Seekers - Die Suche beginnt - Hunter, E: Seekers - Die Suche beginnt
so weit nach oben kommst?«, sagte Yogi höhnisch und kletterte auf den nächsten Ast.
»Komm ich wohl«, erwiderte Lusa trotzig, grub ihre Krallen ins Holz und zog sich mit den Vorderbeinen hoch. Yogi war ein ganzes Stück größer als sie, aber Lusa wollte ihm unbedingt beweisen, dass sie genauso hoch klettern konnte wie er.
Die Sonne schien durch die sanft wogenden Blattknospen und warf tanzende Schatten auf die Bärenjungen. Oben auf dem Mauerrand stand die übliche Ansammlung von Flachgesichtern, die allerlei Rufe ausstießen und mit ihren kleinen Krallen auf sie zeigten. Ein Geruch von seltsamem Futter wehte von ihnen herüber. Lusa sah King und Ashia unter sich in der Sonne dösen. Von Zeit zu Zeit blinzelte King, schüttelte den Kopf und blickte unwillig zu ihnen hoch, als rechnete er damit, dass sie ihm jeden Moment auf den Kopf purzelten.
Ein paar Rindensplitter rieselten auf Lusa herab, als Yogi weiter nach oben kletterte. »Ich kann von hier aus zu den Braunbären rübersehen«, rief er ihr zu. »Oha, ich sehe deinen Lieblingsbären!«
»Ich habe keinen Lieblingsbären«, brummte Lusa. »Und Grizzlys mag ich schon gar nicht. Die sind zu groß und haben immerzu schlechte Laune.«
»Vor allem Opa Griesgram da drüben«, bestätigte Yogi und deutete mit der Schnauze auf den alten Grizzly, der allein auf der anderen Seite des Zauns lebte. Die Jungbären hatten noch nie mit ihm gesprochen, daher kannten sie seinen richtigen Namen nicht. Unter sich nannten sie ihn nur Opa Griesgram, weil er so alt und mürrisch war. »Er wälzt sich auf dem Boden herum. Sieht ziemlich lustig aus.«
Lusa wollte auch mal schauen. Sie versuchte die Krallen ihrer Hintertatzen in den Baumstamm zu bohren und sich mit den Vordertatzen am nächsten Ast festzuhalten. Von dort aus konnte sie sich hochschwingen, aber das war ziemlich anstrengend.
»Hrrmph.« Sie hörte ein lautes Grummeln von unten, musste sich aber ganz darauf konzentrieren, ihre Hintertatzen auf den Ast zu hieven, und konnte deshalb nicht auf den Boden schauen.
»Hrrrmph«, ertönte das Grummeln noch nachdrücklicher. Lusa riskierte einen Blick über die Schulter. Ihr Vater stand auf den Hinterbeinen und hatte die Vorderbeine nach ihr ausgestreckt.
»Alles in Ordnung, ich falle nicht runter«, rief sie. Noch einmal bot sie alle ihre Kräfte auf und schaffte es schließlich, grunzend vor Anstrengung, alle vier Tatzen um den Ast zu schlingen.
»Wenn du so kletterst, kommst du nie nach oben«, knurrte King. »Du bist ja nicht schneller als eine Schnecke.«
»Na ja, ich lerne doch noch«, erwiderte Lusa außer Atem. Sie lag bäuchlings auf dem Ast und ließ die Tatzen baumeln, um sich ein bisschen auszuruhen.
»Sei nicht so zaghaft«, riet King. »Es geht viel leichter, wenn du mit schnellen Sprüngen nach oben kletterst. Halt dich mit den Vordertatzen am Stamm fest und stoß dich mit den Hintertatzen ab, genauso wie du’s bei einem Stamm machen würdest, der auf der Erde liegt.«
In Lusas Ohren klang das eher wie eine sichere Methode, vom Baum herunterzufallen, aber es war immerhin ihr Vater, der da sprach. Und der rückte nur dann mit Ratschlägen heraus, wenn es um wirklich wichtige Angelegenheiten ging.
»Ist das auch sicher?«, rutschte es ihr heraus.
»Sicher?«, schnaubte King verächtlich. »Schwarzbären sind die besten Kletterer im Wald. Jetzt hör mal zu, Lusa. Schwarzbären fallen nicht von Bäumen. Selbst die kümmerlichsten Jungtiere nicht.« Er ließ sich auf alle viere zurückfallen und trottete brummelnd und mit zuckenden Ohren davon.
Lusa blickte wieder nach oben zum Wipfel des Baumes, wo die dünnen Zweige vor dem blauen, mit einzelnen Wolken gesprenkelten Himmel schaukelten. Yogi war es langweilig geworden. Er hatte sich an den Abstieg gemacht und kratzte unterwegs immer wieder am Stamm, um nach Insekten zu suchen.
Die besten Kletterer im Wald , dachte Lusa. Wir fallen nicht von Bäumen. Mit frischem Mut raffte sie sich auf und bohrte ihre Krallen in die Rinde. Sie holte einmal tief Luft, dann stemmte sie ihre Hintertatzen in den Baumstamm, drückte sich ab und schnellte im Sprung nach oben.
Zu ihrer Überraschung landete sie fast eine ganze Bärenlänge höher. Aufgeregt versuchte sie es gleich noch einmal und sofort darauf ein weiteres Mal. Einmal im Schwung, raste sie den Baum hinauf und hörte auch nicht auf, als sie zu dem höchsten Punkt kam, den Yogi je erreicht hatte. Sie kletterte weiter, stieß sich in immer luftigere Höhen
Weitere Kostenlose Bücher