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Seegrund

Seegrund

Titel: Seegrund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kobr Michael Kluepfel Volker
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war, gesehen. Das heißt: Richtig gesehen hatte sie es nicht, aber es hatte genügt, um ihr Unterbewusstsein zu aktivieren, das ihr nun gebot, umzukehren. Sie ging die paar Schritte zurück und stieß die Türe ganz auf. Als sie ins Innere blickte, wusste sie, warum ihre beiden Kollegen so geschäftig getan hatten. In dem Raum hingen, feinsäuberlich aufgereiht, etwa zehn schwarzglänzende Taucheranzüge an einer Wäscheleine.
    Friedel Marx beeilte sich, in die Gaststube zurückzukehren, denn sie wollte unbedingt hören, was der Wirt dazu zu sagen hatte. Ihr war er gleich komisch vorgekommen, jetzt ärgerte es sie, dass sie nichts gesagt hatte.
    Kluftingers Gesicht war rot angelaufen, als er mit mühsam im Zaum gehaltener Lautstärke zischte: »Jetzt sagen Sie endlich, wem die Taucheranzüge gehören.«
    Der Mann wirkte hilflos, fuchtelte mit den Händen herum und sagte: »No, von Analys’n … mein … Sohn …«
    »Ihrem Sohn? Gehören sie Ihrem Sohn?«, setzte Strobl nach.
    »Nein, nix Sohn, kommt..«
    Er fing an zu keuchen und Marx hatte Angst, er würde jeden Moment umkippen.
    »Wissen Sie was?«, sagte Kluftinger schließlich. »Bevor Sie sich hier dumm stellen, kommen Sie besser mal mit. Wir werden Ihnen auch einen Dolmetscher zur Verfügung stellen, und dann werden wir sehr schnell rausfinden, was es mit diesen Taucheranzügen auf sich hat.«
    Der Kommissar wartete noch einen Augenblick, ob es sich der Wirt noch einmal überlegen würde und sich seine Deutschkenntnisse angesichts dieser Ankündigung verbessern würden, doch der seufzte nur, zuckte mit den Schultern und stand auf. Zusammen verließen sie schweigend das Lokal.
    Als das Quartett in der Polizeidirektion Kempten ankam und die Türe zu Kluftingers Büro öffnete, saßen Richard Maier, Roland Hefele und Kluftingers Sekretärin in der Sitzgruppe und tranken Kaffee.
    »Oh, ich hoffe, ich störe das Kaffeekränzchen der Herrschaften nicht allzu sehr«, begrüßte sie der Kommissar.
    Hefele, der sich nicht sicher war, ob der Kommissar einen Scherz gemacht hatte, entschied sich vorsichtshalber herzhaft zu lachen. Maier hingegen verschluckte sich am Kaffee, sprang auf und lief dem Kommissar entgegen. »Also, wir haben … wirklich, wir sind …«, stotterte er.
    »Richie, beruhig dich, war doch nur ein Spaß«, beschwichtigte ihn Kluftinger.
    Hefele grinste, vor allem aus Freude darüber, dass er sich im Gegensatz zu seinem Kollegen für die richtige Reaktion entschieden hatte.
    »So, meine Herren«, sagte der Kommissar, wurde durch ein Räuspern seiner Sekretärin aber unterbrochen. »… und meine Dame«, fügte er hinzu und als er Sandy Henske dabei ansah, fiel ihm auf, dass sie beim Frisör gewesen sein musste. Wahrscheinlich heute Morgen. Ihre Haare waren für ihre Verhältnisse ungewöhnlich kurz und hatten einen leicht rötlichen Farbton. Um seinen eben begangenen Fauxpas wieder auszubügeln, setzte er zu einem Kompliment an. »Ich hab Sie ja gar nicht gleich erkannt, so fesch sehen Sie heute aus. Waren S’ beim Frisör, hm?«
    Sandy stand auf, lächelte den Kommissar an und sagte im Vorbeigehen: »Ja, vorletzte Woche.«
    Als sie die Tür geschlossen hatte und Kluftinger in die grinsenden Gesichter seiner Kollegen blickte, fuhr er in geschäftigem Ton fort:
    »Würde sich jetzt mal jemand um Herrn … Schreckens … ding kümmern? Eugen, nimm dir noch jemanden mit!«
    Strobl nickte Hefele zu und die beiden verließen mit dem ungarischen Wirt, der aussah, als würde er jeden Moment zu weinen anfangen, das Zimmer. Maier wurde von seinem Chef mit den Worten »Zu dir komme ich gleich« fortgeschickt. Zurück blieben der Kommissar und seine Füssener Kollegin. Kluftinger verfluchte sich, dass ausgerechnet er dafür gesorgt hatte, dass sie nun alleine hier in seinem Büro standen. Er überlegte kurz, öffnete die Tür und rief seiner Sekretärin.
    »Sandy, zeigen Sie Frau Marx hier doch bitte mal, wo sie sich hinsetzen kann. Am besten vielleicht …«, er dachte kurz nach, »… bei Maier, da ist doch noch so ein Praktikantenplatz frei.« Schnell wandte er sich seiner Kollegin zu: »Also, nicht, dass ich meine, dass Sie wie ein … na ja, also da ist jedenfalls noch Platz. Da können Sie auch rauchen, der Maier hat sicher nichts dagegen. Sie können sich derweil ja auch einen Kaffee machen.«
    »Kommt ja überhaupt nicht in Frage«, mischte sich Sandy ein. »Natürlich mache ich Ihnen den Kaffee«, sagte sie, lächelte Friedel Marx dabei freundlich an

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