Seekers - Die Suche beginnt - Hunter, E: Seekers - Die Suche beginnt
Schuld, dass er so dünn war!
»Haut und Knochen«, knurrte sie nochmals. »Ernährt euch von Körnern und Löwenzahn. Ihr braucht frisches Fleisch!«
»Das sag ich doch die ganze Zeit!«, wäre es beinahe aus Toklo herausgeplatzt, aber er besann sich eines Besseren.
Oka grub die Tatzen in den Schnee, riss ein paar Grasbüschel heraus und warf sie fauchend in die Luft. Unbehagen machte sich in Toklo breit. Er wusste nicht, warum, aber es machte ihm Angst, sie so zu sehen. Was wollte sie mit dem Gras? Sie erwartete doch nicht, dass er das fraß, oder?
Schließlich hielt sie inne und sah ihre Jungen erneut an. Mit einem tiefen Seufzer setzte sie sich unter einen Baum.
»Wir müssen über die Berge gehen«, sagte sie leise. Tobi und Toklo wechselten einen erstaunten Blick. Dies war so ungewöhnlich, dass sogar Tobi aufmerksam wurde.
»Über die Berge?«, wiederholte Toklo. Wo sie doch immer behauptet hatte, das könnten sie nicht, weil Tobi es nicht schaffte?
»Es gibt dort einen Fluss auf der anderen Seite«, erläuterte Oka. »Einen breiten Fluss voller Lachse. Die sollten wir fressen, nicht Körner und Blätter. Ihr verhungert, wenn wir noch länger hierbleiben.«
Toklo zitterte vor Erregung. Er konnte sich nicht erklären, warum seine Mutter so besorgt war. Dies war doch die beste Idee, die sie seit Urzeiten gehabt hatte – ein großes Abenteuer, eine Wanderung über die Berge, die Chance herauszufinden, wie so ein Lachs aussah – und schmeckte! Oka hatte ihm von diesem dicken, saftigen Fisch erzählt, der einem aus dem Wasser direkt ins Maul sprang. Endlich traf seine Mutter die richtige Entscheidung. Und endlich würde er Lachse fangen wie ein echter Grizzlybär!
4. KAPITEL
Kallik
Kallik folgte ihrer Mutter von der Bruchkante zurück aufs feste Eis. Das Wasser hinter ihr gurgelte, und sie fragte sich, was mit den Bärenseelen geschah, wenn das Eis plötzlich zerbrach, anstatt langsam zu schmelzen. Wurden sie dann ins Meer gespült, um mit den Robben zu schwimmen?
Sie hätte ihre Mutter gern gefragt, spürte aber, dass dies nicht der rechte Zeitpunkt dafür war. Nisa war angespannt und wachsam, prüfte sorgfältig das Eis, auf dem sie sich bewegte, die Nase dicht über dem Schnee, um nach weiteren angetauten Stellen zu schnuppern. Sogar Taqqiq war ausnahmsweise einmal still, er ging hinter Kallik her, ohne darum zu betteln, auf Nisas Rücken reiten zu dürfen, oder nach jeder Schneeflocke zu haschen.
Sie waren den ganzen Tag unterwegs, ohne den kleinsten Hinweis auf Robben zu entdecken. Nisa erklärte, dass es, sobald das Eis aufzureißen begann, schwieriger war, Luftlöcher zu finden, weil die Robben überall an die Luft gelangen konnten und keine Löcher mehr benötigten.
Plötzlich blieb sie stehen. Kallik hielt den Atem an. Brach das Eis auch hier auf? Würden sie nun selbst in das dunkle Wasser abstürzen?
Nisa stieß ein Grunzen aus, streckte die Schnauze nach vorn und rannte los. Kallik und Taqqiq sahen sich verwirrt an, dann jagten sie hinterher. An einem kleinen Schneehügel kam Nisa zum Stehen und schnupperte aufmerksam daran.
Kallik war enttäuscht. Das war doch nur ein Haufen Schnee. Da gab es ja wohl nichts zu fressen.
Doch dann stellte sich Nisa plötzlich auf die Hinterbeine und schlug mit den Vordertatzen in den Schneehügel. Immer wieder ließ sie ihre mächtigen Pranken niedersausen. Zu Kalliks großer Überraschung kamen schließlich zwei flauschige weiße Robbenbabys aus dem Schnee gepurzelt. Nisa tötete sie auf der Stelle, und ihre Jungen eilten herbei, um die Worte des Dankes zu sprechen und dann zu fressen.
»Das war die Geburtshöhle einer Robbe«, erklärte Nisa. Blut tropfte ihr von der Schnauze. »Sie müssen ihre Jungen auf dem Eis gebären, deshalb vergraben sie sie, während sie unter Wasser nach Beute jagen.«
Kallik fühlte sich viel besser, jetzt, wo sie etliche Happen des saftigen Robbenfetts im Bauch hatte. Plötzlich glaubte sie daran, dass alles gut werden würde, selbst wenn der Feuerhimmel bald kam. Ihre Mutter konnte auch dann für sie sorgen, so wie immer.
Taqqiq schlug gegen eine der Robbenflossen, sodass sie über den Schnee flog und neben Kallik landete. Übermütig schlug sie sie zu ihm zurück und so ging es einige Male hin und her.
»Hört auf damit!«, wies Nisa sie zurecht. »Ihr solltet eurer Beute mehr Achtung erweisen, Kinder. Denkt daran, dass sie uns von den Seelen des Eises geschenkt worden ist.«
In diesem Moment tauchten zwei junge
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