Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Seegrund

Seegrund

Titel: Seegrund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kobr Michael Kluepfel Volker
Vom Netzwerk:
Klaus zufolge Kurs auf die Stelle, an der Kluftinger das unbekannte Teil entdeckt hatte.
    Einige Minuten herrschte angespannte Stille, die Friedel Marx plötzlich mit einem heiseren »Da!« durchbrach. Es ärgerte den Kommissar, dass seine Kollegin diesmal schneller gewesen war als er. Schließlich hatte er das Ding neulich ja überhaupt erst entdeckt.
    Professor Guthknecht kaute nervös an seinen Fingernägeln, während er Klaus anwies, der Struktur nach unten zu folgen. Außer dem Lichtschein, den der Roboter in den See warf, war es nun absolut schwarz; nur der spitze Gegenstand schimmerte im Scheinwerferlicht.
    Klaus schwenkte die Kamera weiter nach unten, das Bild drehte sich und unter ihnen stach das unbekannte Objekt wie eine Lanze in den schwarzen Abgrund. Kluftinger lief ein Schauer über den Rücken. Er fühlte sich wie ein Schatzsucher, der auf ein uraltes Schiffswrack am Meeresgrund zu stoßen hofft. Doch was sie da sahen, gehörte zu keinem Schiff.
    »Was zum Teufel ist das?« Strobl war der Erste, der die Frage stellte.
    »Sieht aus wie Metall.«
    »Nein, ich glaube eher, dass es Holz ist«, wandte der Professor ein.
    Das Material war nur schwer auszumachen: Das Gebilde war überzogen von einer dicken, verkrusteten Dreck- und Algenschicht.
    »Holz?«, fragte Strobl ungläubig. »Das muss doch schon Jahre da unten sein, das war doch schon längst morsch und verfallen.«
    »Normalerweise schon, da gebe ich Ihnen Recht. Aber hier am Alatsee ist eben nichts normal.«
    Sie sahen ihn an. Ihre Mienen spiegelten Unverständnis.
    »Die Todeszone!«, sagte der Professor lapidar.
    »Die Todeszone?«
    »Klaus, würden Sie bitte kurz erläutern?«
    Der Student blickte weiter auf den Bildschirm und sagte dann: »Die Todeszone ist so lebensfeindlich, dass sie wie ein großes Einmachglas wirkt. So gut wie kein Sauerstoff da unten. Und ohne Sauerstoff gibt es keine biologischen Abbauprozesse. Da hätte eine Wasserleiche das ewige Leben!«
    Kluftinger dachte wieder an die Exponate in Willi Renns Büro.
    »Weil hier außer ein paar anaeroben Lebensformen so gut wie nichts existieren kann, sind alle Verfallsprozesse, die ja immer Produkte organischer Vorgänge sind, sehr stark verlangsamt beziehungsweise unterbrochen.«
    »Mit anderen Worten«, unterbrach ihn der Professor, »haben wir es hier mit einem großen Kühlschrank mit Nullgradzone zu tun.«
    »Soll das heißen, dass man …« Strobl vollendete seine Frage nicht. Sein Kiefer klappte nach unten und er starrte auf den Monitor. Der Schein der Lampe glitt gerade über ein massives Metallteil, das aussah wie der Stamm eines mächtigen Baumes. Daneben stand ein zweiter Pfeiler, in der gleichen Größe wie der erste. Doch das war es nicht, was Strobl zum Schweigen gebracht hatte: Kurzzeitig war der Lichtschein zwischen die beiden Pfeiler gefallen. Und für diesen kurzen Moment waren dort, so weit das Licht eben reichte, mehrere dieser Blöcke zu sehen gewesen, ein regelrechter Wald aus Aufbauten, der sich in der Dunkelheit des Seegrundes verlor.
    »Verdammt!« Sogar der Professor hatte sich kerzengerade hingesetzt und starrte auf den Schirm. »Zurück, Klaus, fahren Sie zurück.«
    Der Student lenkte den Roboter zurück und ließ ihn zwischen den zwei Pfeilern hindurchgleiten. Was die Kamera einfing, jagte allen einen Schauer über den Rücken. Es wirkte fast wie eine verfallene Tempelhalle. Überall ragten die Pfeiler wie Finger aus dem Grund empor, mache waren umgefallen, andere abgebrochen. Wie ein überdimensionales Mikadospiel lagen einige übereinander. Klaus stoppte den Roboter.
    »Fahren Sie weiter, da nach links.« Kluftinger fuchtelte aufgeregt mit seiner Hand in der Luft herum.
    Das Bild bewegte sich wieder und steuerte auf die Stelle zu, die der Kommissar gemeint hatte. Sie hatten das seitliche Ende der »Säulenhalle« erreicht. Auf dem Boden lag ein schätzungsweise zwanzig Meter langes, schmales Stück Holz, dessen Ende in eine halbrunde Form überging. Doch es schien irgendwie beschädigt zu sein, denn die Kanten waren, im Gegensatz zum Rest des Teils, zackig, überall standen spitze Späne heraus. An einem hing eine Brille.
    Der Kommissar atmete schwer. »Was ist das nur?«, flüsterte er.
    Der Roboter war nun ganz auf dem Grund des Sees angekommen. Wo er auch hinfuhr, wirbelte er Staub auf und versperrte den Betrachtern am Bildschirm die Sicht.
    »Ich glaube, das hat keinen Sinn mehr, Klaus. Sie können auftauchen.«
    »Warten Sie«, widersprach

Weitere Kostenlose Bücher