Seekers - Die Suche beginnt - Hunter, E: Seekers - Die Suche beginnt
auf ihrer kleinen Insel ausharren, bis sie wegschmolz. Sie musste mit ihrer Mutter und ihrem Bruder zusammenbleiben, wohin auch immer sie gingen. Sie holte tief Luft, schloss die Augen und sprang in die dunklen Wellen.
Scharfes, salziges Wasser strömte ihr in die Nase. Sie öffnete das Maul, um nach Luft zu schnappen, doch stattdessen bekam sie nur noch mehr Wasser ab. Es kam ihr vor, als würde sie den halben Ozean verschlucken. Mit den Tatzen gegen die Strömung schlagend, kämpfte sie sich an die Oberfläche und stieß spuckend und würgend ihre Nase in die Luft, um schnell einzuatmen, bevor die Wellen wieder über ihr zusammenschlugen.
Ich schaffe das , feuerte sie sich selbst an. Ich kann da hinschwimmen, weil meine Mutter auf mich wartet und weil Taqqiq sehen soll, dass ich genauso zäh bin wie er.
Die Strömung war stark, wollte sie immer wieder zurück zu ihrer Insel ziehen, und Kallik konnte, während sie sich über Wasser zu halten versuchte, kaum die Eiskante erkennen, die sie ansteuerte. Salzige Wellen spritzten ihr in die Augen und das Meerwasser in ihrer Nase brannte. Aber sie ließ nicht locker, orientierte sich am Gesicht ihrer Mutter. Sie konnte kaum etwas hören durch das laute Rauschen der Wellen, aber sie wusste, dass Nisa und Taqqiq sie anfeuerten. Dann fühlte sie endlich die Zähne ihrer Mutter in ihrem Nacken und ließ sich von ihr aufs Eis ziehen.
Sie rang um Atem und schüttelte mit letzter Kraft das Wasser aus dem Fell, dann rückte sie ganz dicht an Taqqiq heran, der flach auf dem Bauch lag. Im Wasser war es schon eiskalt gewesen, doch jetzt, mit nassem Fell dem Wind ausgesetzt, fror Kallik noch mehr.
»Schwimmen ist schrecklich!«, flüsterte Taqqiq.
»Schlimmer, als von riesigen Bären gejagt zu werden«, stimmte Kallik zu.
»Bedauerlicherweise«, sagte ihre Mutter, »werden wir noch mehr schwimmen müssen, um zum Festland zu gelangen.« Die Jungen sahen sie entsetzt an. »Es werden nur kurze Strecken sein, immer dann, wenn wir auf Wasser stoßen«, erklärte Nisa. »Zwischendurch legen wir so viele Ruhepausen wie möglich ein.«
»Ist es immer so?«, fragte Kallik. »Muss man immer, wenn das Eis zu schmelzen beginnt, so weit schwimmen?«
Nisas Antwort ließ einige Zeit auf sich warten. Dann stupste sie Kallik mit der Schnauze an. »Nein, so wie jetzt ist es nicht immer«, räumte sie ein. »Normalerweise kommen wir viel näher an das Festland heran, bevor wir anfangen müssen zu schwimmen. Aber wir sind ja in der Lage zu schwimmen, also werden wir es tun. Wenn ihr macht, was ich sage, und dicht bei mir bleibt, werden wir bald ans Festland gelangen.«
Kallik drückte ihre Nase an die Schnauze ihrer Mutter. »Ich werde immer bei dir bleiben«, flüsterte sie.
»Und auch immer tun, was ich sage?«, neckte sie Nisa. »Versprichst du mir das beim Großen Bären?« Sie stieß Taqqiq an, drängte ihn, sich zu erheben. »Na gut, Kinder. Seht ihr die große Eisfläche dort drüben? Da wollen wir hin. Seid tapfer und bewegt euch zügig.« Sie stand auf, schüttelte sich und trat vorsichtig an den Rand des Wassers.
Die Eisscholle, auf der sie sich befanden, war nicht sehr groß und begann zu schaukeln, als Nisa sich bewegte. Kallik grub ihre Krallen ins Eis. Ihr war ein bisschen schwindelig.
»Hui!« Taqqiq richtete sich auf und versuchte die Schwankungen mit den Vorderbeinen auszugleichen. »Komm, Kallik, das macht Spaß. So ähnlich, wie wenn man auf Mutters Rücken reitet.«
»Nur dass man, wenn man vom Rücken runterfällt, nicht gleich ertrinkt«, wandte Kallik ein.
»Wir ertrinken nicht«, beruhigte sie Taqqiq, ging an den Rand der Eisscholle und spähte ins Wasser. Nisa war schon hineingeglitten und schwamm voran. »Ich beschütze dich, egal was passiert«, sagte Taqqiq mit fester Stimme. »Wir mögen zwar klein sein, aber wir sind zu zweit, vergiss das nicht.«
»Das ist wahr.« Kallik fühlte sich schon etwas besser. Sie folgte ihm zum Wasser und tauchte nervös die Tatzen hinein. Taqqiq ging in die Knie, machte sich rund und sprang dann im hohen Bogen ab, sodass es gewaltig spritzte und Kallik ganz nass wurde.
»Hey!«, quietschte sie erschrocken.
»Nass wirst du sowieso!«, rief ihr Bruder zurück. »Ich helfe dir nur dabei!«
»Na warte, ich werde dir helfen!«, prustete Kallik entrüstet und sprang hinterher.
Sofort begann die Strömung an ihrem Fell zu zerren, und sie musste mit den Vordertatzen heftig paddeln, um ihrer Mutter folgen zu können. Als sie bei der
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