Seekers - Feuer im Himmel - Band 5
dann wieder zu ärgern.
»Blöde Möwen«, brummte sie. In diesem Moment flog der Vogel seinen nächsten Angriff. Diesmal zielte er auf Ujuraks Nase, und der kleine Braunbär musste abtauchen, um ihm auszuweichen.
»Hau ab!«, brüllte Kallik. »Oder wir fressen dich!«
»Krih-iiih!«, kreischte die Möwe. Sie flog einen weiten Bogen und griff dann Toklo an.
»O-oh. Jetzt hat sie sich den Falschen ausgesucht«, schnaubte Lusa und strampelte mit den Beinen, um mit dem Kopf ein wenig weiter aus dem Wasser zu kommen. Als der Vogel den tiefsten Punkt seines Sturzflugs erreicht hatte, schnellte Toklo aus dem Wasser, schlug mit den Krallen nach ihm und erwischte ein paar Federn. Die Möwe kam ins Trudeln. Ihr Rücken zeigte schon zum Wasser, als es ihr gerade noch gelang, sich mit einem panischen Flügelschlag aufzurichten.
Während sie sich unbeholfen in Sicherheit brachte, landeten noch ein paar Federn im Wasser.
»Kriiiih!«, kreischte die Möwe wütend, ehe sie abdrehte und davonflog.
»Ja, hau nur ab!«, rief Kallik ihr hinterher. »Such dir Gegner in deiner Größe!«
»Ich glaube, ich kann jetzt weiterschwimmen.« Lusa holte tief Luft. Kallik paddelte näher an sie heran und sie machten sich wieder auf den Weg. Das Wasser war viel kälter als im großen Fluss. Kallik spürte die stechende Kälte sogar durch ihr dickes Fell. Als sie den Hals reckte, entdeckte sie vor sich eine zerklüftete weiße Eiskante. Das Ewige Eis! Sie hatte es endlich gefunden. Unermesslich weit von ihrer Geburtshöhle entfernt kam sie endlich wieder aufs Eis.
»Wir sind fast da«, rief sie den anderen zu, während das Eis immer näher kam. Die blütenweiße Eiskante vor ihnen lockte sie wie das Fleisch eines frisch erbeuteten Tiers. Kallik konnte das Eis fast schmecken. Sie wurde schneller und schneller und dann hatte sie es geschafft! Kraftvoll mit den Hinterbeinen strampelnd, zog sie sich aus dem Wasser und landete auf dem Eis.
Unter ihr war es wunderbar kalt. Ihre Tatzen waren nicht mehr schwer und matschverklebt, sondern kühl und leicht. Als Kallik die saubere, eisige Luft in den Lungen spürte, hätte sie sich am liebsten auf dem Eis gewälzt und den Rücken in den Schnee gegraben.
Doch erst musste sie Lusa aus dem Wasser helfen. Vorsichtig biss sie ihr ins Genick und zog sie nach oben, wie Nisa es mit ihr und Taqqiq immer gemacht hatte. Lusa keuchte vor Schreck, als ihre Tatzen über das Eis rutschten und sie als kleines, nasses Bündel vor Kalliks Tatzen landete.
»Brrrrr!«, rief Lusa und schüttelte sich, sodass ein Schauer von Wassertropfen auf Kallik niederging. »Das kann doch nicht sein, dass es sogar noch kälter ist, wenn man aus dem Wasser herauskommt! Brrr! Brrr! BRRR!« Sie wollte loslaufen, um sich aufzuwärmen, doch ihre Tatzen rutschten auf dem Eis aus und sie klatschte auf den Bauch.
Toklo schob Ujurak auf das Eis und ließ sich dann von Kallik aus dem Wasser helfen. Beide Braunbären schlitterten unbeholfen umher, bis sie mit Lusa zusammenstießen und alle drei in einem wirren Haufen auf dem Eis landeten.
»Es ist ein bisschen rutschig«, brummte Lusa belustigt. Kallik merkte jetzt erst, dass sie die anderen hätte warnen müssen.
»Ach, tatsächlich?«, knurrte Toklo.
»Ihr müsst euch langsam bewegen.« Kallik half ihren Freunden, den Fellhaufen zu entwirren.
»Ich kann ja nicht mal stehen!«, schimpfte Toklo, der Mühe hatte, das Gleichgewicht zu halten. Erneut landete er auf dem Bauch. Grummelnd sammelte er die Tatzen unter sich und versuchte sich hinzustellen. Doch sofort zog es seine Beine in alle Richtungen davon und er platschte wieder unsanft auf das Eis.
»Schön, dass du dich amüsierst!«, fauchte er Lusa an, die sich im Schnee wälzte vor Belustigung. »Wie sollen wir wandern, wenn wir nicht einmal die Beine auf den Boden bekommen?«
»Ihr gewöhnt euch schon daran«, versprach Kallik. Sie lehnte sich gegen Toklo, um ihn zu stützen, bis er schwankend zum Stehen kam. »Sieh mal, du rutschst immer mit einer Tatze vorwärts, so. Konzentriere dich darauf, dass dein Schwerpunkt unter dem Bauch liegt. Du musst die Beine etwas anwinkeln.« Abwechselnd links und rechts gleitend, bewegte sie sich über das Eis. Für sie war das so normal, dass sie sich wie eine Eisbärenmutter vorkam, die zu ihren Jungen sprach. Doch statt der Eisbären hatte sie drei pitschnasse dunkle Fellhaufen neben sich.
Toklo schien wenig beeindruckt. »Pfff«, grummelte er. »Blödes Eis.« Er glitt einen Schritt nach
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