Seekers - Am Großen Bärensee - Hunter, E: Seekers - Am Großen Bärensee - Seekers, Great Bear Lake
beschaffen. Was sie getan haben, war nicht recht. Darf ich dir also helfen?«
Lusa fragte sich, ob sie der Bärin, die sie eben erst kennengelernt hatte, trauen konnte. Und ungeachtet dessen, was sie Toklo hatte weismachen wollen, hatte sie keinen Plan. Aber wenn ein einzelner Bär nicht den Hauch einer Chance hatte, so gab es für zwei vielleicht zumindest eine geringe Aussicht auf Erfolg. »Ja, wenn du willst. Danke«, sagte sie schließlich.
Später würde sie Zeit haben, darüber nachzudenken, wie verrückt es war, Miki vor den vielen Eisbären retten zu wollen. Im Moment war dafür keine Zeit.
Die Eisbärin stand auf und streckte sich. »Ich heiße Kallik«, sagte sie. »Und du?«
»Ich bin Lusa.« Und jetzt? Ratlos blickte sie sich um. »Als Erstes müssen wir herausfinden, wo Miki ist«, verkündete sie schließlich.
»Taqqiq hat ihn vom Wald mitgebracht«, erklärte Kallik und deutete mit der Schnauze zum Waldrand auf der anderen Seite des Sees. »Das letzte Mal habe ich ihn da drüben gesehen, wo die Felsen sind.«
Lusa betrachtete den Grat, von dem der Lärm der Eisbären zu ihnen herüberschallte.
»Die Bären streiten sich darüber, ob sie in Zukunft im Wald leben sollen oder nicht«, fuhr Kallik fort. »Mein Bruder und seine Freunde stacheln die anderen Eisbären an und hetzen sie gegen die Schwarzbären auf. Ich weiß nicht, was passieren wird.«
»Vielleicht passiert ja auch nichts? Vielleicht haben sie Miki schon zurückgeschickt?«, überlegte Lusa mit einem Funken Hoffnung. »Auf jeden Fall müssen wir uns Klarheit verschaffen und nach ihm suchen. Komm mit!«
Sie ging vor Kallik her durch den Sumpf bis zu der Stelle, an der das Gelände zu den Felszacken hin anstieg. Auf dem Weg nach oben sah sie, dass sich der Morast in alle Richtungen fortsetzte und die trostlose Weite nur von wenigen verkrüppelten Sträuchern und Felsblöcken unterbrochen wurde. Sie waren nun näher an dem Bau der Flachgesichter, den Lusa schon vom Seeufer aus gesehen hatte. Ein Steinpfad verlor sich in der Ferne. Dort, wo er begann, neben dem baumhohen Bau, kauerte ein Feuerbiest.
»Sei vorsichtig«, sagte Kallik nervös. »Wir gehen da besser nicht näher heran, oder?«
»Ich glaube, das Feuerbiest schläft«, erwiderte Lusa. Sie legte den Kopf in den Nacken und sah zur Spitze des Baus hinauf. Ihr fiel wieder ein, wie sie den höchsten Baum im Bärengehege bestiegen hatte und von dort aus die anderen Tiere und noch viel weiter gesehen hatte. Wenn ich da hinaufklettern könnte, dachte sie, würde ich Miki vielleicht entdecken.
Bei näherer Betrachtung musste Lusa jedoch erkennen, dass der Bau zu glatt war, als dass sie außen daran hätte hochklettern können. Doch innen befand sich, wie durch die Öffnungen erkennbar war, ein steiler Pfad, an dem man sich hochhangeln konnte. Die unterste Öffnung war zwar ziemlich klein, doch Lusa war sich sicher, dass sie sich hindurchquetschen könnte. Ja! Das ist es!
Sie drehte sich zu Kallik um. »Kann Miki noch laufen?«, fragte sie.
»Ich glaube schon. Als ich ihn das letzte Mal gesehen habe, hat er sich heftig gewehrt.«
»Gut. Dann machen wir Folgendes: Wenn Miki noch da unten ist, suche ich uns ein Versteck, das nicht weit von dem Bau dort weg ist, und …«
»Du musst dich wirklich gut verstecken«, warnte sie Kallik. »Taqqiq wird auch dich schnappen, wenn er dich entdeckt.«
»Dann passe ich auf, dass es nicht so weit kommt.« Eine Mischung aus Angst und Entschlossenheit lag in Lusas Stimme.
»Und was soll ich machen?«, fragte Kallik.
»Ich möchte, dass du Miki sagst, wo ich mich verstecke, und dann Taqqiq und seine Freunde so lange ablenkst, dass Miki zu mir flüchten kann. Sobald er es geschafft hat, renne ich an seiner Stelle los. Die Eisbären werden mich für Miki halten und verfolgen. Aber ich werde wegrennen und auf das hohe Ding da klettern.«
Kallik blickte sie entsetzt an. »Aber das gehört den Krallenlosen!«
»Du meinst den Flachgesichtern? Ach, die sind in Ordnung, die meisten jedenfalls.«
»Und was ist, wenn Taqqiq dich erwischt?«
Dann reißt er mich in Stücke. Lusa spürte schon fast die scharfen Krallen in ihrer Haut. Einen Augenblick drohte die Angst sie zu besiegen, doch dann reckte sie entschlossen den Kopf in die Höhe. »Keine Bange. Er ist für die Öffnung zu groß, und auch wenn er durchpasst, klettern Schwarzbären schneller als alle anderen Bären.« Zumindest hatte King das immer gesagt. Aber vielleicht hatte er noch nie
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