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Seekers 03: Auf dem Rauchberg

Seekers 03: Auf dem Rauchberg

Titel: Seekers 03: Auf dem Rauchberg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erin Hunter
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Nase an.
    »Wenn das, was Qopuk uns erzählt hat, wahr ist«, erklärte Ujurak, »dann ist es dieser Weg, dem wir folgen müssen.«
    »Oh«, murmelte Taqqiq. »Und woher weißt du das so genau?«
    Ujurak erwiderte nichts. Er starrte nur auf einen Baum, dessen lange Äste über dem Bach hingen.
    »Ich kann es sehen!«, rief Lusa plötzlich so laut, dass Kallik zusammenzuckte. Die kleine Schwarzbärin trottete auf den Baum zu. Dann stellte sie sich auf die Hinterbeine und berührte mit der Vordertatze ein in sich verschlungenes Muster in der Rinde.
    »Was ist das?«, fragte Kallik. Sie sah nichts weiter als einen gewöhnlichen Baum. Beim Anblick von Taqqiqs Gesicht wurde ihr bange ums Herz. Das war jetzt sicher keine sehr gute Gelegenheit, dass er sich freundlicher verhielt. Stattdessen würde er die anderen Bären nur für noch verrückter halten.
    »Kannst du’s nicht erkennen?«, fragte Lusa. Sie ließ sich wieder auf alle viere fallen und deutete mit dem Kopf auf die Rinde. »Das ist eine Bärenseele, die uns aus dem Baum heraus anblickt. Das ist es, was du gesehen hast, nicht wahr, Ujurak?«
    Ujurak nickte.
    Kallik starrte angestrengt auf das knorrige Holz und versuchte irgendetwas Gesichtsartiges darin zu entdecken. Neben ihr kniff Toklo die Augen zusammen, als würde das Muster dadurch deutlicher werden. Da waren Knoten und Kringel in der Rinde, aber in Kalliks Augen sah das alles irgendwie aus wie … ein Baum eben.
    »Hier.« Lusa berührte eine dunklere Stelle. »Das ist das Gesicht der Bärenseele, die in diesem Baum lebt. Ich wette, sie ist sehr alt. Und seht nur, wie sie den Bach im Auge behält.« Sie deutete auf die langen Zweige, die über dem sprudelnden Wasser hingen.
    Kallik trat etwas zurück und versuchte den Baum mit Lusas Augen zu betrachten. Dünne grüne Blätter zerfurchten das Wasser, sodass es aussah wie gekräuseltes Fell. Und vielleicht mochte diese dunkle Stelle in der Rinde ein Auge sein … und diese Flecken da wären dann Backenhaare … oder puschelige Ohren.
    »Es ist ein Zeichen«, flüsterte Lusa. »Nicht wahr, Ujurak? Der Geist dieser Bärin möchte, dass wir dem Bach folgen. Sie weist uns den Weg zur Letzten Großen Wildnis!«
    Ujurak senkte den Kopf. »Ja, das ist es, was auch ich sehe.«
    Taqqiq schob Kallik beiseite und ging steifbeinig auf den Baum zu. Mit zusammengekniffenen Augen betrachtete er das Bärengesicht, an das er viel besser heranreichte als Lusa. Lusa wirkte neben ihm so klein wie der Polarfuchs, der Kallik zum Großen Bärensee gefolgt war. Aber Lusa hatte keine Angst. Auf den Hinterbeinen sitzend, blickte sie zu dem großen Eisbärenjungen hoch.
    »Du siehst es doch, nicht wahr?«, fragte sie. »Glaubst du jetzt, dass wir in diese Richtung müssen?«
    Taqqiq sagte erst einmal gar nichts. Dann entrang sich ein tiefes Knurren seiner Brust. »Gar nichts sehe ich, und da ist auch nichts«, erklärte er. »Bärenseelen leben nicht in Bäumen. Bäume sind nur blöde Dinge, die einem im Weg stehen, wenn man mal ordentlich rennen möchte.«
    Er trat einen Schritt vor, drehte sich um und begann, sich den Rücken am Baum zu kratzen. Rindenstücke lösten sich und flogen neben ihm auf den Boden.
    »Nein! Halt!«, kreischte Lusa. »Lass das!« Die junge Schwarzbärin warf sich auf Taqqiq, um ihn vom Baum wegzudrängen. Es war, als würde sie einen Berg verschieben wollen. Er schnaubte, als sie auf seinen Rücken kletterte und versuchte, seinen Kopf zur Seite zu drücken.
    »Taqqiq!«, bellte Kallik. »Lass den Baum sofort in Ruhe!«
    Toklo kam, die Zähne gefletscht, vom Bach herbeigerannt. Doch noch bevor er zur Stelle war, beugte sich Lusa über Taqqiqs Kopf und grub ihre Zähne in eines seiner Ohren.
    »Aua!«, brüllte Taqqiq. Er wirbelte so heftig herum, dass Lusa den Halt verlor und in hohem Bogen in einen Blätterhaufen segelte. Taqqiq erhob sich bedrohlich fauchend auf die Hinterbeine, doch Kallik ging entschlossen dazwischen, bevor er sich auf Lusa stürzen konnte. Mit seinen mächtigen Vorderpranken, die dafür ausgelegt waren, Robben aus Schneewehen zu graben, hätte er die kleinere Bärin ohne Weiteres erschlagen können.
    »Taqqiq, lass sie in Frieden!«, knurrte Kallik. Ihre Nackenhaare standen zu Berge, ihre Atmung überschlug sich vor Zorn. Warum fing Taqqiq ständig Streit an? »Und bleib von diesem Baum weg. Lusa hat sich auch nicht über unsere Eisseelen lustig gemacht, also zeig gefälligst ein bisschen Respekt für das, woran sie glaubt. Außerdem ist

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