Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Seekers. Sternengeister: Band 6 (German Edition)

Seekers. Sternengeister: Band 6 (German Edition)

Titel: Seekers. Sternengeister: Band 6 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erin Hunter
Vom Netzwerk:
Vorderbeine spreizten sich zu Flügeln, seine Hinterbeine waren plötzlich nackt und dürr. Bevor seine hakenförmigen Füße im Schnee einsinken konnten, erhob er sich mit energischem Flügelschlagen in die Luft und stieg steil nach oben. Mit einem schrillen Triumphschrei ließ er den Erdboden unter sich. Ungeachtet seiner Furcht ergriff ihn das erhebende Gefühl, sich von starken Schwingen tragen und die kalte Luft durch seine Federn strömen zu lassen.
    Aber ich bin ein Bär, ich bin ein Bär, ich bin ein Bär. Ich darf niemals vergessen, wer ich in Wirklichkeit bin.
    Seine Freunde schrumpften zu drei winzigen Gestalten am Fuße des Walrossfelsens. Noch höher hinauf ging es, und Ujurak konnte sehen, dass sie sich auf einer Insel befanden, umgeben vom zugefrorenen Meer. Es war nicht genau zu erkennen, wo das Land aufhörte und das Meer begann, aber Ujurak entdeckte nackte Felsklippen und Abschnitte, wo der Wind den Schnee offenbar abgetragen hatte. Bäume gab es dort nicht, aber einige wenige dürre Büsche klammerten sich an die Klippenwand.
    Ujurak umkreiste die ganze Insel; auf der entgegengesetzten Seite entdeckte er die Walrösser, eine ganze Horde auf einer Ebene unweit des Wassers, dichter zusammengedrängt als Maden unter einem Stein. Während er sich hinunterschwang, ließ Ujurak seine Blicke über ihre glitzernden braunen Leiber, die schnauzbärtigen Gesichter und die gebogenen Fangzähne schweifen. So niedrig flog er, dass einige der Tiere den Kopf zurückwarfen und nach ihm schnappten.
    O nein, dachte Ujurak, mit einem einzigen Flügelschlag wieder an Höhe gewinnend. Heute gibt’s keinen Kormoran als Happen zwischendurch!
    Der Walrossgeruch verfolgte ihn, und er beobachtete angewidert, wie sie plump und schwer übereinanderglitten wie riesige fette Schnecken. Die Babys riefen ohne Pause, und das Brüllen der ausgewachsenen Männchen erfüllte die Luft wie Gewitterdonner.
    Igitt! Ich werde höllisch aufpassen, dass ich mich nie in ein Walross verwandle!
    Als Ujurak über die Klippen zurückflog, sah er plötzlich einen anderen Kormoran, ein Weibchen, das ihm mit angelegten Flügeln entgegenstürzte und einen lauten Warnruf ausstieß.
    »Schon gut! Schon gut! Ich verschwinde ja schon!«, rief Ujurak ihr zu. Vermutlich befand sich ihr Nest in der Nähe.
    Rasch flog er landeinwärts und musste einen Anflug von Panik unterdrücken, als er sich vorübergehend nicht sicher war, wo es zurück zum Walrossfelsen ging. Dann aber machte er den vertrauten, in sich gewundenen Umriss aus, neben dem seine drei Freunde saßen und geduldig auf ihn warteten.
    Die Sonne ging schon unter, als Ujurak im Schatten des Felsens landete und sich zurückverwandelte. Im ersten Moment fühlte er sich schwer und vermisste die Freiheit des Fliegens, doch schon bald legte sich die Behaglichkeit der Braunbärengestalt über ihn. Dies war der Körper, der zu ihm gehörte.
    Die anderen Bären scharten sich aufgeregt um ihn.
    »Was hast du gesehen?«, wollte Lusa wissen.
    Ujurak bemerkte, dass ihr schwarzes Fell erneut weiß durchzogen war. »Was ist los, hast du dich im Schnee gewälzt?«, fragte er.
    Lusa blickte beschämt zur Seite. »Ich bin wieder in eine Schneewehe gefallen«, gestand sie.
    »Das spielt jetzt keine Rolle«, schob Kallik das Thema rasch beiseite. »Erzähl uns, was du gesehen hast.«
    Ujurak beschrieb die Insel und die Klippen sowie das stinkende Rudel Walrösser. »Viel zu viele, als dass wir auch nur dran denken könnten, Jagd auf sie zu machen«, schloss er seinen Bericht.
    Toklo wirkte enttäuscht, erhob aber keine Einwände. »Was sollten wir also deiner Ansicht nach tun?«
    »Uns zur Mitte der Insel wenden, wo sie am höchsten ist«, erwiderte Ujurak. Er deutete mit dem Kopf in die angegebene Richtung. »Vielleicht finden wir dort ein paar Büsche und können uns bis zum Boden durchgraben. Aber es wird schon dunkel. Besser, wir bleiben heute Nacht hier und ziehen erst morgen früh weiter.«
    »Ich hab die Nase voll von dieser Höhle«, knurrte Toklo. »Lasst uns lieber gleich aufbrechen.«
    »Ja!«, stimmte Lusa ihm aufgeregt zu. »Es wird kein Problem sein, im Dunkeln zu wandern.«
    Ujurak sah Kallik an, dann nickte er. Toklo preschte los, um die Führung zu übernehmen. Insgeheim hatte Ujurak den Eindruck, dass die Zuversicht seiner Freunde, was das Wandern im Dunkeln betraf, damit zu tun hatte, dass sie wieder festen Boden unter den Tatzen hatten anstatt Eis oder Wasser.
    »Für sie ist es, als würden sie

Weitere Kostenlose Bücher