angespannt und seine Mundwinkel zuckten. Bevor er sich setzte, beugte er sich zu seinem Chef hinunter und flüsterte ihm etwas ins Ohr. Kluftinger sah ihn ungläubig an.
    »Draußen?«, vergewisserte er sich flüsternd.
    Strobl nickte.
    Langsam erhob sich nun auch der Kommissar und verschwand in dem Gang, aus dem kurz zuvor sein Kollege gekommen war. Friedel Marx beobachtete die beiden und folgte dem Kommissar mit fragenden Blicken.
    »Was gibt’s denn?«, fragte sie ebenfalls flüsternd, auch wenn sie nicht genau wusste, warum.
    Doch Strobl schüttelte nur den Kopf.
    Wenige Augenblicke später kehrte der Kommissar zurück. Auch er wirkte nun angespannt. Als er sich setzte, nickte er Strobl zu, worauf dieser den Ober bat, er möge doch noch einmal den Wirt holen.
    Als der sich wieder zu ihnen an den Tisch gesetzt hatte, tauschten die beiden Kemptener Beamten noch einmal kurz einen Blick, bevor sie im Stakkato ihre Fragen abschossen. Sie ließen ihn gar nicht dazu kommen, ausführlich zu antworten.
    »So, Herr Schickedans …«
    »Székesfehérvár!«
    »… man darf also nicht tauchen im See?«
    »… na, nix …«
    »Und das macht auch niemand?«
    »… no, mein ich …«
    »Und da sind Sie sich ganz sicher.«
    Friedel Marx beobachtete ihre Kollegen mit wachsendem Unverständnis. Irgendetwas mussten sie auf ihrem Weg zur Toilette entdeckt haben. Von ihrem Platz aus konnte sie jedoch nichts erkennen. Da die beiden Kommissare sie sowieso nicht an der Befragung teilhaben ließen, stand sie auf und begab sich ebenfalls in den Flur. Langsam ging sie den spärlich beleuchteten Gang entlang. Sie lief an einem Zimmer mit halb angelehnter Tür vorbei, weiter in Richtung der … Plötzlich blieb sie stehen. Eine innere Stimme hatte sie anhalten lassen. Irgendetwas hatte sie in dem Zimmer, an dem sie gerade vorbeigekommen

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