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Seegrund

Seegrund

Titel: Seegrund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kobr Michael Kluepfel Volker
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Schemel auf dem Boden. Mit dem kannst du reinsteigen.«
    Tatsächlich entdeckte Kluftinger die Einstiegshilfe und kletterte ungelenk nach drinnen.
    Das Erste, was ihm dort auffiel, war die unerträgliche, schwüle Hitze. Es herrschten weit über vierzig Grad in dem kleinen, stickigen Raum. Außerdem fehlten dem Zimmer jegliche Möbel. Lediglich ein paar große Strohsäcke lagen herum. An einer Wand war ein Regal angebracht, auf dem allerlei Krimskrams herumlag. Darauf stand ein Käfig mit einem Kaninchen. Der Rest des Raumes wurde beherrscht von einem riesigen, seltsam geformten Ofen: Schmal und länglich wie ein halbiertes U-Boot stand er auf dem gestampften Lehmboden, die Oberfläche war aus rohem Metall, das mit Flugrost überzogen war. Es sah so aus, als habe der Mann den Ofen selbst zusammengeschweißt. Auf dem Unterteil ruhte eine Metallplatte, auf der mehrere verschieden große Emailletöpfe mit Wasser vor sich hin dampften und Treibhausatmosphäre verbreiteten.
    Kluftinger wischte sich die ersten Schweißtröpfchen von der Stirn: »Was für eine Temperatur haben Sie denn hier drin?«
    »Findest du es zu kalt?«, fragte der Bärtige schnell und blickte ihn besorgt an. Dann lief er zu dem Regal, holte den Käfig mit einem kleinen, grauen Kaninchen hervor, griff sich ein paar der schwarzen Köttelchen, die darin lagen, roch daran und sagte erleichtert »Nein, nein, da irrst du dich. Ist genau richtig.«
    Kluftinger, der zwischen Ekel und Erstaunen hin und her gerissen war, versuchte, ruhig zu bleiben. Immerhin hatte er wichtige Fragen auf dem Herzen. »Nein, ich find es nicht zu kalt. Zu warm, meinte ich, viel zu warm!«
    »Oh nein. Es ist vielleicht etwas ungewohnt für dich, aber du musst es nur zulassen. Was du hier fühlst, ist die Wärme und Feuchte des Mutterschoßes.«
    Priml! Dieser verwirrte Aushilfsindianer sollte ihm weiterhelfen? Kluftinger zweifelte ernsthaft daran, doch zumindest einmal wollte er es noch versuchen. Sollte er wieder so einen bizarren Schmarrn zur Antwort bekommen, würde er eben einfach gehen und den Mann mit seinem ganzen … was auch immer er hier eben tat, alleine lassen.
    »Fönst du dein Haar?«, fragte der Mann plötzlich und Kluftinger war so verwirrt, dass er ihm wahrheitsgemäß mit »Ja« antwortete.
    »Hör auf damit!«, kam die Antwort wie aus der Pistole geschossen. Schnalke sah dabei aus, als meine er es todernst.
    Beinahe hätte Kluftinger »Warum« gefragt, doch er hatte sich Gott sei Dank rechtzeitig wieder im Griff und sagte stattdessen: »Waren Sie nun gestern hier?«
    »Ja, wie schon gesagt: Ich bin immer hier. Jemand muss sich ja um das seelische Gleichgewicht des Sees kümmern. Er ist noch nicht über den Tunnelbau hinweg, aber es geht ihm besser.«
    »Ach was … äh … haben Sie gestern irgendetwas Ungewöhnliches bemerkt? Wir haben diesen Mann hier gefunden.«
    Er reichte ihm ein Foto von dem jungen Mann in der roten Lache. Als Schnalke es in Händen hielt, wurde er bleich. Offenbar kannte er den Mann, mutmaßte Kluftinger und gratulierte sich bereits zu seiner Hartnäckigkeit.
    »Blutet er wieder?«, fragte der Schamane flüsternd.
    »Der Mann? Nein, wir haben …«
    »Nicht der Mann. Der See! Blutet er wieder?«
    Jetzt riss Kluftinger der Geduldsfaden: »Herrgottnochmal, könnten Sie mal auf meine Fragen antworten?«
    Schnalke setzte sich auf einen der Strohsäcke, griff nach hinten und holte ein hölzernes Gebilde hervor, das ein bisschen wie eine Pyramide aussah. Es bestand aus kleinen Holzleisten, die an den Enden mit Kügelchen aus Knetmasse zusammengefügt worden waren. Er setzte es sich zu Kluftingers großem Erstaunen auf und schüttelte dann den Kopf. »Stell mir eine andere Frage. Etwas, was dich bewegt.«
    Resigniert ließ sich Kluftinger nun ebenfalls auf einem Strohsack nieder. Verzweifelt sagte er: »Mich bewegt eben diese Frage: Haben Sie gestern irgendetwas gesehen?«
    »Nein!«
    Kluftinger seufzte. Wenigstens hatte er nun eine klare Antwort bekommen, auch wenn er damit letztlich nichts anfangen konnte.
    »Du bist ein Fisch«, überraschte ihn sein Gegenüber auf einmal mit einer neuen Erkenntnis.
    Der Kommissar sah ihn prüfend an. Was wollte er ihm damit nun wieder sagen?
    »Als Sternzeichen, ich meine, du bist als Sternzeichen Fisch.«
    Kluftinger war verblüfft. Der Bärtige hatte Recht. Er nickte und wollte ihn gerade fragen, wie er darauf gekommen sei, da schob der Mann nach: »Es wäre besser, du wärst als Wassermann geboren

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